Bunte Quadrate werden zu coolen Quilts

Patchen und Quilten – nicht nur im stillen Kämmerlein. „Quilt im Tal“ heißt die Patchwork- und Quiltgruppe der Backnanger Volkshochschule, die sich regelmäßig trifft. Am QuiP-Day stellen die in Handarbeit Begabten in der Stadtbibliothek ihre Arbeit vor.

Paula bastelt mit der tatkräftigen Unterstützung ihres Papas und unter der Anleitung von Gruppenleiterin Ute Herold ein Quadrat für einen Quilt. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobiaas Sellmaier

Paula bastelt mit der tatkräftigen Unterstützung ihres Papas und unter der Anleitung von Gruppenleiterin Ute Herold ein Quadrat für einen Quilt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Carmen Warstat

Backnang. Immer am dritten Samstag im Juni findet das öffentliche Patchworken und Quilten statt, an dem sich unzählige Gruppen in ganz Deutschland und europaweit beteiligen. Die ursprüngliche Initiative für diesen jährlichen QuiP-Day (QuiP steht für Quilten in Public – Quilten in der Öffentlichkeit) kommt aus den Vereinigten Staaten, wo eine passionierte Strickerin vor fast 20 Jahren das öffentliche Stricken initiierte und schnell Nachahmer in aller Welt fand. Nun ist das Quilten vom Werkzeug- und Materialbedarf her aufwendiger als das Stricken, bei dem man beispielsweise keine Nähmaschinen benötigt. Dennoch wurde die Idee auch von Quilterinnen gern aufgegriffen und hat sich inzwischen grenzüberschreitend etabliert.

15 Frauen aus dem Landkreis gehören dem „Quilt im Tal“-Team an

Und so beteiligt sich auch die Weissacher Gruppe immer regelmäßig und gern an der Initiative. 15 Frauen aus dem Rems-Murr-Kreis gehören dem „Quilt im Tal“-Team an. In die Stadtbibliothek sind am traditionellen Backnanger Markttag bei durchwachsenem Wetter vier von ihnen gekommen, um Interessierte über die Arbeitstechniken zu informieren, sie beim Ausprobieren anzuleiten und nicht zuletzt einige Quilts auszustellen. „Regenwetter ist eigentlich sogar förderlich“, meint Gruppenleiterin Ute Herold, „jedenfalls besser als Freibadwetter“.

Und tatsächlich werden die Tische stark frequentiert. Bunte Stoffquadrate, Scheren und Bügeleisen stehen bereit und warten darauf, in Beschlag genommen zu werden, denn in Gemeinschaftsarbeit soll ein Quilt für die Stadtbücherei hergestellt werden. Hauptsächlich sind es Eltern mit ihren Kindern, die vorbeischauen und den Nachwuchs zum Mitmachen ermutigen. Jedes der Kinder sucht sich ein Motiv aus, das ausgeschnitten, mit Bügelvlies beklebt und auf ein Stoffquadrat (einen Patch) gebügelt wird, bevor es zu den anderen an eine Filzwand geheftet werden kann. Die Quilterinnen übernehmen es später, die Patches zu verbinden und das Ganze zu quilten, also die Schauseite mit einer Füllschicht plus einer Rückseite zusammenzusteppen.

Zwei Stunden, nachdem Ute Herold und ihre Mitstreiterinnen Eva Pondelik (ebenfalls Gruppenleitung) sowie Ruth Müller und Britta Wirsig ihre Tische aufgebaut und einige ihrer Quilts an den Bücherregalen befestigt haben, kann sich das Ergebnis schon sehen lassen: Eine Menge farbenfroher Motive schmücken die Filzwand bereits, das sieht vielversprechend aus und ist vor allem den jüngeren Büchereibesuchern zu verdanken. Zu den teilnehmenden Kindern gehört die achtjährige Lara Schneider, die sich einen Stern ausgesucht hat und es als ganz toll bezeichnet, mitmachen zu dürfen. Maila Ruhm (5) ist unter anderem mit ihrer Oma vor Ort und hat ihr Engelmotiv mit einem tiefroten Kleid versehen, denn „das ist Omis Lieblingsfarbe“.

Die fertigen Werke werden in der Stadtbibliothek ausgestellt

Erstklässler Nicolas Lambrecht (7) hat am Vorabend das Auftaktspiel der Fußball-EM anschauen dürfen und schwärmt vom 4:0 als dem besten Tor. Selbst beim SV Steinbach aktiv, hat er sein Patch logischerweise mit einem Fußballfeld versehen und findet es „cool“. Ein bisschen traurig ist Lars Buttler (5) zunächst, als er hört, dass er seine Traktorapplikation nicht mitnehmen darf, versteht dann aber, dass sie später in der Bücherei ausgestellt werden soll und er sie immer, wenn er dort ist, betrachten kann. Lars kommt regelmäßig mit dem Papa vorbei, um etwa Mitmachlesebücher auszusuchen.

Die Quilterinnen der Weissacher Volkshochschulgruppe freuen sich über so viel Resonanz und hoffen, das Gesamtwerk bald fertigstellen und der Bücherei übergeben zu können.

Aufmerksam machen möchten sie auch auf die gemeinnützigen Seiten ihrer Arbeit. „Herzen gegen Schmerzen“ heißt ihre Aktion für Frauen mit Brustkrebs. Für diese Patientinnen werden größere Quilts in Herzform gefertigt, die helfen können, nach der Operation den Druckschmerz unter den Achseln zu lindern.

Ute Herold spricht von einer doppelten Symbolik, weil man die betroffenen Frauen natürlich auch seelisch unterstützen möchte und daher die Herzform gewählt wurde. Es war zwar nicht unsere, sondern die Idee einer Krankenschwester aus Dänemark, aber es ist uns ein besonders wichtiges Anliegen, sagt sie sinngemäß und ergänzt: „Unsere ‚Herzen gegen Schmerzen‘ gehen nach Stuttgart, dort gibt es – leider – großen Bedarf.“

Treffen Die Gruppe „Quilt im Tal“ trifft sich immer freitags im Dorfhaus in Bruch. Die letzten Termine vor der Sommerpause finden am 21. Juni und 19. Juli jeweils um 20 Uhr statt. Interessierte sind willkommen.

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Erstellt:
18. Juni 2024, 15:00 Uhr

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