Diese Experten halten das Narren-Häs in Schuss

Für Narren ist die Fasnet eine ereignisreiche Jahreszeit, die auch an den Kostümen ihre Spuren hinterlassen kann. Wie werden die in Schuss gehalten, repariert und gereinigt? Häsmeister verraten ihre Traditionen und Tricks.

Sylvia Schäfer vom Backnanger Karnevals-Club ist die inoffizielle Nähbeauftragte des Vereins. Die linke ältere Gardeuniform lässt sich nur professionell reinigen, das rechte neuere Modell der Roten Garde ist etwas pflegeleichter. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Sylvia Schäfer vom Backnanger Karnevals-Club ist die inoffizielle Nähbeauftragte des Vereins. Die linke ältere Gardeuniform lässt sich nur professionell reinigen, das rechte neuere Modell der Roten Garde ist etwas pflegeleichter. Foto: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Rems-Murr. Die Faschingszeit ist für die Narren zwar die schönste, aber auch die stressigste Zeit. Umzüge wechseln sich ab mit Rathausstürmen, Prunksitzungen und rauschenden Partys. Ob Funkenmariechen oder Hexe: Das Kostüm muss dabei natürlich stets vorzeigbar und top in Schuss sein, der Fleckenteufel ist unerwünscht. „Es ist das, was nach außen repräsentiert wird. Dadurch gestaltet sich der Verein und zeigt auch seine Vielfalt“, sagt Sylvia Schäfer vom Backnanger Karnevals-Club. Darum muss jeder Narr zum traditionellen Häsabstauben am 6. Januar sein Häs, wie das Kostüm im Fachjargon genannt wird, in Ordnung gebracht haben.

Sylvia Schäfer ist da als routinierte Schneiderin Expertin und für Pflege und Instandhaltung der Uniformen und Häs zuständig. Die Lohkäs-Trampler (Guggenmusiker) und die Träppler Buaba sind für die Vorzeigbarkeit ihrer eigenen Kostüme selbst verantwortlich, sie selbst zu reinigen sei jedoch schwierig, sagt Sylvia Schäfer. „Die unterschiedlichen Materialien und Farben machen das schwer und da experimentiert man besser auch nicht rum.“

Bei den wertvollen Gardeuniformen setzt man vor allem auf die Vorsicht der jüngeren und älteren Gardemädchen. Eine Uniform kostet durchaus mal 1000 Euro und jede Tänzerin besitzt eigentlich zwei Garnituren, eine fürs Tanzen und eine fürs Rausgehen. Da gehören dann auch Hüte, Mäntel, Schals und Handschuhe dazu, sagt Stephanie Mayer, die beim BKC für das Nähteam verantwortlich ist.

Bei den Gardeuniformen dürfen nur die Profis ran

Die Eltern der Gardemädchen bekommen sogar eine Einweisung, worauf es beim Umziehen und bei der Handhabe der Uniformen zu achten gilt. Wenn doch mal Make-up oder Lippenstift auf die Uniformen gelangen, kümmern sich jedoch die Betreuer um die Entfernung der Flecken. „Da soll nicht jeder mit seinen eigenen Hausmitteln Hand anlegen, sie müssen ja am Ende immer noch alle gleich aussehen“, sagt Sylvia Schäfer. Kleine Flecken kann sie mit einer Seifenlauge selbst entfernen. Auch geringfügige Reparaturen kann Sylvia Schäfer erledigen. „Beim Tanzen kann man nicht verhindern, dass sich mal eine Bordüre löst oder ein Knopf lockert.“ Individuelle Anpassungen für die einzelnen Tänzerinnen, wie sie eigentlich vor Beginn jeder Saison vorgenommen werden müssen, oder größere Reparaturen erledigt allerdings eine professionelle Schneiderin.

Ebenso werden vor allem die sehr beliebten älteren Uniformen nach dem Ende einer Kampagne, wie die Faschingszeit auch genannt wird, in die Reinigung gebracht. „Die neuen Uniformen könnte man, penibel nach Farben sortiert, im Schonwaschgang selbst waschen“, erklärt Sylvia Schäfer.

Feuerbarthl und Wasserfratz werden von den Murreder Henderwäldlern selbst hergestellt. Die Masken werden vom Maskenschnitzer gefertigt. Archivfoto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Feuerbarthl und Wasserfratz werden von den Murreder Henderwäldlern selbst hergestellt. Die Masken werden vom Maskenschnitzer gefertigt. Archivfoto: Stefan Bossow

Die Häser der Murreder Henderwäldler werden zwar ebenso gut gehütet, doch hier ist jeder Hästräger selbst dafür verantwortlich. Vor allem ihre Gruppenfiguren, den Feuerbarthl und den Wasserfratz, stellt jeder Träger selbst her oder beauftragt jemanden damit, den er als ausreichend kompetent erachtet, sagt Häsmeisterin Kim Steiert. Beim Weihnachtsschmaus sollte man sich darum besser zurückhalten, denn zum Häsabstauben am 6. Januar muss jeder Hästräger seine Kleidung sauber, ausgebessert und bei Figurveränderungen entsprechend angepasst haben. Wem die handwerklichen Fähigkeiten dazu fehlen, der findet im Verein Unterstützung. „Jeder tut, was er kann, manche helfen lieber beim Maskenschleifen mit“, erklärt Kim Steiert.

Bei den Reichenberger Burghexen wird nach dem Häsabstauben in der Regel nichts mehr am Kostüm verändert. Melanie Rau betont, dass auch kleine Flecken nicht beseitigt werden. Nur bei außergewöhnlich großen Verschmutzungen darf man das Häs waschen. „Wer nicht die handwerklichen Fähigkeiten besitzt, sein Häs selbst in Ordnung zu halten, gibt es dem Häswart, dann kümmert der sich drum“, sagt Melanie Rau.

Kleine Reparaturen können die Närrinnen und Narren selbst durchführen

Die Sulzbacher Karnevalisten sehen das etwas lockerer. Da ihre Häser hauptsächlich aus Baumwolle bestehen, kommen die Kleider bei Bedarf wie durch Zauberhand sauber gehext wieder aus der Waschmaschine. „Auch kleine Reparaturen kann jede und jeder selbst durchführen“, sagt Birgit Kollak. Und bei größeren Problemen oder Änderungen setzt sie sich als Häsmeisterin der Hexen auch mal selbst an die Nähmaschine. Doch auch hier werden die Gardeuniformen lieber in professionelle Hände gegeben. „Toi, toi, toi, dass bei ihnen kaum etwas kaputtgeht“, sagt Birgit Kollak. „Die wurden von unserer Schneiderin, die auch ehemalige Gardetänzerin ist, sehr gut gearbeitet.“

Alexander Sturm vom Faschingsverein Burgstetten gibt reumütig zu, sein eigenes Häs in den letzten zwei Jahren etwas vernachlässigt zu haben. „Wir würden gerne wieder Abende organisieren, an denen wir die Kostüme ausbessern und uns gegenseitig dabei unterstützen könnten.“ Nach seinem Eindruck gehe das Wissen über Nähkünste und Materialqualität langsam verloren. „Wir haben aber noch eine Expertin bei uns im Verein, die unsere Stoffe bestellt und prüft, ob sie für die Verarbeitung ausreichend geeignet sind“, sagt Sturm.

Manchmal muss eine verschmutzte Stelle ganz erneuert werden

Daraus werden dann etwa die Kostüme vom Herrenballett selbst genäht. Dementsprechend stecke da auch das ganz Herzblut der Träger drin. „Darum passt man natürlich besonders gut auf und das ist auch notwendig.“ Vor allem die einzelnen Filzflicken, die etwa beim Kostüm des Murrtalspatzen überlappend aufeinanderliegen, reagieren empfindlich auf Wasser und damit auch auf eine Reinigung. „Auch bei einem Umzug im Regen quellen sie stark auf und müssen erst wieder sorgfältig aufgehängt werden, bis sie ganz trocken sind“, verrät Alexander Sturm.

Kleine Flecken könne man versuchen, wieder sauber zu bekommen. „Oder man hofft, dass sie an Stellen entstehen, die kaum zu sehen sind“, sagt Alexander Sturm und lacht. „Besonders fies sind aber Punsch- oder Glühweinflecken, die sind auch nicht mehr rauszubekommen.“ Wenn sie sich an einer sehr prominenten Stelle befinden, etwa auf dem Bruststück, bleibt den Narren nichts anderes übrig, als das ganze Stück auszutauschen.

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Erstellt:
3. Februar 2024, 16:00 Uhr

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