Die Ersatzhalle in Oppenweiler ist mehr als eine Notlösung

Solange die Karl-Euerle-Halle in Backnang neu gebaut wird, können Schulen und Vereinssportler eine ehemalige Tennishalle in Oppenweiler nutzen. Das Interimsquartier ist seit dieser Woche in Betrieb, in zwei Jahren wollen die HCOB-Handballer die Immobilie übernehmen.

Zufriedene Gesichter beim Ortstermin (von links): Baudezernent Stefan Setzer, Architektin Inka Föll und HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Zufriedene Gesichter beim Ortstermin (von links): Baudezernent Stefan Setzer, Architektin Inka Föll und HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank. Fotos: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Oppenweiler. Um kurz nach 9 Uhr wartet der Shuttlebus schon mit laufendem Motor vor der ehemaligen Tennishalle. Gleich wird er die Schülerinnen und Schüler nach dem Sportunterricht wieder zurück nach Backnang bringen, damit sie pünktlich zur dritten Stunde in ihrem Klassenzimmer an der Max-Eyth-Realschule sitzen. 15 Minuten dauert die Fahrt pro Strecke, die Zeit fürs Umziehen geht auch noch weg. So bleiben von der Doppelstunde letztlich nur etwa 45 Minuten für den Sport. Trotzdem ist Lehrer Sebastian Faller froh, dass es das Ausweichquartier gibt. „Die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall. Wir sind glücklich, dass wir diese Halle haben“, sagt Faller. Die Max-Eyth-Realschule nutzt sie seit dieser Woche, das Max-Born-Gymnasium hat für das laufende Schuljahr andere Alternativen gefunden, wird laut Konrektor Christoph Nesper aber möglicherweise ab Herbst auch zum Teil nach Oppenweiler ausweichen.

Von einem „Glücksfall“ spricht auch der Backnanger Baudezernent Stefan Setzer. Denn als der Gemeinderat beschloss, die mehr als 50 Jahre alte Karl-Euerle-Halle auf der Maubacher Höhe abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, war noch nicht klar, wie dies während der etwa zweijährigen Bauzeit kompensiert werden soll. Schließlich war die Karl-Euerle-Halle bis zuletzt voll belegt: bis zum frühen Nachmittag von den Schulen, anschließend von verschiedenen Vereinen.

Da war es eine glückliche Fügung, dass es in den Murrwiesen in Oppenweiler eine private Tennishalle gibt, die schon seit ein paar Jahren leer stand. „Meine Eltern haben die Halle seit den 1980er-Jahren betrieben. Die Zahl der Tennisspieler ist jedoch rückläufig, sodass es am Ende nicht mehr wirtschaftlich war“, sagt der Besitzer der Immobilie, der Backnanger Architekt Jörg Wolf. Für die Stadt ergab sich so kurzfristig die Möglichkeit, eine sporttaugliche Immobilie anzumieten – zunächst für zwei Jahre, jedoch mit der Option auf Verlängerung für den Fall, dass die neue Halle nicht wie geplant bis Ende 2024 fertig wird.

Interimshalle ist nicht für alle Sportarten geeignet

Damit in der alten Tennishalle Schul- und Vereinssport stattfinden kann, waren allerdings noch einige Investitionen nötig. Die größte war ein neuer Schwingboden, aber auch Beleuchtung und Lüftungsanlage wurden erneuert. Um Platz für die Sportgeräte zu schaffen, wurde außerdem eine Zwischenwand eingezogen, Prallwände mit Filzbelag reduzieren die Verletzungsgefahr. Außerdem habe man die Heizung modernisiert, um die Betriebskosten zu senken, erklärt Jörg Wolf. Insgesamt seien rund 400000 Euro in den Umbau geflossen. Die Investitionskosten haben sich der Eigentümer und die Stadt Backnang geteilt.

Jede Menge Platz in der ehemaligen Tennishalle: Die Spielfläche ist fast 2000 Quadratmeter groß, sodass hier sogar zwei Mannschaften gleichzeitig trainieren können.

© Alexander Becher

Jede Menge Platz in der ehemaligen Tennishalle: Die Spielfläche ist fast 2000 Quadratmeter groß, sodass hier sogar zwei Mannschaften gleichzeitig trainieren können.

Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten hochzufrieden. „Für ein Provisorium ist es richtig gut geworden. Ich denke, wir haben das Maximum rausgeholt“, sagt Stefan Setzer. Auch Eigentümer Jörg Wolf ist beeindruckt: „Es ist erstaunlich, was aus dieser alten Halle geworden ist.“ Dass diese erst nach den Weihnachtsferien und nicht wie eigentlich geplant schon nach den Herbstferien fertig war, ist fast vergessen.

Zu den Kompromissen, die man eingehen musste, gehört, dass sich die Halle in der Mitte nur mit einem Netz und nicht durch einen Vorhang teilen lässt. Wenn zwei Schulklassen oder Mannschaften parallel trainieren, kann es deshalb ziemlich laut werden. Umkleidekabinen und Duschen sind eigentlich zu klein, weil sie eben für eine Tennishalle konzipiert wurden und bei dieser Sportart höchstens vier Personen gleichzeitig auf dem Feld stehen. Außerdem ist die Halle auch nicht für alle Sportarten geeignet, denn es fehlen die Löcher im Boden, um zum Beispiel die Stangen für Reck oder Volleyballnetze zu verankern.

Handballer freuen sich auf ihr eigenes Trainingszentrum

Bestens geeignet ist die Interimshalle dagegen für den Handballsport. Denn neben einem wettkampftauglichen Spielfeld in Längsrichtung stehen auch quer zwei Felder zur Verfügung, die zwar etwas verkürzt sind, aber die Originalbreite haben. „Dadurch können hier auch sehr gut zwei Jugendmannschaften parallel trainieren“, sagt Jonas Frank, Geschäftsführer beim HC Oppenweiler/Backnang. Der Handballclub ist neben den Backnanger Schulen der Hauptnutzer der Interimshalle.

Wenn die neue Halle auf der Maubacher Höhe fertig ist, will der HCOB die frühere Tennishalle in Oppenweiler dann komplett übernehmen. Für den ambitionierten Handballverein ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten, sowohl für die derzeit 18 Jugendmannschaften als auch für die aktiven Teams. „Wir möchten vorankommen in allen Bereichen“, sagt Geschäftsführer Frank und macht kein Geheimnis daraus, dass der aktuelle Drittligist den Aufstieg in die Zweite Bundesliga anstrebt. Hallenbesitzer Jörg Wolf begrüßt diese Pläne und erklärt, er sei gerne bereit, seine Immobilie langfristig an den HCOB zu vermieten.

HCOB übernimmt Squashcenter

Fitnessraum Im Nebengebäude der Tennishalle befindet sich ein Squashcenter, das zuletzt ebenfalls leer stand. Diesen Bereich hat der HC Oppenweiler/Backnang bereits gemietet. Einer der drei Squashcourts wurde zu einem Fitnessraum mit Kraftgeräten umfunktioniert. In den nächsten Jahren soll das Angebot noch erweitert werden, sagt Geschäftsführer Jonas Frank. Allerdings nur für die eigenen Mitglieder, ein öffentliches Fitnessstudio sei nicht geplant.

Bar Auch die Geselligkeit will der HCOB in dem neuen Vereinszentrum pflegen. Da trifft es sich gut, dass zum Squashcenter auch eine Bar gehört. „Die meisten Fußballclubs haben Vereinsheime, wir hatten so etwas bisher nicht“, sagt Jonas Frank und freut sich auf den neuen Treffpunkt.

Zum Artikel

Erstellt:
12. Januar 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen