Backnanger Neujahrsempfang: OB Friedrich mahnt zum Zusammenhalt
Nach zweijähriger Coronapause kann der städtische Neujahrsempfang wieder in seiner gewohnten Form stattfinden. Vor rund 700 Gästen im Bürgerhaus warnt der Backnanger Oberbürgermeister vor Spaltung und Ausgrenzung.

© Alexander Becher
Zusammen mit den Schornsteinfegern präsentiert OB Maximilian Friedrich die Neujahrstorten.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Obwohl er schon seit eineinhalb Jahre im Amt ist, war es für Maximilian Friedrich eine Premiere: Erstmals durfte er gestern Abend als Oberbürgermeister die Backnangerinnen und Backnanger im Bürgerhaus auf das neue Jahr einstimmen. Beim letzten Neujahrsempfang 2020 hatte das noch Frank Nopper getan, der gestern als Ehrengast in der ersten Reihe saß.
Abgesehen vom OB hatte sich nach zwei Jahren Pause aber nicht viel geändert. Friedrich hielt am traditionellen Dreiklang aus Blasmusik, Rede und Ehrungen verdienter Ehrenamtlicher fest. Auch die Schornsteinfeger, die die Gäste am Eingang begrüßten und kleine Glücksbringer verteilten, waren wieder mit von der Partie.
In seiner Rede blickte der Oberbürgermeister zunächst noch einmal auf ein turbulentes Jahr 2022 zurück. Sein roter Faden waren dabei die „Wörter des Jahres“, die die Gesellschaft für deutsche Sprache im Dezember gekürt hatte. Angefangen von der „Zeitenwende“, die Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufen hatte bis zu den „Waschlappentipps“ des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Großen Raum nahmen in Friedrichs Rede der Ukrainekrieg und seine Folgen ein. „Die aktuelle Krise verlangt uns viel ab. Sie verlangt uns vor allem ab zusammenzustehen – als Stadtgesellschaft wie auch als Europäer und freiheitliche Demokraten“, sagte der OB.
Kein Verständnis habe er deshalb für Anfeindungen gegenüber russischstämmigen Mitbürgern. „Den aktuellen Krieg haben Präsident Putin und dessen Vertraute begonnen. Darum gilt nicht nur der ukrainischen, sondern auch der russischen Bevölkerung unsere Solidarität, die unter dem Autokraten Putin vielerorts zu leiden hat“, sagte der OB und bekam dafür Applaus.
Neujahrsempfang der Stadt Backnang
Impressionen vom Neujahrsempfang der Stadt Backnang
Kritische Worte zum B-14-Ausbau
Beim Blick auf den starken Preisanstieg in vielen Lebensbereichen appellierte Maximilian Friedrich an die Besucher, bewusst regional einzukaufen. „Das stärkt unseren Einzelhandel und unsere Wirtschaft und damit die eigene Kaufkraft vor Ort“, erklärte der OB. Auch die Stadt will dazu ihren Beitrag leisten und an ihrem Investitionsprogramm mit einem Gesamtvolumen von mehr als 100 Millionen Euro festhalten. „Das Investitionsprogramm setzt damit bewusst ein klares Zeichen zur Stabilisierung unserer Wirtschaft angesichts der aktuellen Herausforderungen.“ Als wichtigste Projekte des neuen Jahres zählte Friedrich den Bau der neuen Sporthalle auf der Maubacher Höhe und die neue Fußgängerbrücke am Bahnhof auf. Auch das Feuerwehrgerätehaus im Backnanger Süden wird dieses Jahr eingeweiht und auf der Oberen Walke wird nach vielen Jahren des Stillstands ein neues Pflegeheim eröffnet.
Kritisch äußerte sich Maximilian Friedrich zum B-14-Ausbau: Es könne nicht sein, dass es nach mehr als fünf Jahrzehnten der Planungen und Überlegungen noch immer keine adäquaten Lösungen für die landwirtschaftlichen Verkehre am Viadukt sowie zur wirksamen Entlastung der südlichen Stadtteile gebe. Friedrich rief den Bund als Bauherrn des Straßenprojekts „zu pragmatischem und praxistauglichem Handeln zum Wohle der hier lebenden Menschen und der ganzen Region auf“.
Bei allen Unsicherheiten, vor denen wir auch im neuen Jahr stehen, ist der OB überzeugt: „Zukunft ist nichts Zufälliges, Zukunft kann man gestalten.“ Er sei davon überzeugt, dass die Weichen dafür in Backnang richtig gestellt worden seien. „Von großer Bedeutung ist, dass es uns gelingt, die positive und selbstbewusste Ausstrahlung unserer Stadt, das konstruktive und sachliche Klima und das weithin anspruchsvolle und faire Miteinander zu bewahren.“ In diesem Zusammenhang bedankte sich Friedrich vor allem bei denjenigen, die sich ehrenamtlich in der Stadt engagieren.
Lob von den Kollegen für den OB
Nach den Ehrungen und dem Abschlussmarsch durch das Städtische Blasorchester war dann wieder Händeschütteln angesagt: Maximilian Friedrich und Ehefrau Kerstin begrüßten die Gäste beim traditionellen Defilee. Anschließend wurde im Foyer aufs neue Jahr angestoßen. Dort war natürlich auch Friedrichs erster Auftritt als Neujahrsredner Gesprächsthema und das Urteil fiel durchweg positiv aus. „Er kam authentisch rüber“, urteilte etwa sein Welzheimer Amtskollege Thomas Bernlöhr. Und der Großerlacher Bürgermeister Christoph Jäger stellte fest: „Man hat gemerkt, dass er sich in seiner neuen Rolle wohlfühlt.“