100 neue Bäume für den leidenden Wald

Baumpflanzaktion des Landratsamts im Backnanger Plattenwald – Schäden durch Trockenheit und Borkenkäfer

Der Borkenkäfer wütet im Plattenwald und hat zahlreiche Fichten zum Absterben gebracht. Um sein Ausbreiten zu verhindern, mussten diese Bäume gefällt werden. Gestern waren die Bürger eingeladen, die dadurch frei gewordene Fläche neu zu bepflanzen. Mehr als 50 Helfer, darunter eine Kindergartengruppe aus Sachsenweiler, nahmen an der Aktion des Landratsamts teil.

Forstamtsmitarbeiter Ulrich Häußermann und der fünfjährige Lucas zeigen, wie man die Setzlinge einpflanzt. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Forstamtsmitarbeiter Ulrich Häußermann und der fünfjährige Lucas zeigen, wie man die Setzlinge einpflanzt. Foto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Die sieben Jungen und Mädchen sind wetter- und waldgerecht gekleidet. In Gummistiefeln und Matschhosen stapfen sie durchs Gelände, manche haben sogar ihre eigene Schaufel mitgebracht. Landrat Richard Sigel freute sich über die Hilfe der jungen Waldfreunde vom evangelischen Kindergarten Sachsenweiler, zumal er selbst durch einen Verband am rechten Arm gehandicapt war. „Der Wald ist bei uns ein ganz wichtiges Thema“, betonte er bei der Begrüßung der Teilnehmer an der Pflanzaktion „Rette den Wald – pflanze einen Baum!“, zu der das Landratsamt im Vorfeld des Tages des Schwäbischen Waldes am 15. September aufgerufen hatte.

In diesem Jahr sind in den Wäldern extreme Schäden zu beklagen, sagte Forstamtsleiter Martin Röhrs bei seiner Einführung. Eine Ursache dafür liegt in dem trockenen und heißen Sommer des vergangenen Jahres. Auch wenn in diesem Jahr bisher mehr Niederschläge fielen, leiden die Bäume immer noch unter Trockenheit und sind damit anfällig für den Borkenkäfer. Röhrs zeigt auf einen Stapel Fichtenstämme, die am Wegrand abgelegt sind. Sie mussten gefällt werden, um die Ausbreitung des Schädlings einzudämmen. Später würden sie kleingehäckselt und in einer der vielen Hackschnitzelanlagen im Landkreis verheizt. Eine sinnvolle Verwertung von Restmaterial, so Röhrs.

Die Lücke im Plattenwald, die dadurch entstanden ist, soll heute also mithilfe engagierter Bürger neu bepflanzt werden. Mitarbeiter des Forstamts haben das Gelände vorbereitet, Löcher in den Waldboden gebohrt und 100 kleine Setzlinge mitgebracht, 80 Elsbeeren und 20 Speierlinge. Diese beiden Laubbaumarten halten auch wärmere Temperaturen aus, Stichwort Klimawandel.

Forstamtsmitarbeiter Ulrich Häußermann demonstriert zusammen mit dem fünfjährigen Lucas, wie das mit dem Einpflanzen funktioniert: etwas lockere Erde in das Loch schaufeln, den Setzling hineingeben, Erde rundum auffüllen und festtreten – fertig. Lotta, fünf Jahre alt, kriegt das auch hin, zusammen mit Erzieherin Jutta Hofer, der Leiterin des Kindergartens Sachsenweiler.

Mit Wuchshüllen werden die Setzlinge vor Wildverbiss geschützt

Lucas’ Zwillingsschwester Isa hat eine Elsbeere eingesetzt und betrachtet ihr Werk. „Da muss noch ein bisschen Erde rein“, erklärt sie fachkundig. Immerhin ist das bereits der dritte Baum, den sie einpflanzt. Als die Setzlinge nach einer Weile ausgehen, gräbt sie sich kurzerhand selbst bis zu den Knöcheln ein. „Tschüss, Isa“, sagt Jutta Hofer, „wir kommen nächste Woche vorbei und schauen, wie du gewachsen bist.“

Barbara Weber aus Steinbach hat sich ganz spontan entschlossen, bei der Pflanzaktion mitzumachen. „Ich bin sehr interessiert an der Natur und nehme regelmäßig an Aktivitäten draußen teil“, verrät sie. Genau wie Martin Klenota und seine Frau Carmela Podda-Klenota aus Schorndorf. „Wir sind gekommen, weil wir den Wald lieben. Deshalb sind wir auch fast täglich dort unterwegs – beim Wandern, Joggen, Fahrradfahren“.

Als schließlich jeder Setzling seinen Platz gefunden hat, werden noch sogenannte Wuchshüllen angebracht. Die hellgrünen Kunststoffröhren schützen die zarten Pflänzchen vor Wildverbiss und schaffen ein gutes Klima zum Wachsen, erläutert Forstamtsmitarbeiter Patrick Haas und erklärt, wie es mit dem Nachwuchs im Plattenwald weitergeht. In den nächsten Jahrzehnten müsse man die Bäume beobachten. Wenn sie sich gegenseitig bedrängen, würden schwächere Exemplare gefällt, die wertvollen, kräftigeren Bäume gepflegt. Elsbeere und Speierling könnten, wenn sie ausgewachsen sind, eine Höhe von 25 bis 28 Metern erreichen.

Am Ende der gut einstündigen Aktion stärkten sich die Helfer mit Brezeln und Getränken, die Kinder bekamen Bonbons und Gummibärchen.

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Erstellt:
5. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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