Demonstranten pro Diesel: Einfach weiterfahren
Die Beteiligung ist gegenüber der Vorwoche zurückgegangen – Bei der kleinen AfD-Demo sorgen Gegendemonstranten für Ärger
Protest - Am Samstag haben Hunderte gegen die Diesel-Fahrverbote demonstriert. Es blieb nicht überall ruhig.
Stuttgart Zu der vierten Demonstration am Samstag gegen die Fahrverbote für Dieselfahrzeuge der Euronorm 4 und schlechter sind nach Polizeiangaben 800 Menschen an die Heilmannstraße unweit des Neckartors gekommen. Am Samstag zuvor waren 1200 Demonstranten auf die Straße gegangen.
Bis auf wenige Ausnahmen hielten sich die meisten an die Auflage,keine Transparente von Parteienmitzubringen. Das hatten die Organisatoren um den Stuttgarter Porsche-Mitarbeiter Ioannis Sakkaros im Vorfeld gefordert. Bei der Veranstaltung vor zwei Wochen waren Transparente der Alternative für Deutschland (AfD) aufgetaucht. Mit politischen Äußerungen hielten sich die Redner und Demonstranten jedoch nicht zurück: Immer wieder schallte es am Samstag „Grüne weg!“ oder „Hermann weg!“ durch die Reihen.
Sechs Redner sprachen zum Publikum an der Heilmannstraße, darunter Reinhard Prölß, Besitzer zweier Dieselfahrzeuge und Eigentümer einer Wohnung am Neckartor. Er riet den Demonstranten, weiter mit ihrem Diesel in Stuttgart zu fahren und Ausnahmegenehmigungen zu beantragen, denn: „Es muss etwas passieren.“ Die Welt lache sich über Deutschland kaputt, meinte er. Ein anderer Redner, der unserer Zeitung seinen Namen nicht nennen wollte, forderte die sofortige Aussetzung der Fahrverbote, bis eine unabhängige Expertengruppe einen neuen Grenzwert festlege. „Ansonsten werden wir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag demonstrieren, bis die Vernunft siegt“, sagte er.
Während es bei der überparteilichen Dieseldemo laut Polizei ruhig blieb, eskalierte die parteieigene Kundgebung der AfD zu den Fahrverboten wenige Stunden zuvor leicht. Das lag jedoch nicht an den 55 Anhängern der AfD, sondern an etwa 40 Gegendemonstranten. Ein Großteil von ihnen hatte spontan den ihnen zugeteilten Kundgebungsort vor der Post an der Neckarstraße verlassen, um sich bei der AfD an der sogenannten grünen Brücke über der Cannstatter Straße zu versammeln. „Die Gegendemonstranten haben versucht, die AfDler daran zu hindern, auf die Brücke zu kommen. Es kam beiderseits zu Beleidigungen und Schubsereien“, sagte Polizeisprecher Jens Lauer. Die Polizei sprach 33 Platzverweise für die Gegendemonstranten aus.
Bei der Kundgebung erläuterte unter anderem der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel, dass er Fahrverbote für unsinnig halte. „Die Grenzwerte sind aus der Luft gegriffen,“ so der frühere Daimler-Ingenieur. Außerdem halte er dieMessstation am Neckartor für „bewusst böswillig platziert. Tatsächlich haben wir gar keine schlechte Luft in Stuttgart“, so Spaniel. Man könne die Fahrverbote dadurch verhindern, indem man die Messstation anders platziere.
Zusätzlich hatte es bereits am Freitag eine Demo gegen Fahrverbote gegeben: Das Bündnis Zukunft Stuttgart 23 (BZS 23), zu dem unter anderem die ehemaligen AfD-Stadträte Heinrich Fiechtner und Bernd Klingler gehören, hatte zu einer Kundgebung aufgerufen. Daran nahmen laut Polizei zwölf Menschen teil.