Auch Hobbykünstler haben es nicht leicht
Organisatoren des Aspacher Marktes kämpfen mit der Bürokratie – Veranstaltung am 2. und 3. November in der Gemeindehalle
Bernd Bauer und Wilfried Mack veranstalten den Hobbykünstlermarkt in Aspach. Nicht nur haben sie dabei mit der Bürokratie zu kämpfen – auch die Auswahl der ausstellenden Künstler ist nicht einfach. Wir haben sie bei ihren Vorbereitungen besucht, um mal ein bisschen über die Schulter zu schauen.

© Pressefotografie Alexander Beche
Bernd Bauer sitzt über den Plänen und tüftelt aus, wer was wo, in welcher Breite, mit Fenster oder ohne, mit oder ohne Stromanschluss, ausstellen darf. Foto: A. Becher
Von Renate Schweizer
ASPACH. Auf dem Esstisch herrscht Chaos: Hallenpläne, Tischnummern, Ausstellerlisten, Marktordnung, Versicherungspolice, Rechnungen, Werbeplakate, seit Neuestem auch noch der Nachweis der Klimaneutralität – im Vorfeld des Novembermarkts der Hobbykünstler Aspach gibt es Papierkram ohne Ende.
Bernd Bauer und Wilfried Mack brüten über den Plänen und tüfteln aus, wer was wo, in welcher Breite, mit Fenster oder ohne, mit oder ohne Stromanschluss, ausstellen darf beim Markt der Hobbykünstler am 2. und 3. November in der Gemeindehalle Großaspach.
125 Hobbykünstler haben sie in der Kartei, für 40 ist Platz in der Halle
„Hobbykünstler“, das erfährt die Reporterin als Allererstes, müsse sie schreiben, Betonung auf „Hobby“, denn alle, die ausstellen, machen das „nebenher“. Auch Bauer und Mack, die Veranstalter – man müsse ja froh sein, wenn man finanziell rauskommt und die Aussteller ein paar Kreuzer über die Standgebühr hinaus mit nach Hause tragen können. Für die Veranstalter gilt das erst recht: Hallenmiete, Küchenbenutzungsgebühr, Strom – alles kostet, verdienen tun aber nur die anderen. Die Bewirtung zum Beispiel übernimmt das Tierpflegenest Backnang. Das ist eine gute Gelegenheit für den Verein, Geld in die Kasse zu spülen, lecker, große Nachfrage, alles bestens – die Küchenkosten übernimmt der Veranstalter. Bis jetzt jedenfalls.
Apropos Verein: „Wir sind keiner.“ Das Vereinsrecht in Deutschland ist einfach zu kompliziert. „Bei uns funktioniert das so“, erklärt Bauer von einem Ohr zum anderen grinsend, „ich rufe Willi an und sage: ‚Willi, lass uns einen Markt machen!‘ Willi sagt: ‚Okay‘, und dann machen wir einen Markt.“ Die beiden haben eine Liste von 125 potenziellen Ausstellern. Alle hobbymäßig unterwegs, das ist Bedingung. Diese 125 werden angeschrieben. Für 40 haben sie Platz in der Halle, das heißt, sie können sich es aussuchen, wer dabei sein darf. Qualität muss sein – auf gut Schwäbisch: Koin Gruscht. Der Markt der Hobbykünstler hat schließlich einen Ruf zu verlieren.
Wilfried Mack ist Schreiner von Beruf. Holz ist sein Werkstoff, auch privat: Im Hobbyraum steht die Drehbank und in seiner Freizeit drechselt er. Gefühlt immer schon. Als Jugendlicher hat er angefangen und seitdem nicht mehr aufgehört. „Am Anfang hab ich die Sachen verschenkt. Bloozdeckel, also Pizzabretter, Schneidebretter und Holzschüsseln. Irgendwann stand alles voll davon und keiner meiner Bekannten wollte die Sachen mehr. Also hab ich angefangen, zu verkaufen. Das mach ich jetzt. Manchmal hat man Glück und die Leute nehmen auch hochwertige Stücke mit. Und ein andermal hat man eben kein Glück und es gehen bloß ein paar Schneidebretter als Gebrauchsgegenstände, dann zahlt man drauf.“ Er nimmt’s gelassen, muss ja nicht davon leben.
Die Bauers kochen Marmelade, na ja, eigentlich natürlich Gsälz. 28 Sorten, zum Teil originelle wie etwa Löwenzahngelee, zum Teil altbewährte, aber selten gewordene, zum Beispiel Hägemark. Ist vielleicht nicht Kunst – aber Handwerk ist es definitiv. Streng nach Vorschrift der Lebensmittelkontrolleure natürlich – schließlich sind wir in Deutschland. Geerntet wird gemeinsam: Löwenzahnköpfe –„da muss man richtig schnell sein“ –, Hagebutten, Beeren aller Art, Zwetschgen, Quitten, was der Obstgarten hergibt. Hannelore verarbeitet die Sachen zu Marmelade, Bernd organisiert den Markt. „Wer Hägemark will, muss früh aufstehen“, erzählen die beiden. „Oder vorbestellen, das geht nämlich weg wie nix.“ Und wenn es verkauft ist, ist es weg – Nachschub gibt’s erst im nächsten Jahr. Andere Fruchtpürees werden eingefroren und dann nach Bedarf verarbeitet. Denn nach dem Markt ist vor dem Markt.
Anfang November in Großaspach, ein paar Wochen später zum ersten Advent auf der Burg Sternenfels. Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun: Das Bürokratiechaos auf dem Esstisch will beherrscht sein. Bis Freitagabend werden sie es im Griff haben – auch dieses Mal. Denn am Wochenende ist Novembermarkt der Hobbykünstler in Großaspach.

© Edgar Layher
Den Hobbykünstlermarkt in der Aspacher Gemeindehalle gibt es schon seit vielen Jahren. Die Aussteller bieten dort feil, was sie in ihrer Freizeit und – wie der Name schon sagt – als Hobby angefertigt haben. Archivfoto: E. Layher