60 Jahre im Einsatz für andere

Der THW-Ortsverband Backnang feierte am Wochenende sein 60-jähriges Bestehen. Zahlreiche Redner lobten die kompetente und zuverlässige Arbeit der Helfer bei Einsätzen in Backnang, Deutschland und dem Ausland. Doch auch auf die Herausforderung der Zukunft wurde geblickt.

Auch im Brückenbau ist das THW nach der Flutkatastrophe federführend aktiv. Foto: THW

Auch im Brückenbau ist das THW nach der Flutkatastrophe federführend aktiv. Foto: THW

Von Wolfgang Gleich

Backnang. „Wir sind froh, dass wir uns auf die Hilfe des THW hier vor Ort verlassen können“, versicherte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich beim Festakt zum 60. Gründungsjubiläum des Ortsverbands Backnang der „Bundesanstalt Technisches Hilfswerk“, und auch: „Es wird uns gelingen, gemeinsam eine gute Lösung für die Unterkunft zu finden, angesichts dessen, dass die jetzige aus allen Nähten platzt.“ Stilecht im Technikforum, zwischen Strick- und Lederspaltmaschinen auf der einen und den Kaelble-Kraftpaketen auf der anderen Seite, feierte das Backnanger THW am Samstag seinen 60. Geburtstag – ein Alter, in dem man üblicherweise anfängt, darüber nachzudenken, wie man es gemächlicher angehen kann. Von Gemächlichkeit war bei dem halben Dutzend Rednern, die das Jubiläum ins rechte Licht rückten, keine Rede, viel mehr ging es um erfolgreich bewältigte Aufgaben und die Herausforderungen der Zukunft. Fetzig ging’s schon vor dem eigentlichen Festbeginn zu mit der Big Band „Heros Band“ aus Ofterdingen.

Eingestimmt wurden die Ehrengäste – geradezu ein „Who’s who“ der regionalen „Blaulichtorganisationen“ – mit einem Video, das die ganze Bandbreite der Herausforderungen und Möglichkeiten vorführte, denen die Backnanger Helfer im Ernstfall gegenüberstehen. Vom Einsatz mit Suchhunden über das Trümmerräumen bis hin zur Arbeit mit Hochleistungspumpen und dem Heben von Schwerstlasten. Durch die Einsätze der vergangenen Monate in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erhielten die Helferinnen und Helfer die mediale Aufmerksamkeit, die sie verdienten, erinnerte OB Friedrich. Der Klimawandel bringe zusätzliche Herausforderungen und erhöhe die Wahrscheinlichkeit für schlimme Unwetter dramatisch. Darauf müssten sich alle vorbereiten. Da tue es gut, als Oberbürgermeister zu wissen, dass man sich auf das THW und alle anderen „Blaulichtorganisationen“ voll und ganz verlassen könne. Während THW-Ortsbeauftragter Alexander Krumbach an die Gründung des Backnanger THW am 28. Januar 1961 erinnerte, verknüpfte die THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner das Motto „Alles gegeben, gemeinsam geschafft, deine Zeit ist jetzt“ mit dem Backnanger Gänsekrieg der Jahre 1606 bis 1612. In Backnang halte man zusammen. Dies gelte umso mehr fürs THW, und so wie einst im Gänsekrieg hätten auch in ihm die Frauen die Initiative ergriffen und aktuell einen bemerkenswert hohen Mitgliederanteil von 25 Prozent erreicht.

Hochwasser, Waldbrände, Erdbeben:Die aktuellen Einsätze sind vielfältig

„Alle sind willkommen, die helfen wollen“, versicherte Lackner und verwies auf die Vielzahl der Einsätze, bei denen es galt, Pkw aus der Murr zu bergen, eine Behelfsbrücke zu bauen oder Menschen bei Katastrophen in Italien, Äthiopien oder den USA zu helfen. Seit 13 Wochen sei das THW nun schon im Ahrtal im Hochwassereinsatz, erinnerte sie. Parallel dazu helfe man auch noch in Griechenland bei der Waldbrandbekämpfung und in Haiti bei der Bewältigung des jüngsten Erdbebens.

„Wenn es das THW nicht gäbe, müsste man es erfinden“, stimmte ihr Bundestagsabgeordnete Inge Gräßle zu. Mittlerweile nehme der Bund für den Katastrophenschutz auch wieder „richtig Geld in die Hand“ und habe die Haushaltsmittel für den Zeitraum von 2017 bis 2022 von 236 auf 458 Millionen Euro erhöht. „Wir sind darauf angewiesen, dass Sie bestens ausgerüstet sind, auch räumlich, um Ihre Leute zu motivieren“ betonte Gräßle. Wilfried Klenk, politischer Staatssekretär im Innenministerium, wie auch Polizeirat Dennis Erhardt, der Leiter des Polizeireviers Backnang, betonten die vorbildliche Zusammenarbeit im Einsatz und bei Übungen zwischen den Hilfsorganisationen THW, Feuerwehr, Rotem Kreuz, DLRG und der Polizei. Norbert Barthle betonte das weltweite Engagement des THW sowohl bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit wie auch bei Katastrophen. Das Technische Hilfswerk sei ein hervorragender Botschafter und erhöhe das Ansehen der Bundesrepublik in der Welt.

Optimierungsbedarf gibt es noch bei der Freistellung von der Arbeit

Ortsbeauftragter Alexander Krumbach dankte allen Familienangehörigen und Arbeitgebern für ihr Verständnis und die Unterstützung für die ehrenamtlichen THW-Helfer. Er verschwieg aber auch nicht, dass manche Helfer Probleme mit ihren Arbeitgebern hätten, die ihnen den Einsatz bisweilen sogar verböten. „Es gibt Optimierungsbedarf, was die Freistellung von der Arbeit betrifft“, so sein Fazit. Lackner schlug vor, dass sich die Politik einmal Gedanken darüber machen solle, wie zum Beispiel einem Kleinbetrieb geholfen werden könne, eventuell über Steuererleichterungen oder direkte Unterstützung. Wenn von fünf Mitarbeitern einer beim THW und einer bei der Feuerwehr seien und beide über längere Zeit im Einsatz stünden, dann geriete der Betrieb schnell in Existenznot.

Im Rahmen der Feierstunde wurde Benjamin Wieland, der seit 2003 dem THW und seit 2019 der Führungsgruppe angehört, für seine „vorbildliche Einsatzbereitschaft“ mit dem THW-Ehrenzeichen in Bronze ausgezeichnet. Die THW-Helfervereinigung Backnang erhielt zum Dank für ihre Unterstützung die THW-Ehrenplakette: „Es gibt Anliegen, die wir nur mit der Helfervereinigung lösen können“, erklärte Lackner und nannte als Beispiele die umfangreiche Jugendarbeit zur Nachwuchsgewinnung sowie „Anschaffungen und Investitionen, die nicht vom Bund übernommen werden“, zum Beispiel Spinde für Einsatzkräfte. Damit diese erworben werden können, übergab Vorstandsvorsitzender Jürgen Beerkircher als Geburtstagsgeschenk einen Scheck der Volksbank Backnang über 5000 Euro.

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Erstellt:
11. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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