Emotionaler Abschied von Charley Graf
Zahlreiche Künstler bedanken sich bei dem Initiator der Kleinkunstbühne Gruschtelkammer in Auenwald.
Von Anja La Roche
Auenwald. In knallrotem Jackett und ebenso knallroten Schuhen begrüßt Karl-Heinz Graf, bekannt als Charley Graf, das Publikum am Samstagabend in der Auenwaldhalle. Die Gruschtelkammer habe er genauso lange moderiert, wie Thomas Gottschalk die TV-Show „Wetten, dass..?“, witzelt er und erwähnt ganz beiläufig, dass Gottschalk zu seinem Abschied zehn Minuten Standing Ovations erhalten habe. Die folgenden vier Stunden, die der Auenwalder durch das straffe Bühnenprogramm führt, zeigen, dass mit dem Ende der Gruschtelkammer auch für ihn als begnadeten Moderator und Unterhalter eine Bühne verloren geht.
Dabei lässt es sich Graf nicht nehmen, die Zuschauer mit gezielten Seitenhieben daran zu erinnern, wer das Ende der deutschlandweit bekannten Kleinkunstbühne mitzuverantworten hat. „Ich hoffe, dass du heute Abend nach Hause gehst, und denken wirst: Schade, dass es so etwas in Auenwald nicht mehr geben wird“, sagt er zu Bürgermeister Kai-Uwe Ernst.
Abschiedsgala der Gruschtelkammer
Am Samstagabend hat die Gruschtelkammer in Auenwald ein letztes Mal zum gemeinsamen Lachen, Staunen und Genießen eingeladen. Für den Abschied nach 33 Jahren Gruschtelkammer haben die Veranstalter gleich neun Künstler auf der Bühne performen lassen.
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Es folgen verbale Ohrfeigen gegen den Merz-Populismus, aber auch gegen die Ampelregierung, deren Bezeichnung nicht zu Unrecht vom lateinischen Wort ampulla (kleine Flasche) abstamme. Graf beweist dem Publikum damit, dass er sich in all den Jahren so einige Fertigkeiten des Kabaretts angeeignet hat. „Nach 33 Jahren wollte ich schon immer mal fünf Minuten selbst politisches Kabarett machen.“ Nicht unbekannt ist indes sein Hang dazu, gerne und viel zu reden, was dazu führt, dass seine Frau Petra Graf mehrmals im Verlauf der Veranstaltung auf die Bühne eilt, um ihn an einer ausufernden Anmoderation zu hindern. So gelingt es dem Ehepaar am letzten Abend der Gruschtelkammer, auch sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
Zwischen den Auftritten der Künstler läuft jeweils ein Abschiedsvideo von verschiedenen Comedians und Kabarettisten ab, beispielsweise von Christoph Sonntag und Gernot Hassknecht. Es sickert durch, dass Charley Graf und sein Team für viele Menschen nicht nur Unterstützer im künstlerischen Sinn waren, sondern auch zu Freunden geworden sind. Und nachdem Graf bei seinen letzten Worten auf der Bühne eine Träne über die Wange rollt, bekommen er, seine Frau und all die Künstler auch die zu Beginn manifestierten Standing Ovations à la Gottschalk.