Das Engagement im Verein ist der Entwicklung von Kindern sehr förderlich
Eine frühe Begeisterung ist der Erfolgsschlüssel. Innovative Konzepte, die Kommunikation mit den Eltern und die Einbeziehung der Jugend in Entscheidungen fördern die Akzeptanz. Die Kinder lernen Eigenverantwortung und erwerben soziale Kompetenzen.

© Alexander Becher
Wenn die SVG Kirchberg den Nachwuchs zum Training bittet, dann wuselt es nur so auf dem Sportplatz. Von den Bambini bis zur D-Jugend sind fast 100 Kinder dabei. Fotos: Alexander Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Backnang/Aspach/Kirchberg an der Murr. Der Begriff vom Vereinssterben greift um sich, und zwar nicht erst seit der Coronapandemie. Und trotzdem gelingt es einigen Akteuren immer wieder, bestehende Vereinsangebote für Kinder und Jugendliche attraktiver zu machen oder gar vollkommen neue zu etablieren. Wie folgende Beispiele beweisen.
Auf dem Sportplatz in Kirchberg an der Murr wuselt es. Dutzende Kinder sind an diesem Trainingsfreitag draußen. Markus Schmid, stellvertretender Jugendleiter und Trainer bei der Fußballabteilung der SVG Kirchberg, fasst es zusammen: „Bei den Kleinen ist es vom Prinzip her wie Kinderturnen mit Schwerpunkt Ball. Im Endeffekt sind alle begeistert, sind draußen, bewegen sich, und das ist das Wichtige.“
Noch vor etwa sechs Jahren sah es da ganz anders aus. Kaum Kinder im Jugendbereich. „Das war die Ausgangssituation, die wir damals vorgefunden haben“, erläutert Jugendleiter Steffen Knieriem. Mithilfe sportbegeisterter Väter wurde wieder ein Bambinitraining ins Leben gerufen. Basis waren vor allem die Kinder dieser Väter. „Durch Mundpropaganda und die Schule hat sich dann immer mehr ergeben, dass weitere Kinder hinzugekommen sind“, so Knieriem weiter. So konnte das Angebot stetig erweitert werden. Nun sind beinahe 100 Kinder von den Bambini bis hin zur D-Jugend dabei.
Wichtig sind vor allem das Team und die familiäre Atmosphäre
Markus Schmid und Steffen Knieriem gehören von Anfang an dazu, zwischenzeitlich ist auch Falko Piesch dazugestoßen. „Wir drei bilden das Gerüst, was den Jugendfußball angeht“, erklärt der Jugendleiter. „Es geht vor allem darum, den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich auszutoben und auch mit anderen Kindern in Kontakt zu treten, was insbesondere während der Coronazeit dank entsprechender Hygienekonzepte möglich war.“ Und so zu einem weiteren Aufschwung in den vergangenen drei Jahren geführt hat. Fußball war eine Alternative in Zeiten, in denen nicht viel möglich war. Auch wenn darauf geachtet wird, dass möglichst jedes Kind bei den Spielen berücksichtigt wird – wichtig ist dem Team vor allem die familiäre Atmosphäre. So hebt Steffen Knieriem das gute Miteinander in der Abteilung hervor, was insbesondere auch die Kommunikation zwischen Eltern, Trainern und Kindern betrifft und die Bereitschaft, sich einzubringen. „Vereinsleben ohne motivierte Leute und ohne ein familiäres Umfeld ist halt nur ein Verein“, so der Jugendleiter. „Bei uns ist es sozusagen das Tackele mehr, was Eltern und Kinder dazu bewegt, bei uns zu bleiben.“
Nicht nur Sport, sondern das Rundumpaket, das zieht. So sieht es auch Jiri Javorsky, der bereits bis 2017 Co-Trainer bei der TSG Backnang Tennis war und im vergangenen Jahr als Geschäftsstellenleiter wieder zurückgekehrt ist. Mit der neu gegründeten und zertifizierten Tennisschule soll ab Mai im Jugendbereich wieder durchgestartet werden.
