Äußerst nasse Naturparkmarktpremiere für Backnang
Die Stadt ist am Sonntag das erste Mal Anlaufpunkt für Direktvermarkter aus dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. 50 Beschicker bieten ihre regionalen Spezialitäten und Produkte rund um den Stiftshof an und trotzen mit tapferen Besucherinnen und Besuchern dem unwirtlichen Wetter.
Von Christine Schick
Premiere Bei der Eröffnung des ersten Naturparkmarkts in Backnang, zu der sich sogar kurz die Sonne zeigt, räumt Oberbürgermeister Maximilian Friedrich ein: „Wir hätten uns etwas schöneres Wetter gewünscht.“ Gleichzeitig habe man angesichts der Regenfälle und Hochwassersituation in der Stadt und im Murrtal zumindest im Moment die Hoffnung, mit einem blauen Auge davonzukommen. Dem pflichtete Murrhardts Bürgermeister und Naturparkvereinsvorsitzender Armin Mößner bei. Die Naturparkmärkte erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit, sind wichtige Plattform für die Direktvermarkter und so habe man nun Backnang mit ins Boot holen können, um die Vielfalt an regionalen Produkten auch vor den Toren des Naturparks bewerben zu können. Zwar ist die Stadt kein Mitglied, aber Teile der Gemarkung wie Steinbach oder der Plattenwald gehören zur Gebietskulisse des Naturparks, so Friedrich.
Vernetzung Vertreten sind auf dem Markt Engagierte des Schwäbischen Mostviertels und der Biomusterregion Rems-Murr-Ostalb. „Wir sind mit unserem Regio-Streunerle da, informieren und verkaufen. Hinter uns stehen viele kleinere Erzeuger“, sagt Nadine Thoman vom Schwäbischen Mostviertel. Milena Schulz erläutert, dass es in Bezug auf die Biomusterregion darum geht, den Produzenten zu helfen, ihre Produkte auf den Markt zu bringen, ob mit Kontakttipps oder Workshops. Aber auch Aufklärung spiele eine wichtige Rolle. „Es ist uns wichtig, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt.“
Regio-Streunerle Tanja Fichtl und Werner Wallenwein von der Imkerei Fichtl aus Auenwald-Oberbrüden präsentieren beim Regio-Streunerle einige ihrer Produkte – beispielsweise frischen, ungerührten Blütenhonig sowie eine Mandel-Kakao- und Früchte-Gewürz-Variante. Susanne Kieser hat noch im Regen auf ihren Ackerflächen in der Umgebung von Weissach im Tal, Allmersbach im Tal und Backnang frische Blumen für Sträußchen gepflückt, obwohl Teile unter Wasser standen. Sie möchte die Vielfalt der heimischen Blumen zeigen, die eine wunderbare Alternative zu weit gereisten darstellen. Diese Bewegung, für die sie sich im Rahmen des Mostviertels engagiert, hat mittlerweile einen Namen: Slowflower.
Wengerter Für Achim Keser, Friedrich Strohmaier und Franz K. Matyas ist der Backnanger Naturparkmarkt ebenfalls eine Premiere. Als die Ebersberger Vinöre haben sie ihren Cuvée Rot, Weiß und Rotling dabei und informieren über ihre nachhaltige Bewirtschaftung in Hanglage zwischen Däfern und dem Schloss Ebersberg. Die wird unter anderem durch sogenannte Piwis ermöglicht, sprich pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die aus Kreuzzüchtungen entstehen, erläutert Matyas. Im Weinberg kommen auch Blühmischungen zum Einsatz, damit die Insekten Nahrung finden. Wenn Matyas dann auch schon mal hört, dass sein Gras dort viel zu hoch stehen würde, kontert er mit der Feststellung: „Wir wollen ja in der, mit der und für die Natur etwas tun.“
Apfelleckerei Rainer Waldenmaier hat seit vielen Jahren eine Demeter-Gärtnerei in Rudersberg. Neben dem Verkauf von frischem Obst und Gemüse hat er eine ganz eigene Kreation entwickelt – sein Apfeleis. „Streuobstwiesen sind für unsere Landschaft prägend und so haben wir uns daran gemacht, das in ein schmackhaftes Eis zu verwandeln, das ohne Aromen und Farbstoffe auskommt“, sagt er. Mit seiner Frau Gabriele Brehm steht er im Apfelmobil bereit, um das Eis über die Theke zu reichen. Zu kalt und zu regnerisch? „Ein Eis geht immer“, lässt ein Marktbesucher wissen.
