Ausbau des Nahwärmenetzes in Sulzbach an der Murr geplant

Die Süwag will künftig auch ein weiteres, großes Gebiet nördlich der B14 in Sulzbach an der Murr mit Biowärme versorgen. Aktuell werden die Anträge der Gebäudeeigentümer im Gebiet gesammelt. Auch in Aspach und Backnang ist Nahwärme auf dem Vormarsch.

Im Gebiet „Hofäcker“ (auf dem Bild links) soll das Nahwärmenetz erweitert werden. Foto: Werner Kuhnle

Im Gebiet „Hofäcker“ (auf dem Bild links) soll das Nahwärmenetz erweitert werden. Foto: Werner Kuhnle

Von Lorena Greppo

Sulzbach an der Murr. 177 Gebäude sind aktuell an das Nahwärmenetz in Sulzbach an der Murr angeschlossen, bald könnten es bis zu 223 mehr werden. Der Grund: Die Süwag beabsichtigt, das Nahwärmenetz in Sulzbach im Bereich nördlich der B14, im Gebiet „Hofäcker“, zu erweitern. Hierfür werde dann eine zweite Holzhackschnitzelanlage gebaut, die soll dann sogar noch größer sein als die bestehende. Aktuell kommt die thermische Energie klimafreundlich aus der Biogasanlage bei Lautern und der Hackschnitzelheizzentrale am Schulzentrum.

Das Projekt in Sulzbach ist nur ein Beispiel dafür, dass das Prinzip Nahwärme in der Region auf dem Vormarsch ist. Im Gebiet Obere Walke in Backnang sollen die geplanten 450 neuen Wohnungen ihre Heizungswärme von einem Heizkraftwerk in der Eugen-Adolff-Straße beziehen. Erzeugt werden soll diese aus Holzhackschnitzeln, ergänzt durch eine Wärmepumpe. Und nicht nur die Obere Walke könnte so versorgt werden. In Zukunft können laut Stadtwerkegeschäftsführer Thomas Steffen auch noch andere Abnehmer angeschlossen werden, vorzugsweise auf der südlichen Murrseite.

Auch in Großaspach gibt es Erweiterungspläne

Aktuell wird auch in Großaspach das Biowärmenetz Richtung Norden und Osten erweitert. Unter anderem sollen die Conrad-Weiser-Schule und der Kindergarten Ulrichstraße angeschlossen werden. 2016 ist das Nahwärmenetz an den Start gegangen, versorgt wird dieses mit der Abwärme, die die Biogasanlage des Putenmästers Micha Baumgärtner auf dem Schöntaler Hof erzeugt (wir berichteten). Zuletzt wurden so 78 Gebäude versorgt, das entspreche 330 Wohneinheiten. Die Bauarbeiten sollen Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang 2023 beginnen. „Wir planen, die Netzabschnitte im Laufe des Jahres 2023 sukzessive in Betrieb zu nehmen“, teilt die Süwag hierzu mit.

60 Prozent Zustimmung sind nötig

Ganz so weit ist man in Sulzbach noch nicht. Derzeit werden Anträge von Eigentümern im besagten Gebiet gesammelt, die an das Netz angeschlossen werden wollen. Folgende Straßen sind für die Erweiterung vorgesehen: Kleinhöchberger Straße, Alexanderstraße, Bergstraße, Christian-Küenzlen-Straße, Urbanstraße, Wenzelstraße, Neue Straße, Ludwigstraße, Friedrichstraße, Theodorstraße, Wilhelmstraße, Hermannstraße, Karlstraße, Heilbronner Straße und zum Teil die Schlossgasse.

„Damit wir dieses Nahwärmenetz wirtschaftlich betreiben können, müssen allerdings mindestens 60 Prozent der Anwohner mitmachen. Wir verlegen das Nahwärmenetz also nur in den Straßenzügen in ,Hofäcker‘, in denen die Mehrheit der Hauseigentümer den Anschluss beantragt hat“, erklärte Christoph Lohrmann, der zuständige Süwag-Projektingenieur. Dadurch, dass besonders die nötigen Tiefbauarbeiten sehr kostenintensiv sind, lohne sich ein Ausbau nicht, wenn in den Straßen nur vereinzelt Interesse bestehe.

Ende 2023 soll der Ausbau starten

Allerdings, sagt Lohrmann, könnten die politischen Rahmenbedingungen kaum besser sein: Die Bundesregierung belohnt den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf die Biowärme mit hohen staatlichen Zuschüssen. Diese beziehen sich auf die gesamten Kosten, die im Gebäude beim Umbau der Heizung anfallen, also beispielsweise auch die Demontage von Heizöltanks, neue Warmwasserboiler, den Einbau von Heizkörpern und natürlich auch auf die Übergabestation. Die Süwag selbst schafft zudem einen Anreiz zum Mitmachen: Für Anträge, die bis zum 12. Januar 2023 gestellt werden, gewährt die Süwag einen 40-prozentigen Nachlass auf die Hausanschlusskosten.

