300 Liter Starthilfe für Babys

Die Frauenmilchbank der Kinderklinik Winnenden wird weiter ausgebaut. Es gibt eine neue Milchküche und auch mehr Personal.

Oberärztin Janaina Rauch, Initiatorin der Frauenmilchbank am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, holt eine Milchprobe aus dem Tiefkühlschrank. Foto: RMK, Fuchs

© Michael Fuchs Fotografie

Oberärztin Janaina Rauch, Initiatorin der Frauenmilchbank am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, holt eine Milchprobe aus dem Tiefkühlschrank. Foto: RMK, Fuchs

Winnenden. Jedes frühgeborene Baby soll die Chance bekommen, mit Mutter- oder Spendermilch auf natürliche Weise ernährt zu werden, findet Janaina Rauch. Eine Frau, ein Plan, ein Erfolg im Team: Im Juli 2020 freute sich die Oberärztin für Kinder- und Jugendmedizin, dass sie ihre Idee einer Frauenmilchbank am Perinatalzentrum des Winnender Rems-Murr-Klinikums in die Tat umsetzen konnte. Die Nachfrage stieg, die Milchspenden nahmen zu, am 3. März 2023 wurde eine neue Milchküche eingeweiht – im Beisein von Landrat Richard Sigel, Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken, sowie Robert Mayr und Michael von Winning, Vorstände der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung.

Die spezielle Winnender Starthilfe für die Allerkleinsten sucht in der Region Stuttgart ihresgleichen: Nur drei weitere Kliniken in Baden-Württemberg können Milchspenden für Früh- und Neugeborene in kontrollierter Qualität und professionell organisiert vermitteln. Seit 2020 wurden mehr als 300 Liter wertvolles Superfood gespendet und kamen mehr als 100 Babys zugute.

Muttermilch als ein natürlicher Booster

„Muttermilch ist ein natürlicher Booster, der das Immunsystem und die Gesundheit von der ersten Lebensminute an nachweislich unterstützt“, sagt Janaina Rauch, selbst dreifache Mutter. „Sie schützt vor Infektionen, vor allem im empfindlichen Magen-Darm-Trakt der Frühgeborenen, stabilisiert den Blutzuckerspiegel und trägt zu einer besseren Immunabwehr bei, was letztlich auch die Sterblichkeit der ganz Kleinen senkt.“ Wer von Anfang an mit Mutter- bzw. Spendermilch ernährt werde, habe später seltener mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun und sei gegen Übergewicht, Diabetes und Allergien besser geschützt.

Warum ist der Bedarf an Spendermilch so groß? Janaina Rauch erläutert: „Die allermeisten Frauen wollen stillen, aber manchmal klappt es eben nicht sofort. Deshalb verstehen wir unsere Unterstützung auch nicht als Dauerlösung, sondern als Überbrückung. Je nach Reifegrad eines Babys benötigt es täglich zwischen zehn und 400 Milliliter, entweder als wertvolle Rohmilch oder pasteurisierte Spendermilch. Rohmilch enthält noch mehr wertvolle Inhaltsstoffe, benötigt aber eine besonders aufwendige Aufbereitung, weshalb wir diese hochwertigste Nahrung für die besonders anfälligen kleinsten Frühchen aufsparen.“

Virologische und bakteriologische Kontrollen

Das Team der Frauenmilchbank kümmert sich um die Vermittlung von Milchspenderinnen, organisiert virologische und bakteriologische Kontrollen und sorgt für die fachgerechte Lagerung und Abgabe der anonymisierten Milchproben. Dank personeller Aufstockung ist nun die regelmäßige Erreichbarkeit und Öffnungszeit der Milchbank auch für externe Spenderinnen gewährleistet. Die Hardware der Frauenmilchbank umfasst fünf neue Tiefkühlschränke, von denen jeder bis zu 70 Liter fasst. Bei minus 32 Grad schlummern die Milchproben dort in der ebenfalls neuen Milchküche auf Station 28 ihrer Verwendung entgegen.

Der Ausbau wurde durch einen Zuschuss der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung von 35000 Euro möglich. Zudem fördert die Stiftung seit Jahren Projekte für Kinder am Rems-Murr-Klinikum – etwa eine Studie zu den Auswirkungen der extremen Frühgeburtlichkeit auf Herz- und Lungenfunktion oder den Aufbau der sozialpädiatrischen Nachsorge „Bunter Kreis Rems-Murr“. 2020 konnten mithilfe der Stiftung vier Geräte zum PCR-Schnelltest beschafft werden.

Landrat Sigel ist davon überzeugt, dass sich jede Investition in die Gesundheit der Jüngsten lohnt: „Gerade die Frauenmilchbank zeigt, dass es bei der medizinischen Strategie nicht nur um Hightech geht, sondern auch um gute Ideen, Gründergeist und das persönliche Engagement unserer Mitarbeitenden: Daraus wurde diese Innovation geboren, die der Gesundheit unseres Nachwuchses dient. Wie wichtig das ist, haben wir in diesem Winter erlebt, als so viele Kinder unter schweren Atemwegsinfektionen gelitten haben.“ pm

Kontakt Die Frauenmilchbank ist erreichbar von Montag bis Freitag, jeweils 8.30 bis 12.30 Uhr unter 07195/59141812 oder frauenmilchbank@rems-murr-kliniken.de.

Zum Artikel

Erstellt:
7. März 2023, 16:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen