Wird das Lehrschwimmbecken in Unterweissach saniert?
Das Lehrschwimmbecken in Unterweissach ist fast 60 Jahre alt – und dementsprechend anfällig für Störungen. Immer wieder gibt es Probleme, Schwimmunterricht und Kurse fallen aus. Die SPD-Fraktion hat nun beantragt, die Sanierung in den nächsten Haushaltsplan aufzunehmen.
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Die Wasseroberfläche im Unterweissacher Lehrschwimmbecken ist glatt und ruhig an diesem Vormittag. Das sollte eigentlich anders sein, das Wasser müsste jetzt aufgewühlt sein von den Schwimmzügen junger Schülerinnen und Schüler. „Wahrscheinlich ist die Lehrkraft krank“, vermutet Weissachs Bürgermeister Daniel Bogner am Beckenrand.
Es ist warm hier im Untergeschoss der Gemeindehalle. Nach dem obligatorischen Fototermin für den Zeitungsartikel wird das Gespräch deshalb schnell wieder in den Vorraum neben der Eingangstür verlagert. Mit dabei sind auch Kämmerer Alexander Holz und seine Stellvertreterin Maren Erb, die unter anderem für die Liegenschaften der Gemeinde zuständig ist, sowie Volker Rössler, der sich als Hausmeister um die Pflege des Lehrschwimmbeckens kümmert.
Das ist seit Jahren immer wieder Thema in der Verwaltung und im Gemeinderat. Denn das Becken ist fast 60 Jahre alt – und dementsprechend anfällig für Probleme. „1966 wurde die Gemeindehalle erbaut und da ist auch gleich das Lehrsfrchwimmbecken reingekommen“, teilt Daniel Bogner mit. „Die letzte große Sanierung war 1996, also vor gut 30 Jahren, deshalb kommt’s immer mal wieder zu Ausfällen und Störungen.“ Eine Quelle des Verdrusses für die Nutzer des Gemeindepools (siehe Infotext). Bogner zufolge war das Becken allein 2023 dreimal bis zu drei Wochen nicht zugänglich.
Funktioniert die Dosieranlage nicht richtig, kippt das Wasser schnell
Die letzte Sperrung ist erst wenige Wochen her. Nach den Osterferien konnte das Lehrschwimmbecken zwei Wochen lang nicht genutzt werden. Es gab ein Problem mit der Elektrik. „Der Anschluss der Dosieranlage hat nicht richtig funktioniert“, berichtet Alexander Holz. Das führte dazu, dass zu wenig Chlor im Wasser war, es bildeten sich Algen. „Wenn die Dosieranlage nicht richtig geht, kippt das Wasser schnell“, erklärt der Kämmerer. Das Wasser müsse dann stets abgelassen und neu eingelassen werden. Ein ressourcenintensiver, teurer und zeitaufwendiger Vorgang: Jedes Mal fließen 110000 Liter ab, die nicht anderweitig verwendet werden können.
Das Problem sei mittlerweile behoben, versichert Holz. „Wir hoffen, dass wir durch die Reparatur jetzt erst mal eine Weile Ruhe haben.“ Die Dosieranlage selbst, führt er aus, sei erst 2021 komplett ausgetauscht worden. „Sie funktioniert eigentlich.“ Doch aufgrund des Alters der gesamten Anlage wisse man nie, wann der nächste Ausfall komme. Bürgermeister Bogner vergleicht die Situation mit der Fahrt in einem alten Auto: „Das hat quasi 400000 Kilometer drauf und wir hoffen, dass es noch so lange fährt, bis wir es nicht mehr brauchen.“
Weitere Themen
Wie es weitergehen soll mit dem Lehrschwimmbecken, steht noch nicht fest. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hat die SPD-Fraktion beantragt, die umfassende Sanierung in den nächsten Haushaltsplan aufzunehmen. Das Becken sei eine wichtige Einrichtung für die Gemeinde, betont Fraktionssprecherin Irmgard Hestler. Stünde es nicht mehr zur Verfügung, müssten die Schülerinnen und Schüler mit dem Bus zu anderen Schwimmhallen gefahren werden. „Und das Wonnemar zum Beispiel ist schon belegt mit Backnanger Schülern.“ Zudem fordere auch der Bildungsplan, Kindern das Schwimmenlernen zu ermöglichen.
Ähnlich formuliert es Hestlers Fraktionskollege Ralf Noack am Telefon. Er ist im Kultusministerium tätig. Als Vater zweier Söhnen kennt er die Problematik außerdem aus erster Hand. Sein jüngerer Sohn habe mehr Ausfälle als Unterrichtseinheiten erlebt, entweder weil das Becken gesperrt war oder weil die ohnehin schon rar gesäten speziell geschulten Lehrkräfte krank waren. „Das addiert sich“, weiß Noack. Er ist dafür, das Becken so zu sanieren, dass der Schwimmunterricht zuverlässig möglich ist. „Meine Überzeugung ist, dass wir die Mittel primär dort bereitstellen müssen, wo’s ums Überleben geht.“ Der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zufolge sind allein 2023 mindestens 378 Menschen in Deutschland ertrunken, darunter 16 Kinder im Alter bis zu zehn Jahren.
Auch seine Fraktion stehe hinter einer Sanierung des Lehrschwimmbeckens, sagt Oliver Fiechtner (CDU/FWV): „Es ist ein wichtiger Beitrag für unsere Kinder.“ Durch seine Frau hat er aber noch einen anderen Blick auf das Thema. Sie ist bei der TSG Backnang Schwimmen unter anderem für die Koordination der Trainerinnen und Trainer zuständig. „Für die TSG als Verein ist es ein Riesenproblem, dass die Kurse ständig ausfallen“, erklärt Oliver Fiechtner. „Jedes Mal müssen Teilnehmer informiert und Kursgebühren zurückgebucht werden.“ Manche würden schon keine Kurse mehr buchen, weil sie den Eindruck hätten, dass das Lehrschwimmbecken nicht zuverlässig nutzbar sei. Dabei dienen die Kurse auch zur Finanzierung der Vereine. Und auch die Gemeinde Weissach profitiert davon: Sie bekommt einen Teil der Einnahmen.
Ob das Becken saniert wird oder nicht, ist vor allem eine Kostenfrage
Da die finanzielle Lage bei der Gemeinde derzeit angespannt ist, steht offen, wie mit der in die Jahre gekommenen Anlage weiter verfahren wird. Fiechtners Fraktionskollege Carl Höfer plädiert in der Gemeinderatssitzung dafür, das Becken zu erhalten – und zwar mit der Unterstützung der Umlandgemeinden: „Es ist ja eigentlich ein Becken für das gesamte Weissacher Tal.“ Dieser Lösung ist auch Bürgermeister Bogner nicht abgeneigt. Denn bei einer grundlegenden Sanierung werde man schnell bei einer sechsstelligen Summe sein, schätzt er.
Als Mindestmaßnahme müsse die Folie ausgetauscht werden, sagt Alexander Holz. Die Verwaltung habe vor, eine Gesamteinschätzung eines Planungsbüros einzuholen. Bogner wünscht sich, das Becken zu erhalten: „Es ist ein Privileg, es zu haben.“ Doch ob man sich die große Lösung leisten kann und möchte, darüber müsse eine grundlegende Entscheidung getroffen werden.
Von Melanie Maier
Das Lehrschwimmbecken ist ein wichtiges Gut für die Gemeinde Weissach im Tal. Hier lernen Kinder das Schwimmen, eine lebensrettende Fähigkeit. Eine umfassende und baldmöglichste Sanierung wäre wünschenswert. Gäbe es das Becken nicht, müssten Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern mit dem Bus zu weiter entfernten Hallen fahren, um den Lehrplan zu erfüllen. Doch ob diese für noch mehr Schulen überhaupt Kapazitäten hätten, ist nicht gesagt.
Verwaltung und Gemeinderat scheinen einer großen Lösung nicht abgeneigt. Das Problem: die Haushaltslage. Die Gemeinde steht unter Spardruck, viel Geld für eine weitere Investition ist nicht übrig. Doch das Becken wird nicht nur von Weissacher Schulen genutzt, sondern auch von den umliegenden Gemeinden. Angebracht wäre daher eine interkommunale Lösung. Denn es sollte auch im Interesse der Nachbarn sein, das Becken weiter nutzen zu können.
m.maier@bkz.de
Nutzer Neben der Grundschule in Unterweissach nutzen auch die Schulen in Oberweissach, Sechselberg, Lippoldsweiler, Oberbrüden/Unterbrüden sowie das Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize) das Lehrschwimmbecken. Die TSG Backnang bietet dort Schwimm- und Aquafitkurse an.
Finanzierung Die Gesamtaufwendungen für das Lehrschwimmbecken betragen jährlich zirka 115000 Euro. Durch die Nutzungsgebühren, die Vereine und Schulen entrichten, kommen 12000 bis 15000 Euro an Einnahmen zusammen. Die Gemeinde hat also etwa 100000 Euro Mehrkosten pro Jahr.