Neuauflage des legendären R4

Die Retro-Welle von Renault rollt

Der französische Autohersteller Renault setzt bei neuen Elektroautos weiter auf nostalgische Anklänge an frühere Modelle. Ob der Charme-Transfer funktioniert? Der einst beliebte Kastenwagen R4 sieht jetzt jedenfalls aus wie ein SUV.

Der Nachfolger im Hintergrund erinnert nur noch rudimentär an den einst beliebten Allrounder R4.

© AFP/Thomas Samson

Der Nachfolger im Hintergrund erinnert nur noch rudimentär an den einst beliebten Allrounder R4.

Von Matthias Schmidt

Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend – das würde so mancher R-4-Nostalgiker sicherlich gerne sagen. Es stimmt nur leider nicht. Die jetzt in Paris vorgestellte Neuauflage des vor mehr als 30 Jahren eingestellten Renault-Kastenwagens, der bei französischen Handwerkern genauso beliebt war wie bei deutschen Studenten, hat optisch nicht mehr allzu viel mit dem Original gemein.

Am ehesten verweisen noch die kubistische Grundform und die Rundungen der vorderen Kotflügel, einst ein legendär rostanfälliges Blechteil, auf das historische Vorbild. Dazu ein angedeuteter Flankenschutz, der seinerzeit den letzten Versionen des R4 ein bisschen modernen (Plastik-)Pep geben sollte. Und immerhin soll es für Sonnenfreunde wieder eine Version mit Faltdach geben.

Der Renault R4 war der Inbegriff des praktischen und bezahlbaren Autos

Von 1961 bis 1992 galt der R4 mit seiner großen Heckklappe als Inbegriff des Alltagsautos für Stadt und Land, anfangs mit Dreigang-Revolver-Schaltung und bescheidenen 26 PS. Mehr als acht Millionen R4 hat Renault in dieser Zeit verkauft. Bei ausgebauter Rückbank taugte er sogar zum Mini-Campingmobil. Kurzum, der Wagen war praktisch und bezahlbar. An diese Grundidee will Renault mit der Neuauflage anknüpfen und in die Marktlücke für günstige Elektroautos vordringen.

Wie bei den Vorbildern der Retro-Welle – VW Beetle, Mini Cooper und Fiat 500 – fällt die Neuauflage deutlich größer aus. Gegenüber dem Original-R4 ist der neue fast einen halben Meter länger, zehn Zentimeter höher und 37 Zentimeter breiter. Die Reichweite des SUV-artigen Gefährts wird – bei zwei angebotenen Batteriegrößen – mit bis zu 300 oder 400 Kilometern angegeben. Der Einstiegspreis soll deutlich unter 30 000 Euro liegen.

Optisch einiges näher am historischen Vorgänger bleibt Renault mit den elektrischen Wiederauflagen des R5, der bereits auf dem Markt ist, und des Twingo, der für 2026 angekündigt wurde. Das Kalkül scheint klar: mit dem Rückgriff auf Ikonen der Markengeschichte soll den chinesischen Newcomern, die über keine vergleichbare Tradition verfügen, Paroli geboten werden. Ob die Strategie aufgeht, werden die nächsten Jahre zeigen.

Der Renault 4 in seiner Neuauflage als Elektroauto

© AFP/Thomas Samson

Der Renault 4 in seiner Neuauflage als Elektroauto

Die Ladekante ist niedrig –  wie beim Original.

© AFP/Thomas Samson

Die Ladekante ist niedrig – wie beim Original.

Ein Blick ins Cockpit des neuen R4...

© AFP/THOMAS SAMSON

Ein Blick ins Cockpit des neuen R4...

... und zum Vergleich das alte. Typisch: die so genannte Revolverschaltung im Armaturenbrett rechts neben dem Lenkrad.

© dpa-tmn/Renault

... und zum Vergleich das alte. Typisch: die so genannte Revolverschaltung im Armaturenbrett rechts neben dem Lenkrad.

Drei Versionen des Ur-R4

© gms/Renault

Drei Versionen des Ur-R4

Ein weiteres elektrisches Retromodell ist der neue R5.

© dpa/Thomas Geiger

Ein weiteres elektrisches Retromodell ist der neue R5.

Und so sah dessen Vorgänger aus.

© dpa-tmn/Thomas Geiger

Und so sah dessen Vorgänger aus.

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Erstellt:
15. Oktober 2024, 12:17 Uhr

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