Breitbandausbau in Kirchberg nimmt bald Fahrt auf

Die Wisotel GmbH setzt sich bei der Ausschreibung um den geförderten Weiße-Flecken-Ausbau mit ihrem Konzept für Kirchberg durch. Nach einer Kooperationsvereinbarung mit der Kommune wird sie auch auf eigene Rechnung im Hauptort tätig.

Viele mit schnellem Internet unterversorgte Objekte werden in Kirchberg nun an das Glasfasernetz angeschlossen. Symbolfoto: Imago/Christian Ohde

© imago/Christian Ohde

Viele mit schnellem Internet unterversorgte Objekte werden in Kirchberg nun an das Glasfasernetz angeschlossen. Symbolfoto: Imago/Christian Ohde

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Einen wesentlichen Schritt hin zum schnellen Internet fast überall in Kirchberg hat der Gemeinderat durch eine Auftragsvergabe und eine Zustimmung zu einer Kooperationsvereinbarung gemacht. Zusätzlich zum geplanten Breitbandausbau im Hauptort lief in den vergangenen Monaten das Ausschreibungsverfahren im Rahmen des Weiße-Flecken-Programms. In Kirchberg betrifft dies vor allem die Ortsteile Zwingelhausen, Frühmeßhof, Rundsmühlhof und einen Teil der Obertorhöfe. Beide Aufgaben wird nun die Firma Wisotel (Wireless Solution Telecommunications) mit Stammsitz in Schwäbisch Gmünd übernehmen.

Weiße-Flecken-Programm Der Zweckverband Breitbandausbau Rems-Murr hatte stellvertretend für die Kommunen im Kreis, darunter Kirchberg, die Ausschreibung zur Beseitigung der weißen Flecken in die Hand genommen. Michael Murer, technischer Leiter des Zweckverbands Breitbandausbau Rems-Murr, sagte, es handele sich in Kirchberg um 63 Gebäude, die hier an das Breitbandnetz anzuschließen wären. Beworben hatten sich die Unternehmen Telekom, Netcom BW und Wisotel. Beim Punkt Wirtschaftlichkeit hat die Telekom mit 1235934 Euro die Nase vorn, danach kommt mit knapp 70.000 Euro mehr die Wisotel GmbH mit 1.303.062 Euro, Netcom BW würde 1.599.875 Euro verlangen. Die Wirtschaftlichkeitslücke wird zu 50 Prozent vom Bund, zu 40 Prozent vom Land und zu 10 Prozent von der Gemeinde getragen.

Bei der angenommenen Realisierungszeit sieht es nach den Worten Murers so aus: „Wisotel wird den Ausbau innerhalb von zehn Monaten ab Zuschlagserteilung durchführen. Die Telekom sagt, sie braucht zwei Jahre dafür. Das hat hier einen Unterschied von 20 Punkten ausgemacht.“ Netcom BW liegt mit 18,4 Monaten dazwischen. Hintergrund: Der Zweckverband Breitbandausbau Rems-Murr hat ein Bewertungssystem nach Punkten eingeführt, um Ausschreibungen besser miteinander vergleichen zu können. Auch die verschiedenen Tarife werden in das System aufgenommen. Ein weiterer Punkt sind die alternativen Verlegemethoden. Murer: „Wir reden da vom Trenching. Es wird vom Fördermittelgeber gefordert, dass beim geförderten Ausbau auch die alternativen Methoden angewandt werden. Alle drei Unternehmen haben das in unterschiedlichem Umfang angeboten. Netcom geht hier am weitesten.“ Unter dem Begriff Trenching werden verschiedene Technologien zusammengefasst. „Trenching“ heißt übersetzt „Grabenherstellung“. Zur Verlegung von Leerrohren oder erdverlegbaren Leitungen werden hierbei schmale, nicht zu tiefe Gräben in die Böden beziehungsweise den Asphalt gefräst. So ist ein zügiger und kosteneffizienter Breitbandausbau möglich.

In der Diskussion ging es vor allem um die Leitungstrasse

Im Gesamtvergleich liegt Wisotel mit 86,4 Punkten vorne, die Telekom erreichte 74,6 und Netcom BW 64,1 Punkte. In der Diskussion ging es aufgrund der von Wisotel kommunizierten Vorstellungen vor allem um die Leitungstrasse, die nach Aussagen einiger Ratsmitglieder anders besser geführt werden könnte. Bürgermeister Frank Hornek sprach von einem „hoch spannenden Weg zum Rundsmühlhof“, der am Zugangspunkt in Aspach ans Gigabit-Netz beginnt. Erich Drexler (Gesundes Gemeinwesen Kirchberg) wandte ein, dass bei diesem Vorschlag wohl keine Rücksicht auf ein Landschaftsschutzgebiet genommen worden sei. Die zunächst präsentierte Linienführung werde die Wisotel GmbH sicherlich überdenken, wenn sie den Zuschlag hierfür und außerdem für den eigenwirtschaftlichen Ausbau im Hauptort bekommen würde, befand Murer. Ferner erklärte er: „Bei der Trasse wären die Obertorhöfe, glaube ich, alle mit dabei. Das wäre natürlich clever, weil da nicht alle gefördert angeschlossen werden können. Die Aussiedlerhöfe in dem Bereich haben mehr als 30 Mbit pro Sekunde und sind nicht förderfähig. Aber wenn die Trasse so vorbeiführt, dann kann man auch nicht förderfähige Adressen noch als Vortriebsadressen mitnehmen. Das ist vom Fördermittelgeber so vorgesehen.“ Hornek: „Ich sehe hier auch bessere Wege, aber die haben den Nachteil, dass sie die grauen Bereiche in den Obertorhöfen killen. Das muss jetzt nicht unser Problem sein, aber es ist interessant, das zu sehen.“ Synergieeffekte könne es auch geben, wenn sich Kirchberg und Burgstetten für denselben Anbieter aussprechen würden, so Murer. Und er sprach von einer Förderrichtlinie, die im April oder Mai herauskommen soll und dass sich der Zweckverband schon Gedanken über ein Verfahren zur Beseitigung der grauen Flecken mache.

Pläne für den Hauptort In derselben Sitzung ging es auch um eine Kooperationsvereinbarung zum eigenwirtschaftlichen Ausbau des Glasfasernetzes im Hauptort. Der Gemeinderat stimmte wie schon beim Weiße-Flecken-Thema einmütig für Wisotel. Beworben hatten sich noch die Firmen Deutsche Glasfaser und GVG Glasfaser (wir berichteten). Die Bereiche, die die drei Unternehmen im Fokus haben, unterschieden sich in wesentlichen Punkten. Wisotel will weit mehr Gebäude als ihre Mitbieter, auch im Ortsteil Neuhof, mitberücksichtigen. Die Vorvermarktungsquote betrage knapp 20 Prozent, sagte Murer. Baustart könne eventuell zum Ende des Jahres sein.

Zum Artikel

Erstellt:
23. Februar 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen