Der Nahwärmeausbau in Großaspach geht weiter
In Großaspach sind mit den symbolischen Spatenstichen der beteiligten Partner die Bauarbeiten für die Erweiterung des Nahwärmenetzes eingeläutet worden. 59 Gebäude und die Conrad-Weiser-Schule sollen angeschlossen werden. Bis Ende 2023 sollen die Arbeiten beendet sein.

© Alexander Becher
Mit ein paar kräftigen Spatenstichen sind die Bauarbeiten offiziell eröffnet worden. An den Spaten (von links): Michael Spathelf, Jürgen Hagenlocher und Andreas Föll von der Süwag, Putenmäster Micha Baumgärtner, Jerome Seiter (Sachgebietsleiter Tiefbau der Gemeinde), Christoph Kübler (Geschäftsleiter der Firma Lukas Gläser), Lisa Knops (Verwaltungspraktikantin), Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, Susanne Wenzel und Christoph Maier vom Ingenieurbüro Frank und Gemeinderat Daniel Jacobi (FWV). Foto: Alexander Becher
Von Melanie Maier
Aspach. Das Nahwärmenetz in Großaspach wird größer. Das steht schon seit einiger Zeit fest, doch gestern Nachmittag haben gleich mehrere symbolische Spatenstiche den Beginn der Bauarbeiten offiziell eingeläutet. Gegenüber der Conrad-Weiser-Schule stehen Bagger und Maschinen, schwarze Fernwärmerohre warten darauf, verbuddelt zu werden. Zeitgleich zu den Bauarbeiten sollen schadhafte Wasser- und Kanalleitungen saniert werden. Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff freut sich über den Synergieeffekt. Rund 800 Meter Wasserleitungen für zirka 1,15 Millionen Euro sowie Abwasserleitungen im kleineren Umfang werden instandgesetzt, berichtet Jerome Seiter, Sachgebietsleiter Tiefbau bei der Gemeinde Aspach. Die vergleichsweise kleineren Maßnahmen im Abwasserbereich kosten die Gemeinde 50.000 bis 70.000 Euro.
Bereits 2021 hatte die Süwag Kontakt zu potenziellen Kunden aufgenommen
Schon im April 2022 hatte der Aspacher Gemeinderat den Ausbau des Nahwärmenetzes beschlossen. Die Süwag Grüne Energien und Wasser, die für das Projekt zuständig ist, hatte dafür bereits 2021 Kontakt mit potenziellen Kunden aufgenommen (wir berichteten). Aus den Aufträgen wurde ein Ausbauplan erstellt. Der Leitungsbau umfasst nun die Wilhelmstraße, Karlstraße, einen kurzen Abschnitt der Strümpfelbacher Straße, Freihof, Mairichweg, Biegel (in Teilen), Hermann-Schadt-Straße und Größeweg bis hin zur Schule. Auch das neue Baugebiet Stegmühlenweg wird angeschlossen.
Die an dem Ausbau beteiligten Firmen sind dieselben wie beim ersten Baubereich. Beim offiziellen Baubeginn am 15. Oktober 2015 waren ebenfalls die Aspacher Firma Lukas Gläser (Tief- und Rohrleitungsbau), das Backnanger Planungsbüro Frank (Tiefbauplanung und Bauleitung), die Projektgruppe „Aspach hat Energie“, die Firma Schäfer (Rohrleitungsbau), das Büro Stöckl aus Großaspach (Vermessung) sowie verschiedene regionale Handwerksbetriebe (Umbauarbeiten bei Kunden) involviert.
Am weiteren Ausbau haben sowohl die Süwag als auch die Gemeinde Interesse
In den vergangenen Jahren habe es in Großaspach wegen des Baus entsprechende Baustellen und Einschränkungen gegeben, so Süwag-Projektleiter Jürgen Hagenlocher. „Aber ich kenne keinen Kunden, der es bereuen würde, dem Netz beigetreten zu sein.“ Glücklicherweise sei es auch noch nie zu einem größeren Ausfall gekommen.
Die Leistung der Biogasanlage kann selbstverständlich nicht beliebig gesteigert werden. Im Winter, wenn die Nahwärme nicht ausreicht, muss momentan mit Erdgas dazugeheizt werden. Doch mittelfristig ist der Süwag zufolge angedacht, die erneuerbaren Energiequellen etwa durch eine Holzhackschnitzel- oder Holzpelletanlage, eine Großwärmepumpe oder Solarthermie weiter auszubauen. Das wird vor allem interessant werden, wenn ein weiterer Ausbau ansteht. Diesen wollen sowohl die Süwag als auch die Gemeinde.
Konkrete Pläne für den weiteren Ausbau gibt es noch nicht
Dafür seien bereits an verschiedenen Stellen sogenannte Abschlusskugelhähne angebracht worden, berichtet Projektleiter Hagenlocher. Mit ihnen könne man bei Bedarf leicht weitere Bereiche an das Netz anschließen. Konkrete Pläne für den weiteren Ausbau gebe es aber noch nicht, räumt er ein. Das Thema Nahwärme werde in den kommenden Jahren aber sicherlich immer wichtiger werden. „Nicht nur durch den Krieg in der Ukraine, sondern auch durch den Klimawandel“, betont Hagenlocher. „Die Hauseigentümer überlegen sich jetzt: Was kommt nach Gas und Öl? Es ist ein großes Thema.“ In Großaspach komme die Energie sogar noch vom Bauern vor Ort.
Die jetzige Erweiterung des Netzes sei ein entscheidender Schritt in Richtung Klimaschutz, findet Bürgermeisterin Welte-Hauff. Pläne für den weiteren Ausbau gebe es auf jeden Fall: „Das ist die gereichte Hand von der Süwag, die wir nur annehmen müssen. Sowohl die Gemeinde als auch die Hausbesitzer profitieren davon“, betont sie.
Erzeugung Die Nahwärme stammt zu fast 90 Prozent aus der Biogasanlage von Putenmäster Micha Baumgärtner auf dem Schöntaler Hof in Aspach. Aus Pflanzen und dem Mist der Tiere wird dort Strom erzeugt.
Eckdaten Der erste Bereich in Großaspach wurde von 2015 bis 2019 ans neue Nahwärmenetz angeschlossen. Mit dem zweiten Bereich kommen zu den bestehenden 4,4 Kilometern Trassenlänge zirka zwei Kilometer hinzu. Investiert werden dafür rund 2,4 Millionen Euro. Ende 2023 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Empfänger Die Abwärme versorgt bislang 83 Gebäude mit zirka 345 Wohneinheiten in Großaspach, darunter das Rathaus, die Feuerwehr, die Julianakirche und die Gemeindehalle. Durch den neuen Abschnitt kommen weitere 59 Wohngebäude sowie die Conrad-Weiser-Schule hinzu. Wer Interesse an einem Anschluss hat, kann auch jetzt noch von der Süwag prüfen lassen, ob die Möglichkeit dazu besteht, diesen zu legen. Für Hauseigentümer ergeben sich für die neue Heizungsanlage einmalige Kosten in Höhe von etwa 10.000 bis 15.000 Euro.
Energieverbrauch 2021 wurden rund 4,6 Millionen Kilowattstunden Wärme benötigt. Für das Erweiterungsgebiet geht die Süwag von 2,5 Millionen aus.
Einsparung Während im Sommer und in den Übergangszeiten Wärme übrig bleibt, muss im Winter durch Gas ein wenig dazugeheizt werden. Dennoch spart die Nahwärme schon jetzt rund 1.500 Tonnen CO2 im Jahr ein. Das entspricht genau 15 großen Heizöltanklastzüge. Ein Vorteil für die Kunden: Der Preis von Biowärme bleibt vergleichsweise langfristig stabil.