Backfreuden Bei der Holzofenbäckerei Weller und Munz aus Kaisersbach-Cronhütte lässt sich in Bauernbrot, Roggen- und Dinkelbrot, Salzkuchen oder Butterzopf schwelgen. Angesichts des Wetters hat das Team nicht ganz so viel produziert wie sonst, mit Blick auf die Qualität sagt Dorothee Weller aber: „Wir arbeiten ohne Backtriebmittel und mit unbehandeltem Mehl.“
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Obstfreuden Bei Jürgen und Max Schleicher aus Pfedelbach gibt es zahlreiche heimische Apfelsorten, frische Erdbeeren und schon die ersten Frühkirschen. Außerdem hat er ein ganzes Sortiment an Likören im Angebot. Zu den beliebtesten gehören Pfirsich-, Sauerkirsch- und Quittenlikör, erzählt Jürgen Schleicher.
Verwertung Raphael Fleisch erläutert einer Besuchergruppe die Ölpresse des landwirtschaftlichen Betriebs in Pfedelbach, die die Familie zur Demonstrationszwecken mitgebracht hat. Sie stellt Rapsöl her und als Restprodukt sogenannten Rapskuchen. „Der wird oft als Futtermittel genutzt, aber wir trockenen ihn auch, sodass er sich als Mehl verwenden lässt“, sagt Fleisch. So lasse sich Weißmehl entsprechend ergänzen. Ein Ehepaar aus Murrhardt ist trotz Regen gekommen, um sich genau das abzuholen. Auf seiner Einkaufsliste stehen Raps-und Mohnmehl sowie Essig. Weil die beiden sich gezielt auf Naturparkmärkten mit Lebensmitteln eindecken, nehmen sie auch das nasse Wetter in Kauf.
Stammkunden Bei Gerd Ihle aus Murrhardt, der seine Chili- und Grillsaucen, Senf und Gewürzmischungen bis hin zu Chilisalz anbietet, sind es vor allem die Stammkunden, die sich nicht vom Wetter aus der Ruhe bringen lassen und die den Weg an den Stand finden. Unterstützt von seiner Frau Kirstin Krack werden heimlich nebenbei die schönsten Regenschirme prämiert. Regenbogenfarben stehen hoch im Kurs.
Rahmenprogramm Das Naturparkteam, die Naturparkführer und ihre Kooperationspartner wie der Kreisjugendring (KJR) haben sich ins Zeug gelegt, um ein spannendes Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen, und zeigen sich dabei auch sehr flexibel. Beim KJR-Spiele- und Rollstuhlparcours heißt es beispielsweise, die regenfreien Phasen zu nutzen und dann schnell wieder nach Abdeckungen zu fahnden. Naturparkführerin Petra Klinger hat ihre Tour zu urbanem Leben an der Murr spontan mit einer nächtlichen Vorbereitungssession in eine zu Überschwemmung und Verschmutzung umgemünzt.
Bildergalerie Weitere Eindrücke vom Naturparkmarkt in Backnang hält eine Bildergalerie unter www.bkz.de bereit.Naturparkmarktpremiere in Backnang
Das erste Mal präsentieren sich Direktvermarkter aus dem Schwäbisch-Fränkischen Wald in Backnang. Zwar zeigte sich das Wetter mit etlichen Regenschauern nicht von seiner freundlichen Seite, die Beschicker und Besucher machten aber das Beste draus.
Naturparkmarktsaison Es finden dieses Jahr noch weitere Naturparkmärkte statt: am 23. Juni in Waldenburg, am 21 Juli in Spraitbach und am 8. September in Althütte. In Murrhardt wird die Marktsaison am 6. Oktober beschlossen. Weitere Infos rund um die Naturparkmärkte, die Direktvermarkter und die Arbeit des Naturparkteams sowie den Kooperationspartnern finden sich im Netz unter www.naturpark-sfw.de.