Backnanger Recyclinghof vor ungewisser Zukunft
In ihrem neuen Konzept plant die AWRM, sieben kleine Recyclinghöfe zu schließen. Auch der Backnanger steht auf der Liste der eigentlich zu kleinen Einrichtungen. Bevor Schließungen beschlossen werden, soll es aber zunächst eine modernere Anlage auf der Deponie geben.
Von Kristin Doberer
Backnang. In ihrem neuen Konzept will sich die Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) für die Zukunft aufstellen. Es beinhaltet zum einen steigende Müllgebühren (wir berichteten), zum anderen soll sich auch an der Art und Zahl der Anlagen so einiges tun. Das Zukunftskonzept läuft darauf hinaus, dass es weniger Anlagen geben soll, dafür aber mit besserem Kundenservice und längeren Öffnungszeiten. Von den bisherigen 13 Recyclinghöfen könnten im Laufe der Jahre sieben geschlossen werden. Gerade die kleineren könnten davon betroffen sein, unter anderem steht der Backnanger Recyclinghof in der Theodor-Körner-Straße auf dieser Liste. In der Sache hat sich nun Landtagsabgeordneter und Kreisrat Gernot Gruber an die AWRM gewandt mit der Forderung, den Backnanger Recyclinghof unbedingt zu erhalten. „Noch ist nichts in Stein gemeißelt“, beschwichtigt Anika Fritz vom Vorstandsteam der AWRM. Zwar stehe der Backnanger Recyclinghof in dem neuen Abfallwirtschaftskonzept auf der Liste der Einrichtungen, die für eine Schließung infrage kommen, aber das sei noch lange nicht konkret. Zunächst müsse das neue Konzept überhaupt erst genehmigt werden, der Kreistag werde darüber erst am 15. November abstimmen. Außerdem sei das Abfallwirtschaftskonzept der Fahrplan für die kommenden Jahre, zu schnellen Schließungen komme es nicht.
„Wir haben uns für die Zukunft natürlich Anforderungen gesetzt – zum Beispiel was die Größe angeht – die der Recyclinghof in Backnang aktuell nicht erfüllen kann“, sagt Fritz. Demnach sei die Schließung möglich, aber zuvor müssten noch einige andere Dinge geklärt werden: Zum einen wolle man Schließungen erst dann angehen, wenn auf der Deponie Backnang-Steinbach der Bau des neuen Entsorgungszentrums abgeschlossen wurde. Moderne Annahmestellen sollen entstehen, damit die Abläufe dann so organisiert werden können, dass sich die Wartezeiten spürbar verringern. Das wird aber wohl erst 2023 oder 2024 passieren. „Wenn die neue Anlage in Betrieb ist, schauen wir uns erst an, wie sich die Besucherzahl und die Verkehrsströme an der Deponie entwickeln“, sagt Fritz. Konkret werden die Schließungen der kleineren Recyclinghöfe erst dann angegangen, wenn dort alle Abläufe stimmen.
In seiner Stellungnahme schreibt Gruber außerdem über die Verantwortung gegenüber dem Klimaschutz, dem sich die AWRM stärker annehmen will: „Dazu passt es nicht, dass geplant ist, den Recyclinghof in Backnang zu schließen – was deutlich mehr Verkehr erzeugen würde.“ Weiter schreibt er: „Zudem geht es auf der Deponie oft recht eng zu – die vielen Besucher des Recyclinghofs wären da kaum verkraftbar.“ Doch schon jetzt wird der Recyclinghof deutlich weniger genutzt, als die Deponie in Steinbach. Die AWRM hat vor einigen Monaten an zwei Wochenenden hintereinander – also dann, wenn am meisten Betrieb ist – Zählungen durchgeführt. Auf dem Recyclinghof waren gerade mal ein Fünftel der Menschen, alle anderen fuhren direkt zur Deponie. „Die Deponien in Winnenden und Backnang sind schon jetzt die am stärksten genutzten Annahmestellen“, sagt Lutz Bühle, der 2022 Vorstandsmitglied bei der AWRM werden wird. Auch sei schon jetzt die Deponie an mehr Tagen und länger geöffnet, als der Recyclinghof. „Und bevor wir etwas schließen, wollen wir diese Öffnungszeiten noch deutlich ausweiten. Wir wollen in Millionenhöhe nur in die Öffnungszeiten investieren“, sagt Fritz.
Vermüllungsproblem wegen Kartonagen soll über Jahreswechsel gelöst werden
Außerdem geht Gruber auf das bestehende Kartonagen-Problem an den Papiercontainern ein. Unter anderem durch den Versandhandel gibt es vermehrt eine Vermüllung der Papiercontainer. Dieses, so der Landtagsabgeordnete, werde sich noch verschlimmern, sollte der Recyclinghof schließen. Besonders schlimm ist die Situation um den Jahreswechsel herum, da viele Kunden ihre Weihnachtsgeschenke online bestellen. Hier will die AWRM mit einem neuen Ansatz entgegenwirken. Im Dezember und Januar sollen die Bürgerinnen und Bürger ihre Kartonagen gebündelt einfach neben die Blaue Tonne zur Abholung bereitzustellen und sich so die Fahrt zur Deponie oder zum Papiercontainer zu sparen. Die AWRM erhofft sich von diesem Service, die Vermüllung der Containerstandorte um den Jahreswechsel zu reduzieren und im Idealfall zu vermeiden. In den beiden Monaten wolle man das erstmals versuchen und sehen, wie die Bürger das Angebot annehmen. „Sollte diese Maßnahme Früchte tragen, könnte auch über eine dauerhafte Kartonagenbündelsammlung nachgedacht werden“, sagt Landrat Richard Sigel.