Dabei ist es Javorsky ein Anliegen, bereits die Kleinsten für den weißen Sport zu begeistern. Deshalb hat er ein breit gefächertes Schnupperkonzept ausgearbeitet. So ist es auch nicht notwendig, gleich in den Verein einzutreten. „Die Kinder können alles mitmachen, auch wenn sie nicht im Verein sind. Sie zahlen dafür etwas mehr“, so erklärt Jiri Javorsky. Zudem ist die TSG Backnang Tennis sehr aktiv im Bereich Kooperation mit Schulen und Kindergärten.
Im Sommer etwa bietet sich zunächst ein Schnuppertag an. „Das kostet nichts und man kann in Ruhe probieren“, so der Trainer. Anschließend kann man an einem weiteren drei- bis vierwöchigen Kurs teilnehmen. Wer weitermachen möchte, kann dann in den Nachfolgekurs einsteigen.
Das Zugehen auf die Kinderkann nicht früh genug passieren
Es sei wichtig, auf die Kinder zuzugehen, um sie für einen Sport zu interessieren, ist seine Erfahrung. Das kann nicht früh genug passieren, weshalb die Kooperationen mit Kindergärten ausgebaut werden sollen.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist selbstverständlich auch nicht zu vernachlässigen. Deshalb sollen spezielle Elternnachmittage und Elterncoachings angeboten werden, damit alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Ganz wichtig: „Die Jugend muss miteinbezogen werden.“ Seiner Ansicht nach ist die Motivation, sich zu engagieren, größer, wenn man selbst Verantwortung übernehmen darf.
Doch warum ist ein Verein wichtig für Kinder? „Im Verein lernt das Kind soziale Aspekte. Dabei ist nicht nur das Training wichtig, sondern auch das Drumherum. Wenn wir das verbessern, dann verbessert sich die Jugendarbeit im ganzen Verein“, so Jiri Javorskys Überzeugung.
Soziale Kompetenzen aufbauen, das Miteinander fördern, sich auch für andere einsetzen, das sind einige der Eigenschaften, die im Verein gelebt werden, egal in welchem Bereich. Besonders zeigt sich das aber auch bei der freiwilligen Feuerwehr, die sich naturgemäß Hilfe auf die Fahnen geschrieben hat. Etwa die freiwillige Feuerwehr in Aspach. Im Juli vergangenen Jahres hat Jugendfeuerwehrwart Michael Brandt die Löschbande ins Leben gerufen, für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren. Kinder früh für den Bereich Gemeinnützigkeit, Hilfe, Ehrenamt zu begeistern, war das Motiv. Eine Voraussetzung war, entsprechende Leiter zu akquirieren. Sein Geheimnis? Motivation und die richtigen Argumente bei den richtigen Leuten anbringen. Man müsse transparent erklären, was man erreichen wolle, ist er sicher. Dabei sind die Kindergruppenleiter ein separates Team. Eine Feuerwehrgrundausbildung etwa ist nicht notwendig.
Dabei sei die Jugendarbeit nicht einmal so sehr „feuerwehrlastig“, erklärt Michael Brandt. Vielmehr handle es sich eher um offene Jugendarbeit mit Basteln, Ausflügen und Teambildungsaktionen. Das Angebot kommt an. Im Januar wurde die zweite Gruppe gegründet, um die Warteliste aufzulösen, aufgenommen sind mittlerweile 19 Kinder, weitere zehn bis 13 haben sich zum Schnuppern angemeldet. Und warum treibt Michael Brandt den Aufbau der Kinder- und Jugendgruppen so voran? „Weil es wichtig ist, soziale Kompetenzen aufzubauen und Interesse für das Ehrenamt zu wecken.“

© Alexander Becher
Steffen Knieriem (links) und Markus Schmid sind die Väter der boomenden Nachwuchsarbeit.