Ende 2023 will die Süwag mit dem Nahwärmenetzausbau starten. „Vorher sammeln wir die Anträge und gehen danach in die konkrete Planung“, so Lohrmann. Angedacht sei, dass die neue Holzhackschnitzelanlage am ehemaligen Sägewerk am Fischbach entstehen soll. Zwar sei das noch nicht in Stein gemeißelt, aber mit dem Grundstückseigentümer sei man schon in der Abstimmung. „Das ist ein geschickter Standort – relativ nah am zu versorgenden Gebiet, aber doch außerhalb, sodass die Anlieferung die Anwohner nicht stört“, erklärt der Projektingenieur. Die neue Anlage werde vermutlich zwei Kessel bekommen, welche mit Abfallholz aus dem Schwäbischen Wald befeuert werden sollen. Der hohe Anteil an erneuerbaren Energien im Nahwärmenetz soll auch bei dessen Ausbau beibehalten werden, so Lohrmann. Bislang sei ein geringer Anteil von weniger als zehn Prozent der Wärme durch Öl erzeugt worden. Dieses werde an besonders kalten Tagen zusätzlich genutzt oder wenn die Biowärmeanlagen gewartet werden oder Servicereparaturen nötig sind. Was das in Sachen Klimaschutz ausmacht, beziffert die Süwag: „Mehr als 500000 Liter Heizöl mussten im Jahr 2019 dank unserer Anlage in Sulzbach nicht verbrannt werden. Der Atmosphäre werden so bereits heute jährlich mehr als 1660 zusätzliche Tonnen Kohlendioxid erspart.“

Für viele Kunden ist die Nutzung umweltfreundlicher Wärme eine wichtiges Argument für den Anschluss an die Nahwärme. „Wir bekommen seit Jahren immer wieder Anfragen von Interessenten“, berichtet Christoph Lohrmann. Durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise sei die Bevölkerung zudem an Alternativen zu Gas- und Ölheizungen interessiert. Das kann sich auf das Vorhaben der Süwag positiv auswirken, Lohrmann weiß aber auch: „Viele haben ihre Anlagen schon erneuert oder sich Wärmepumpen installieren lassen. Diese Personen verlieren wir nun als Kunden.“

Der Anfang wurde in den 90ern gemacht

Die Vorteile der Nahwärme liegen für die Süwag – auch abgesehen von den Themen Klimaschutz und Versorgungssicherheit – jedoch auf der Hand: Man muss sich nicht um den Nachschub an Heizöl oder Holz kümmern, hat keinen Lärm und Gestank, nicht mal ein Tank oder Bunker wird benötigt – nur ein unscheinbarer Kasten im Keller mit der Wärmeübergabestation und der Messeinrichtung.

Auch die Erfahrung in Sulzbach spreche für das Nahwärmenetz: Dieses entstand vor mehr als 20 Jahren. „Alles begann, als Anfang der 90er-Jahre ein Umweltgutachten feststellte, dass sich ein Erdgasnetz in Sulzbach wirtschaftlich nicht lohne“, heißt es auf der Website der Süwag. Der Gemeinderat entschied daraufhin, eine Holzhackschnitzelanlage für die Nahwärmeversorgung einzusetzen. Im Dezember 1997 wurde das Nahwärmenetz in Betrieb genommen. Seit 2012 ist die Biogasanlage im Lautertal an das Netz angeschlossen. Sie erzeugt umweltfreundlich Wärme und Strom aus Putenmist und Pflanzen. Zunächst erhielten nur das Wohngebiet Ziegeläcker und das Schulzentrum Wärme aus dem örtlichen Netz. Nach und nach folgten Ziegeläcker II und einige Gebäude in der Sulzbacher Ortsmitte. Und ganz offensichtlich ist damit noch längst nicht Schluss.

Weitere Informationen

Anschluss Allgemeine Informationen zum Projekt der Süwag in Sulzbach, Ansprechpartner, das Preisblatt und das Antragsformular finden sich unter www.suewag.com/
erzeugung/nahwaermenetze/sulzbach
und den darunterliegenden Seiten.

Förderung Nähere Infos zum Förderprogramm gibt es im Internet unter www.bafa.de/beg, bei einem Energieberater (www.energie-effizienz-experten.de) oder bei der Süwag.

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Erstellt:
30. August 2022, 06:00 Uhr

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