Englischer Sprachtisch wird zum Erfolg
Seit etwa drei Monaten treffen sich regelmäßig Menschen zum Sprachtisch, der mit vom Partnerschaftsverein Backnang/Chelmsford organisiert wird. Viele kommen, um ihr Englisch im Gespräch ohne Druck zu verbessern. Aber auch Freundschaften sind schon entstanden.
Von Kristin Doberer
Backnang. Es wird viel durcheinandergeredet an einem Donnerstagabend im Merlin, an einem Tischende geht es um Filme, am anderen um gemeinsame Bekannte und zwischendrin sprechen Menschen über Frühlingstraditionen. Nur wird eben nicht auf Schwäbisch geschwätzt, sondern auf Englisch. Mal mit britischem Akzent, mal mit amerikanischem, mal auch nur gebrochen und mit starkem deutschen Akzent. Denn beim Sprachtisch, der einmal im Monat im Merlin stattfindet, sind Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern dabei. Was sie alle verbindet: der Wunsch danach, englisch zu sprechen. „Wir wollen unser Englisch verbessern“, erzählen zwei Frauen, die an diesem Tag zum ersten Mal dabei sind. Das unterstreichen viele der Teilnehmer. „Englisch ist so wichtig. Damit kommt man überall durch und kann sich mit Menschen aus allen möglichen Ländern unterhalten“, sagt Ilse Wilstermann. „Aber wenn man die Sprache nicht benutzt, vergisst man sie.“ Sie selbst ist bereits Mitglied im Partnerschaftsverein Backnang/Chelmsford, ebenso wie das Ehepaar Wolfgang und Ingrid Hackauf. „Wir hätten nicht damit gerechnet, dass so viele kommen“, freut sich Wolfgang Hackauf mit Blick auf die etwa 25 Leute, die beim dritten Treffen schon dabei waren.
Manche sind hier, um ihr gesprochenes Englisch speziell für die Arbeit zu verbessern, andere wollen ihre Kenntnisse einfach wieder auffrischen, so zum Beispiel Wolf-Dieter Usinger. In seinem Job bei Ericsson habe er früher viel Englisch gesprochen. „Da musste man einfach englisch sprechen und dann hat es auch geklappt. Ich bin hier, damit ich es nicht verlerne“, erzählt er.
Die richtige Grammatik ist zweitrangig, es geht vor allem ums Drauflosreden
Es geht trotzdem nicht darum, die Grammatik zu perfektionieren, sondern darum, sich zu unterhalten – und das eben auf Englisch. Deshalb sorgt Organisatorin Sabrina Moser auch dafür, dass am Tisch wirklich Englisch gesprochen wird. „Darauf achte ich schon“, sagt sie grinsend. Selbst die Bedienung beim Merlin macht zum Teil mit und nimmt die Bestellung auf Englisch auf. Und weil es eine recht zusammengewürfelte Gruppe ist, die sich untereinander nicht kennt, gibt sie immer einige Themenimpulse. Mal ist es das Thema Filme, mal geht es um den Frühling.
Sabrina Moser kann kaum glauben, dass der Sprachtisch so gut ankommt. „Ich dachte, ich sitze beim ersten Treffen vielleicht sogar alleine hier“, erinnert sie sich. Stattdessen waren es gleich beim ersten Sprachtisch etwa zehn Interessierte, dann 15 und beim dritten Treffen sitzen bereits 25 an der englischen Sprache interessierte Menschen in dem Restaurant. „Ich bin total positiv überrascht“, sagt Sabrina Moser. „Wenn es so weitergeht, brauchen wir den ganzen Saal.“ Sollte die Gruppe sogar noch weiter wachsen, überlegt sie sogar, zwei Treffen pro Monat anzubieten.
Weitere Themen
Initiiert wurde der Sprachtisch von Sabrina Moser. Sie selbst stammt ursprünglich aus Amerika, einen ähnlichen Sprachtisch hatte sie bereits in der Schweiz gegründet. Ein weiteres Ziel war es, den Partnerschaftsverein mit der englischen Stadt Chelmsford zu unterstützen. Das zumindest klappt schon nach nur wenigen Treffen sehr gut, gleich mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach dem Kennenlernen beim Sprachtisch bereits in den Verein eingetreten. Sehr zur Freude vom Vorsitzenden David Whitehead. „Es ist gigantisch, wie gut das läuft. Das gibt dem Verein noch einen Schub nach vorne“, meint er.
Einige haben beim Sprachtisch auch schon neue Kontakte geknüpft. Katharina Judd, die aus der Region kommt und bei einem Schüleraustausch ihren Mann kennengelernt hat, freut sich nun, dass ihre Tochter neue Freundinnen gefunden hat, die zu Hause auch englisch sprechen. Denn über den Sprachtisch hat diese sich mit der gleichaltrigen Tochter eines Amerikaners angefreundet. „Es ist toll, dass man neue Leute kennenlernt und neue Beziehungen knüpfen kann“, freut sich Katharina Judd.
Unterschiedliche Sprachlevel: von Muttersprachler bis Anfänger
Tatsächlich sitzen um den Tisch noch einige weitere Personen, die ihr Englisch eigentlich nicht verbessern müssen – schließlich sind sie Muttersprachler und kommen aus Großbritannien oder dem amerikanischen Raum. So zum Beispiel Amerikaner Isaac. Mit seiner Familie ist er im vergangenen Jahr aus beruflichen Gründen nach Deutschland gezogen. Zum Sprachtisch kommt er, weil er sich einfach gerne mit Menschen austauscht, wie er erzählt.
Dementsprechend gibt es natürlich ganz unterschiedliche Sprachlevel rund um den Tisch, für die Organisatorin ist das nicht immer ganz einfach bei der Wahl ihrer Themenimpulse. Schließlich soll es für die Muttersprachler nicht langweilig, für die Ungeübten aber auch nicht überfordernd werden. Neben den verschiedenen Sprachniveaus sind auch ganz unterschiedliche Altersgruppen vor Ort. Von den Rentnern, die schon lange Teil im Partnerschaftsverein sind, bis zu Schülern und Erwachsenen, die bisher nur wenige Verknüpfungspunkte mit dem Verein hatten.
Sprachtisch Der Sprachtisch findet aktuell einmal im Monat im Merlin, Eberhardstraße 2, in Backnang statt. Interessierte können sich bei Sabrina Moser unter backnangforyou@gmail.com melden. Der nächste Termin findet am 13. Juni ab 17 Uhr statt.