Backnanger Familie benötigt dringend Hilfe nach Wohnungsbrand
Die Wohnung der Familie Feist in Maubach ist nach einem Feuer unbewohnbar. Weil Familienvater Michael im Rollstuhl sitzt, suchen sie dringend übergangsweise eine barrierefreie Wohnung.
Von Lorena Greppo
Backnang. Äußerlich erscheint Michael Feist recht gefasst. „Man funktioniert halt“, sagt er. In seinem Inneren sieht es aber ganz anders aus. In der Nacht zum Freitag ist in seiner Wohnung in Maubach ein Feuer ausgebrochen, offenbar war ein Defekt am neuen Akku des Staubsaugers die Ursache dafür. Daraufhin spielten sich dramatische Szene ab. Vom Rauchmelder geweckt, sah Nadine Feist, dass der Akku im Eingangsbereich der Wohnung Feuer gefangen hatte. Als Feuer und Rauch immer stärker wurden, war schnell klar: Löschversuche helfen nichts, die Familie muss sich in Sicherheit bringen. Und hier gibt es mehrere Schwierigkeiten, denn sowohl Michael Feist wie auch seine Frau Nadine sind kleinwüchsig, er ist zudem querschnittsgelähmt, sie ist schwanger, einen kleinen Sohn haben sie auch. Nadine Feist und der kleine Jonnes konnten durch das Schlafzimmerfenster ins Freie gelangen, Michael Feist lag noch im Zimmer – ohne Hilfe kann er nicht aufstehen. „Meine Frau konnte mich unmöglich raustragen“, berichtet er. Beide schrien panisch um Hilfe, glücklicherweise wurde der 35-jährige Nachbar auf sie aufmerksam, kam „mit einem Hechtsprung über den Zaun“, rettete den Familienvater aus dem Zimmer und konnte sogar noch dessen Spezialrollstuhl – „meine Füße“ sagt er dazu – vor den Flammen in Sicherheit bringen.
Der Retter selbst erlitt eine Rauchgasvergiftung, die Feists kamen körperlich unversehrt davon. „Aber man nimmt einen extremen seelischen Schaden“, sagt Michael Feist. Vor allem seine Frau habe das Geschehene stark belastet, „sie weiß nicht, ob sie in die Wohnung überhaupt irgendwann zurückziehen kann“. Momentan ist das sowieso unmöglich, denn das Feuer hat einen solchen Schaden angerichtet, dass die Eigentumswohnung von Grund auf saniert werden muss. Die Feists stellt das vor mehrere Schwierigkeiten, denn sie brauchen übergangsweise für einige Monate eine neue Wohnung (siehe Infotext). Aber eben keine x-beliebige, denn sie muss rollstuhlgerecht sein, inklusive einer Dusche ohne Rand und Stufen. Das zu finden ist nicht einfach, weswegen auch die Backnanger Stadtverwaltung Vermieter einer solchen Wohnung dazu aufruft, sich zu melden.
Die Familie erfährt viel Unterstützung aus dem privaten Umfeld
Und wenn diese Wohnung gefunden sein sollte – was schwierig genug ist –, ist die Familie Feist finanziell doppelt belastet. „Wir müssen die Eigentumswohnung abbezahlen und die Miete für die Interimswohnung, und das mit einem Gehalt.“ Nicht zu vergessen die Neueinrichtung der Wohnung in Maubach. Denn die Feists haben zwar eine Gebäudeversicherung abgeschlossen, jedoch keine Hausratversicherung. Und schließlich erwarten die Feists ja noch ein weiteres Kind, ein freudiges Ereignis, doch auch das wird sie ordentlich einspannen.
Momentan ist Michael Feist viel damit beschäftigt, auf Ämtern verschiedenste Anträge auszufüllen, denn alle wichtigen Unterlagen sind dem Brand zum Opfer gefallen. Positiv hebt er hervor, wie viel Unterstützung die Familie erfahren hat. Aus dem eigenen Umfeld haben sie viele Sachspenden erhalten – „mit Kleidung und Ähnlichem sind wir ausreichend versorgt“. Größere Sachspenden wie Möbel können sie aktuell gar nicht annehmen, schließlich muss erst noch der Wohnraum her. Nadine Feist lebt mit Sohn Jonnes aktuell bei ihren Eltern in Waiblingen. Weil deren Haus aber nicht barrierefrei ist, hat Michael Feist Anfang der Woche allein ein Zimmer in einem Pflegeheim in Oberrot-Wolfenbrück bezogen. Geholfen sei ihnen aktuell vor allem mit finanzieller Unterstützung, sagt er, weswegen er auf der Plattform Gofundme einen Aufruf erstellt hat (siehe Infotext).
Zudem suche er nach einem Platz in einem Open Office, erklärt Michael Feist. „Ich brauche eigentlich nur einen Tisch und eine stabile WLAN-Verbindung“, erklärt er. Der Backnanger arbeitet im digitalen Marketing bei der Firma Trumpf aus Ditzingen. Zwar kann er viel im Homeoffice erledigen, das gehe aber nur mit einer guten Internetverbindung. Die fehle momentan. Wobei an Arbeit momentan sowieso nicht zu denken ist. „Ich könnte mich gar nicht konzentrieren“, räumt Michael Feist ein. Auch sei er von einer Ärztin aufgrund der seelischen Belastung krankgeschrieben worden. Eigentlich mache er seine Arbeit wirklich gern, sagt er. „Und ich habe auch ein schlechtes Gewissen meinem Team gegenüber, denn die haben nun noch mehr zu tun.“ Doch hätten die Kolleginnen und Kollegen größtes Verständnis gezeigt, seien sogar daran, intern für ihn Spenden zu sammeln. Eine Kollegin habe zu ihm gesagt: „Wehe, du kommst noch in diesem Jahr zurück zur Arbeit!“
Der Brand war nur einer von mehreren Schicksalsschlägen
Auch sie wissen, dass die Familie Feist schon einige Schicksalsschläge erlebt hat. Aufgrund der von beiden Eltern vererbten doppelten Kleinwüchsigkeit sind drei Söhne des Paars kurz nach der Geburt gestorben. Die Familie ging damit sehr offen um, ließ sich sogar vom SWR-Fernsehen begleiten. Sie wollten anderen Eltern Mut machen und zugleich das oft tabuisierte Thema in die Gesellschaft rücken, dass auch Menschen mit Behinderung Kinder bekommen möchten. Zugleich hatte Michael Feist mit seiner Gesundheit zu kämpfen. Wegen eines verengten Spinalkanals musste er sich über die Jahre mehrfach an der Wirbelsäule operieren lassen. Die letzte der OPs führte 2018 dazu, dass er querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen ist. Das war am vergangenen Wochenende genau fünf Jahre her. Und nun also das verheerende Feuer. „Man kann es noch gar nicht richtig fassen. Es tut weh, sich Bilder anzuschauen, die in der Wohnung entstanden sind“, sagt der Familienvater.
Bei all den Problemen, die Michael Feist derzeit beschäftigen, denkt er aber nicht nur an sich. Er möchte sich gerne für die Auszeichnung seines Nachbarn einsetzen, der mit seinem heldenhaften Einsatz Schlimmstes verhindert hat. „Ich fände es schön, wenn er eine Würdigung bekommt.“
Wohnung Übergangsweise (für etwa sechs Monate) benötigt die Familie Feist eine barrierefreie, rollstuhlgerechte Wohnung im Raum Backnang.
Open Office Michael Feist sucht darüber hinaus nach einem Platz in einem Open Office, um gesichert arbeiten zu können.
Spendenkampagne Eine Kampagne der Feists auf Gofundme ist zu finden unter https://gofund.me/0cd380dc.
Kontakt Michael Feist ist per E-Mail an feist.mic@gmail.com und telefonisch unter 0172/3169932 zu erreichen.