Die Alte Kelter in Bruch bekommt nur einen Wiesenweg

Aufgrund mehrfacher Einwände ist der Bebauungsplan der Alten Kelter in Bruch nochmals überarbeitet worden. Er wird nun erneut ausgelegt.

Bernd Knödler und Monika Kaiser planen schon seit Jahren, die Alte Kelter in Bruch mit neuem Leben zu füllen. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Bernd Knödler und Monika Kaiser planen schon seit Jahren, die Alte Kelter in Bruch mit neuem Leben zu füllen. Archivfoto: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Dass sie einen langen Atem haben, das haben Bernd Knödler und Monika Kaiser längst bewiesen. Das Paar plant seit nunmehr fünf Jahren, die Alte Kelter in Bruch mit neuem Leben zu füllen. 2019 haben Knödler und Kaiser das denkmalgeschützte Gebäude am Rand des Weissacher Ortsteils erstanden. Seither ziehen sich die Abstimmungen mit Behörden und privaten Grundstücksbesitzern – und das, obwohl Verwaltung und Gemeinderat schon im Dezember 2020 einen Bebauungsplan aufgestellt, im Februar 2022 einen Zuschuss in Höhe von 120.000 Euro versprochen und dem Projekt im Oktober 2023 noch einmal die Unterstützung zugesichert haben.

Nun sieht es endlich so aus, als könne es zeitnah weitergehen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung haben die Rätinnen und Räte einstimmig ihre Zustimmung zu einer überarbeiteten Bebauungsplanfassung und deren Auslegung gegeben. Die neue Version hatte das zuständige Backnanger Planungsbüro Roosplan aufgrund der Einwände mehrerer Behörden und Stücklesbesitzer angefertigt. „Es gab Probleme im Planungsprozess, deshalb hat sich das sehr, sehr lange hingezogen“, erklärte Bürgermeister Daniel Bogner in der Sitzung.

Ein zwei Meter breiter Wiesenweg soll zur Kelter führen

Den aktualisierten Plan erläuterte Planer Jochen Roos. „Der Bebauungsplan hatte früher noch einen Wurmfortsatz, sag ich mal“, so Roos. Der Weg vom Friedhof zur Kelter quer durch das Landschaftsschutzgebiet sei nun allerdings nicht mehr Teil des Geltungsbereichs: Statt eines vier Meter breiten befestigten Wegs soll ein etwa zwei Meter breiter privater Wiesenweg über die Streuobstwiesen zur Kelter führen.

Darüber hinaus wurde das Toilettenhäuschen, das auf der Westseite der Kelter als Nebengebäude errichtet werden soll, im Bebauungsplan etwas zurückgesetzt, sodass es die Sichtbarkeit der Alten Kelter weniger beeinträchtigt. Roos zufolge soll es zudem eine Holzfassade bekommen, damit es sich noch besser ins Landschaftsbild einfügt.

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Die Neuversiegelung soll dem Planer zufolge minimal sein, da neben der Toilette nur noch ein sehr reduzierter Bereich für die Anlieferung und für Behindertenparkplätze versiegelt werden soll. Mit dieser Planung, so Roos, könne er sich vorstellen, dass das Projekt Alte Kelter jetzt gelingt.

Gemeinderat Dietmar Schönberger (SPD) erkundigte sich danach, wie man sich den Wiesenweg vorstellen könne. Bauamtsleiter Markus Stadelmann antwortete, es werde wahrscheinlich ein kleiner Anteil Schotter aufgebracht werden, um den Weg auch bei Regen nutzen zu können. Das rief bei Jörg Schaal (CDU/FWV) Bedenken hervor: „Wie stellen Sie sich das vor – da oben ist eine Hochzeit und dann sollen die Gäste alle durch den Matsch laufen? Das ist doch Quatsch!“ Mehr werde von der Umweltbehörde nicht gestattet, entgegnete Daniel Bogner. „Grundsätzlich ist im Landschaftsschutzgebiet gar nichts zu machen.“ Mit dem Wiesenweg habe man nun wenigstens den Spatz in der Hand. Ansonsten könne sich das Verfahren über Jahre ziehen und man habe am Ende immer noch Probleme mit der Genehmigungsfähigkeit. Später könne man immer noch schauen, ob man den Weg einmal ausbauen könne.

Stellungnahmen lagen dem Rat nicht vor

Schaals Fraktionskollege Carl Höfer stieß derweil etwas anderes sauer auf. Er sei überrascht und schockiert wegen der Stellungnahmen der Grundstückseigner, die der Gemeinde teilweise schon seit Januar 2021 vorliegen. Jene zeigten sich zu dem Zeitpunkt noch wenig angetan von der Planung. Den Zuschuss zum Projekt in Höhe von 120.000 Euro habe der Gemeinderat 2022 in Unkenntnis dieser Stellungnahmen freigegeben. „Das fällt in die Zeit vor Ihnen“, richtete Höfer sich an Daniel Bogner, der sein Amt im Juni 2022 angetreten hat, „aber das finde ich ein starkes Stück. Wenn der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss fasst, dürfen solche Unterlagen nicht zurückgehalten werden.“ Bogner versuchte zu beschwichtigen. Er könne sich vorstellen, dass sein Vorgänger Ian Schölzel die Intention hatte, erst mal eine mögliche Lösung vorzuweisen. Die Kritik nehme er aber grundsätzlich an. „Im Worst Case (Anm. d. Red.: schlimmsten Fall) wäre das Geld nicht geflossen“, sagt er. „Dann hätte man halt gesagt, es geht doch nicht.“ Jan Hutzenlaub (LWB) kommentierte, er glaube, im Februar 2022 seien die meisten Bedenken bereits ausgeräumt gewesen. „Aber kommunikationstechnisch war das sicher nicht optimal.“ Er freue sich, den Bebauungsplan jetzt ein zweites Mal auslegen zu können und hoffe, ihn auch bald beschließen zu können.

Doch bevor es zur Abstimmung kommen konnte, erinnerte Luciano Longobucco (CDU/FWV) daran, dass die Gemeinde – wie bereits vereinbart – einen Nutzungsvertrag mit den Besitzern der Kelter abschließen solle. Das Nutzungs- und das Vorkaufsrecht der Gemeinde seien die zwei Auflagen für die Förderung gewesen, bestätigte Daniel Bogner. „Das muss man noch notariell festmachen, aber wir sind in gutem Kontakt mit Herrn Knödler.“ Letzterer freute sich sichtlich über das Abstimmungsergebnis.

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Erstellt:
8. März 2024, 06:00 Uhr

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