Auf den Geschmack gekommen
Das Interview: Eva-Maria Kötter vom Landwirtschaftsamt erklärt, was es mit Limes Plus und den Waldgenüssen auf sich hat
Hinterm Horizont geht’s weiter: Das gilt auch beim Blick in Richtung Schwäbischer Wald. In der scheinbar entlegenen Ecke zu beiden Seiten des römischen Limes haben sich Erzeuger, Direktvermarkter, Gastronomen und Touristiker zusammengetan. Sie wollen zeigen, was ihre Heimat zu bieten hat. Begleitet wird die Interessengemeinschaft Limes Plus – Schwäbischer Waldgenuss vom Landwirtschaftsamt Backnang, wo die Diplom-Ökotrophologin Eva-Maria Kötter vom Fachbereich Ernährung und Hauswirtschaft ihre Kontaktstelle ist.

© Armin Fechter
Simon Kohl mit seinem Ziegenhof nahe Welzheim ist das jüngste Mitglied der Interessengemeinschaft Limes Plus – Schwäbischer Waldgenuss. Der Zusammenschluss von Erzeugern, Direktvermarktern, Gastronomen und Touristikern will weiter wachsen. Foto: A. Fechter
Von Armin Fechter
Frau Kötter, die Interessengemeinschaft Limes Plus – Schwäbischer Waldgenuss wurde 2013 mit EU-Fördermitteln auf den Weg gebracht. Was war die Idee dahinter?
Es ging um die Regionalentwicklung im Schwäbischen Wald. Die Idee war, Direktvermarkter, Touristiker und Gastronomen zu unterstützen und die Limesregion nach vorne zu bringen und über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. Ziel war die Standortsicherung und eine wirtschaftliche Sicherung.
Die finanzielle Unterstützung ist inzwischen weg. Hat das Projekt laufen gelernt?
Darauf ist die Gruppe stolz, dass das Projekt auch nach der Förderung noch läuft. Es steckt noch ganz viel Engagement und Enthusiasmus dahinter. Die Beteiligten haben sich freigeschwommen mit den Dingen, die initiiert wurden: Man hat die Marke Limes Plus gegründet, man hat ein Produkt-Portfolio aufgestellt, erste Aktionen gemacht. Das Ganze läuft weiter, es lebt weiter, und es wird auch von den Kunden, von der Bevölkerung sehr gut und zunehmend mehr angenommen.
Was sind denn einige typische Produkte, mit denen die Limes-Plus-Mitglieder auf dem Markt unterwegs sind?
Ganz typische Produkte sind zum Beispiel die Römerla, eine Wurst mit hohem Rindfleischanteil, von der Metzgerei Ziesel. Dann das Disotto, ein Dinkelgericht vom Biohof Vogel, das auch auf den Märkten zum Verkosten zubereitet wird. Honig aus dem Welzheimer Wald. Weiter gibt es noch ganz unterschiedliche, besondere Kartoffelsorten von der Familie Heinz. Zu den Highlights gehören auch Spätzlesmehl und andere Mehlmischungen von den Mühlen und unterschiedliche süße und herzhafte Aufstriche.
Was ist von der ursprünglichen Idee noch übrig? Wie hat sich Limes Plus gewandelt?
Es gibt inzwischen eine feste Kerngruppe aus Direktvermarktern und Naturparkführern. Dass sich so eine Gruppe findet, war ganz wichtig. Die Gruppe blickt jetzt auch verstärkt nach außen und schaut, wie sie die Kooperationen, die angedacht waren, besonders mit dem Tourismus, voranbringt und wie sie sich besser vernetzen kann. Bei der Regionalentwicklung ist sie aktiv für die Region und für die Bevölkerung, indem sie die leckeren Produkte herstellt und anbietet und für den Landschaftsschutz tätig ist. Aber es geht auch darum, die Region in einem weiteren Umkreis bekannt zu machen. Das geht in Kopplung mit dem Tourismus und der Gastronomie vor Ort. Stark gewachsen sind auch die Touren für Kinder und Erwachsene, die sie mit Naturparkführern anbieten, um die Produkte der Direktvermarkter und die Region erlebbar zu machen. Da hat sich Limes Plus sehr stark weiterentwickelt. Auch die Produktvielfalt ist größer geworden.
Was hat das Landwirtschaftsamt mit Limes Plus zu tun?
Wir sind eher im Hintergrund tätig. Wir haben eine gewisse Steuerungsfunktion, koordinieren zum Beispiel gemeinsame Treffen zur strategischen Weiterentwicklung und unterstützen organisatorisch.
Es gibt im Rems-Murr-Kreis auch noch das Label „Natur von hier“. Was ist der Unterschied – oder gibt es Gemeinsamkeiten?
