Der VfB kann sich bei Real nicht belohnen

Der VfB Stuttgart überzeugt bei der Rückkehr auf die europäische Bühne, erspielt sich zahlreiche Chancen – steht nach dem 1:3 bei Real Madrid aber mit leeren Händen da.

Von Gregor Preiß

Madrid - Was hatten sie gekämpft?! Wie hatten sie dieser atemberaubenden Kulisse getrotzt?! Wie hatten sie auch spielerisch überzeugt und Chancen kreiert?! Nicht gegen irgendwen, sondern gegen die Königlichen, den Titelverteidiger. Und wie nah war der VfB Stuttgart dran, bei seiner Rückkehr auf die europäische Bühne tatsächlich einen Punkt zu entführen aus dem Estadio Bernabéu?! Doch am Ende standen die Herren in Rot eben doch mit leeren Händen da.

Weil die Stuttgarter die eine oder andere Chance zu viel ausgelassen hatten. Und weil Real mal wieder gezeigt hatte, dass mit ihnen auch noch zu rechnen ist, wenn der Abpfiff nah ist. Ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Antonio Rüdiger erzielte in der 83. Minute des Auftakts in die diesjährige Champions League die erneute Führung für die Stars aus Madrid, die am Ende 3:1 siegten.

Sebastian Hoeneß, der Trainer des VfB, hatte sein Team gegenüber dem 3:1 bei Borussia Mönchengladbach auf drei Positionen verändert – obwohl gerade dieser Erfolg besonders wichtig gewesen war im Vorfeld des Krachers bei den Königlichen. Er war der erste Bundesligasieg der Saison, unter anderem ermöglicht durch Ermedin Demirovic (zwei Tore) und Fabian Rieder (ein Tor, zwei Vorlagen). Doch diese beiden Offensivspieler saßen in Madrid zunächst auf der Bank, ebenso der junge Verteidiger Anrie Chase.

Stattdessen erinnerte vor allem die Stuttgarter Offensive doch sehr an die vergangenen Saison. In der Zentrale Enzo Millot, rechts Jamie Leweling, links Chris Führich und vorne drin Deniz Undav. Hinten verteidigte Anthony Rouault für Anrie Chase. Der weitere Plan? „Wir wollen uns nicht verändern“, sagte Hoeneß vor der Partie, „es muss das Ziel sein, dass wir bei unserer Idee bleiben.“ Die dann tatsächlich extrem gut zu erkennen war.

Zwar presste Real die VfB-Abwehr zu Beginn sehr früh, aber der VfB entzog sich mit immer größer werdenden Ballsicherheit dem Druck der Madrilenen – und zeigte eine richtig starke erste halbe Stunde. Hochkarätige Torchancen inklusive.

Enzo Millot hatte in der achten Minute die erste Topmöglichkeit, drei Minuten später schloss Jamie Leweling gefährlich ab. Die Gastgeber setzten auch gefährliche Nadelstiche, aber die besseren Aktionen vor dem gegnerischen Tor hatte weiter der VfB – unter anderem, als ein abgefälschter Schuss von Deniz Undav an die Latte klatschte. Dann aber schien Real genug zu haben von der Stuttgarter Herrlichkeit.

Die Königlichen suchten nun den temporeichen Weg über die Außen wurden immer gefährlicher und hatten dann die größte aller Torchancen – vom Elfmeterpunkt. Zumindest hatte der Schiedsrichter Umut Meler ein Foul von Maximilian Mittelstädt an Rüdiger gesehen. Nach einem Videostudium entschied sich der Türke aber um. Und es ging torlos in die Pause. Was aber schon kurze Zeit später nichts mehr wert war.

Der Referee jedenfalls hatte die Pfeife nach dem Wiederanpfiff noch nicht richtig aus dem Mund genommen, da schickte Aurélien Tchouameni den schnellen Rodrygo über rechts auf die Reise, Mittelstädt verpasste die Möglichkeit etwas unglücklich, den Pass noch abzufangen. Rodrygo zog auf und davon, bediente Kylian Mbappé – und nach 22 Sekunden lag der VfB zurück. Der Superstar legte fast noch das 2:0 nach, die Stuttgarter hatten jedenfalls alle Mühe, wieder etwas Kontrolle über die Partie zu gewinnen. Aber dann belohnte sich der VfB doch für seine bis dahin starke Vorstellung.

Jamie Leweling war in der 60. und 67. Minute mit zwei Schussversuchen noch gescheitert. Kurz danach machte er aber alles richtig. Ein Eckball des eingewechselten Fabian Rieder landete beim Flügelspieler des VfB, der den Ball gefühlvoll nach innen gab – wo Deniz Undav die Kugel ins lange Eck köpfte. Und den Stuttgarter Anhang in ekstaseartige Zustände versetzte. 1:1 nach nach 68 Minuten, und der VfB hatte noch lange nicht genug. Was Hoeneß’ Hereinnahme der Stürmer Ermedin Demirovic (für Millot) und El Bilal Touré (für Undav) verdeutlichte.

Die Stuttgarter blieben mutig – doch ausgerechnet Rüdiger trat dann auf die Euphoriebremse. Luka Modric trat einen Eckball, der deutsche Nationalspieler köpfte bedrängt von einigen VfB-Profis den Ball ins Tor. Sekunden vor dem Abpfiff traf dann noch Endrick zum Endstand.

Für den VfB endete damit ein über weite Strecken glanzvoller Abend doch noch mit einer Enttäuschung, die es nun schnell abzuschütteln gilt. Am Sonntag kommt Borussia Dortmund in die MHP-Arena.

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Erstellt:
17. September 2024, 23:34 Uhr
Aktualisiert:
18. September 2024, 22:04 Uhr

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