„Das ganze Jahr ein Wechselbad der Gefühle“
Ausstellung „1918: Zwischen Weltkrieg und Revolution“ in der Stadtbücherei – Einführung von Stadtarchivar Bernhard Trefz

© Pressefotografie Alexander Beche
Ausstellung in der Stadtbücherei: Einblick in die Ereignisse des letzten Kriegsjahrs. Foto: A. Becher
Von Florian Muhl
BACKNANG. Als „ein Wechselbad der Gefühle“ bezeichnete Bernhard Trefz das Jahr 1918. Auf jeden Fall sei es für Historiker oder historisch Interessierte „ein unglaublich spannendes Jahr“. Ob die Zeitgenossen das auch so empfunden hätten, sei allerdings mehr als fraglich, so der Stadtarchivar bei der Eröffnung der Ausstellung „1918: Zwischen Weltkrieg und Revolution. Ein Entscheidungsjahr für Deutschland“. Bis zum 23. November ist diese Ausstellung noch in der Stadtbücherei Backnang zu sehen.
In dramatisch anmutenden Worten schilderte Trefz die unterschiedlichen Gefühle, die die deutsche Bevölkerung in diesem Jahr durchmachte. Zunächst sei da ein Hochgefühl gewesen, weil der Frieden mit Russland als Sieg empfunden worden war. Dann die Hoffnung, dass nach fast vier entbehrungsreichen Jahren doch noch der Sieg gefeiert werden könne. Anschließend die Ernüchterung, denn die Westoffensiven hatten doch nicht den erhofften Erfolg.
Schließlich machte sich im Volk Niedergeschlagenheit und Ungläubigkeit breit, „denn der Krieg ist trotz aller positiven Zeichen und der massiven Propaganda letztlich und vor allem plötzlich verloren“, so der Stadtarchivar. Und zum Schluss habe bei vielen Mensch der Frust überwogen, denn die Niederlage habe zur Revolution und zu gewalttätigen Aufständen geführt.
Die Ausstellung, die einen Einblick in die Ereignisse des Jahres 2018 im Deutschen Reich gibt, wurde von der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart konzipiert. Da auch verschiedene Backnanger Exponate enthalten sind, sei es naheliegend gewesen, die Ausstellung auch in Backnang zu zeigen, ergänzt um verschiedene Abbildungen zur Situation in Backnang, so Trefz.
Jede der sieben Ausstellungsvitrinen steht unter einem anderen Motto. So geht es in den beiden ersten Schauschränken um Voraussetzungen – Russische Revolution und Kriegseintritt der USA. In Vitrine drei „Kriegsschauplatz“ entdecken die Besucher Überreste der Ausrüstung von Wilhelm Härer, einem Soldaten aus Steinbach, der seit dem 10. Oktober 1918 als vermisst galt. Erst vor zehn Jahren wurde seine Erkennungsmarke im französischen Argonner Wald gefunden. Der Stadtarchivar wies darauf hin, dass Roland Idler die Geschichte im Backnanger Jahrbuch 2009 veröffentlicht hat.
Weitere Exponate stehen unter dem Motto „Versorgungslage“ und „Durchhalten oder Frieden schließen?“. In Vitrine sechs geht es um „Revolution“. Matrosenaufstände führten zur Novemberrevolution. Die Folge: der Sturz der Monarchie und die Einführung der parlamentarischen Demokratie. Mittendrin: Ernst Idler aus Backnang als Matrose auf der SMS Thetis. Der letzte Schaukasten ist dem Thema „Niederlage“ gewidmet.
Weitere Exponate hängen an der Wand. Trefz wies auf die kleine „Backnanger Ecke“ mit einer „Bilanz des Schreckens“ hin. „Nach heutiger Forschung gibt es mindestens 474 gefallene und vermisste Backnanger Soldaten – die heutigen Stadtteile mit eingerechnet.“
Die Ausstellung ist noch bis Samstag, 23. November, in der Stadtbücherei Backnang, Im Biegel 13, zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt ist frei.