Guter Wein von Württembergerinnen
Der Traum von einem Weingut für drei Schwestern
Dieses Weingut war zu schön, um es links liegen zu lassen: Im Zellertal macht eine Familie aus Württemberg nun Pfälzer Wein. Drei Schwestern haben den Betrieb wieder auf Vordermann gebracht. Ihr Spätburgunder ist spitze.

© Weingut Bremer//ANDREAS DURST
Anna Bremer-Greßner (links) führt mittlerweile die Baufirma, ihre Schwester Rebecca, Architektin und in Paris ausgebildete Köchin, kümmert sich um das Weingut und Leah um das Marketing dafür.
Von Kathrin Haasis
Bauunternehmer haben offenbar einen Hang zum Wein. Karl Strengers eigentliches Geschäft ist der Bau von Eigentumswohnungen und Reihenhäusern, 2002 erwarb der Ludwigsburger aber auch vier Hektar Weinberge am Fuß der Burg Lichtenberg bei Oberstenfeld. Der Kraichgauer Heinz Heiler war als war als Bankkaufmann, Immobilienspezialist, Bauunternehmer und Mitgründer von Motel One erfolgreich, bevor er sich die Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg zulegte.
Ein Weingut mit einer prächtigen Linde im Innenhof
Cornelia Bremer und ihr Mann Klaus Friebel aus Calw entwickelten oder kauften Büro-, Wohn- und Gewerbeimmobilien für Investoren oder das eigene Portfolio und stießen 2012 bei der Suche nach einem Alterswohnsitz auf ein Weingut in der Pfalz. Es war zu schön – mit einer prächtigen Linde im Hof – , um es links liegen zu lassen, für die Rente allerdings zu groß. Also übernahmen die drei Töchter: Anna Bremer-Greßner führt mittlerweile die Baufirma, ihre Schwester Rebecca, Architektin und in Paris ausgebildete Köchin, kümmert sich um das Weingut und Leah um das Marketing dafür.
Der Plan der Bremers ist es, zu den besten deutschen Weingütern zu gehören. Dafür schafften sie im restaurierten Kelterhaus mit hochmoderner Presse, neuen Tanks und Barriques die Voraussetzung. Außerdem engagierten sie den erfahrenen Önologen Michael Acker, der schon 2017 mit einem Portugieser vom Weingut Bremer beim Deutschen Rotweinpreis gewann. Er nennt das Zellertal wegen seines Kalkmergelbodens Klein-Burgund, wo die Bremers fast 20 Hektar in Lagen mit wunderschönen Namen bewirtschaften. Schwerpunkt ist neben dem Riesling aus dem Schwarzen Herrgott der Pinot noir, der im Holzfass ausgebaut wird. Einer der Spitzenweine stammt vom Zeller Kreuzberg, den die Vereinigung der Prädikatsweingüter (VDP) als Große Lage eingestuft hat. Er duftet typisch burgundisch nach Kirsche, ist jedoch mehr mineralisch als fruchtig, leicht salzig im Mund, liefert kräftige Gerbstoffe und eine fein ausbalancierte Säure. Kurz gesagt: der Wein schmeckt, als wären nicht Immobilien, sondern der Weinbau seit langer Zeit das Familiengeschäft der Bremers.
Das Urteil der Weinrunde
Holger Gayer Was für ein Wein: sehr tiefe, changierende Aromen von Kirsche bis grünem Pfeffer, dazu leicht salzig und ein schier unendlicher Abgang. Großartig!
Michael Weier Wie sich dieser Wein im Glas entwickelt! Tief und vielschichtig ist dieser Pinot, mit Mineralik und schönen Aromen von roten Beeren.
Harald Beck Liebe auf den ersten Schluck war das sicher nicht. Aber bei diesem Spätburgunder kann man sich herrlich reintrinken, der wird immer besser.
Der Wein
2021 Zeller Kreuzberg pinot noir trocken, 28 Euro, Weingut Bremer, Zellertal, Telefon 063 55 / 863 91 66, www.weingutbremer.de