Das Label „Natur von hier“ gilt für Direktvermarkter im ganzen Rems-Murr-Kreis. So sind manche Betriebe sowohl bei „Natur von hier“ als auch bei Limes Plus. Aber der Unterschied besteht darin, dass Limes Plus regional noch einmal stark abgegrenzt ist, eben die Limesregion im Rems-Murr-Kreis vertritt, und dass die Mitgliedsbetriebe eine eigene Marke mit einem speziellen Produktsortiment entwickelt haben. Aber sowohl mit „Natur von hier“ als auch mit Limes Plus wollen wir als Landwirtschaftsamt die Direktvermarkter im Rems-Murr-Kreis unterstützen. Das machen wir auch mit zahlreichen Infoveranstaltungen und Workshops für Direktvermarkter. Oder auch mit der „Gläsernen Produktion“. Bei dieser Aktion können Direktvermarkter den Verbrauchern ihre Produktionsabläufe und die Qualitäten ihrer Erzeugnisse näherbringen.
Im Bewusstsein der Bevölkerung ist Limes Plus bislang noch kaum verankert. Was unternehmen die Beteiligten, um besser bekannt zu werden?
Das ist eine Frage, die wir uns auch gestellt haben. Zum einen ist es so, dass wir auf Märkte gehen und uns verstärkt im Rems-Murr-Kreis präsentieren, zum Beispiel mit einem Stand beim Tag der Landwirtschaft am 20. Juni oder bei den Naturparkmärkten. Dann haben wir jetzt auch eine neue Broschüre aufgelegt, um Limes Plus für die Bevölkerung erkennbar zu machen und die Produkte und die Personen zu zeigen, die hinter Limes Plus stehen. Da sind die einzelnen Betriebe genau beschrieben. Außerdem wollen wir Limes Plus über Kontakte zu Hotels oder mit Informationen an Infotheken mehr ins Bewusstsein rücken.
Gibt es auch Gemeinschaftsaktionen wie vor zwei Jahren auf der Grünen Woche in Berlin?
Wir hatten letztes Jahr eine Gemeinschaftsaktion, als Limes Plus auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest vertreten war. Das hat über den Landkreis hinausgetragen. Viele Besucher sind auf die Betriebe der Limesregion aufmerksam geworden und haben nicht nur Kartoffeln, Honig oder eine Wurst probiert, sondern auch im Nachgang noch einmal die Betriebe aufgesucht. In diesem Jahr haben wir am Tag der Landwirtschaft einen Stand, an dem sich alle Mitglieder präsentieren, und auf den Naturparkmärkten haben viele Mitgliedsbetriebe ihre eigene Präsenz.
Jüngstes Mitglied der Interessengemeinschaft ist der Ziegenhof Kohl. Gibt es noch weiteres Potenzial, um die Basis zu verbreitern, oder wird das gar nicht angestrebt?
Dass wir neue Partner suchen, um das Portfolio interessant zu halten, steht in diesem Jahr auf der Agenda. Wir haben auch schon welche im Auge. Da geht es beispielsweise um das Thema Linsen, angedacht ist auch das Thema Senf. Wir haben definitiv das Interesse, das Angebot noch zu verbreitern.
Mit welchen besonderen Angeboten will Limes Plus in diesem Jahr überraschen?
Immer wieder lohnend ist für Interessierte, auf die Homepage zu schauen. Da stehen alle aktuellen Touren drin, und da gibt es auch immer wieder alle Neuigkeiten. Etwas Besonderes sind auch die Geschenkpakete und Taschen mit leckeren Produkten von Limes Plus, die Kunden individuell aus dem Sortiment zusammenstellen können. Diese werden von Firmen oder auch Privatpersonen gerne genommen, da sie etwas Besonderes sind und aus der Region kommen.

Eva-Maria Kötter
In der Interessengemeinschaft Limes Plus – Schwäbischer Waldgenuss sind 15 Betriebe aus der Limesregion zusammengeschlossen. Die Mitglieder sind an Orten rechts und links des Limes im Rems-Murr-Kreis zu finden. Das Gebiet reicht von Spiegelberg und Großerlach bis Welzheim und Alfdorf.
Mitglied der Interessengemeinschaft kann werden, wer als landwirtschaftlicher Erzeuger, Direktvermarkter, Gastronom oder Touristiker in der Limesregion des Rems-Murr-Kreises tätig ist und sich bereit erklärt, die hohen Standards der Interessengemeinschaft einzuhalten.
Limes Plus live erleben können Interessierte in diesem Jahr auf den Naturparkmärkten, die der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ausrichtet, beim Tag der Landwirtschaft im Rahmen der Remstal-Gartenschau am 20. Juni, beim Regionalmarkt „Natürlich gut!“ in Schorndorf am 23. Juni sowie bei den Touren, die von verschiedenen Limes-Plus-Akteuren angeboten werden – die einzelnen Termine finden sich auf www.limesplus.de.
Die neu konzipierte Broschüre „Ebbes Guads von ons“ gibt es bei den Städten Welzheim und Murrhardt, bei der Gemeinde Alfdorf, beim Landratsamt in Waiblingen und beim Landwirtschaftsamt Backnang (Erbstetter Straße 58), bei den Mitgliedsbetrieben sowie zum Herunterladen auf der Limes-Plus-Homepage.