Enterokokken im Trinkwasser in Teilen von Burgstall
Die Gemeinde fordert Anwohner auf, Trinkwasser, das jetzt zusätzlich gechlort wird, abzukochen. Die Ursache der Verunreinigung ist noch unklar.

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In Burgstetten wurde eine Verunreinigung des Trinkwassers festgestellt. Die Bürger sind aufgerufen worden, das Wasser abzukochen. Archivfoto
Von Florian Muhl
Burgstetten. Derzeit müssen die Anwohner im unteren (nordwestlichen) Teil von Burgstall das Trinkwasser abkochen. Betroffen ist etwas mehr als das halbe Dorf, inklusive der Bergsiedlung und den Wohnplätzen „Auf den Rüdern“ und Neumühle. Der Grund: Im Trinkwasser wurden coliforme Bakterien und Enterokokken gefunden. „Nicht viele, aber dennoch über dem Grenzwert liegend“, wie Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz gestern auf Anfrage unserer Zeitung sagte.
Die fäkalen Verunreinigungen kommen von außen ins Trinkwasser. Die Ursache zu finden, ist oft nicht einfach. Denn dazu können örtliche hygienische Probleme wie technische Störungen bei der Abwasserreinigung führen, aber auch Havarien oder Erneuerungsarbeiten im Leitungsnetz. Das kann auch bei Reparaturen oder Neuanschlüssen von Leitungen im Haus passieren. Mit im Boot der Spurensucher sind deshalb auch das Ingenieurbüro Frank, Backnang, und das Institut Dr. Lörcher, Ludwigsburg.
Die Verunreinigung des Trinkwassers ist in der vergangenen Woche bereits zum zweiten Mal festgestellt worden. Erstmals hatte die Gemeinde die Bakterien, die bei starker Verunreinigung Infektionen und andere, teils schwere Krankheiten auslösen können, Anfang September bei der regelmäßigen Überprüfung des Trinkwassers festgestellt. Sofort wurde das Wasser gechlort, um die Bakterien abzutöten. „Die Wirkung des Chlors benötigt allerdings einen gewissen Zeitraum zur Entfaltung“, bemerkt Wiedersatz. Die betroffenen Anwohner, die Wasser abkochen mussten, wurden über Flyer in ihren Briefkästen sowie über die Homepage der Gemeinde informiert.
In der Hoffnung, die Verunreinigungen nun im Griff zu haben, hatte die Gemeinde die Chlorung nach einiger Zeit eingestellt. Doch bei jüngst entnommenen Proben wurde erneut eine Überschreitung des Grenzwerts für Enterokokken festgestellt. Das gleiche Prozedere wieder: Chlorung des Trinkwassers und Information der Bürger. „Wir haben jetzt immer den größten Topf, den wir haben, mit abgekochtem Wasser auf dem Herd stehen“, schildert einer der Anwohner den „neuen Familienalltag“. Aus dem Topf entnimmt sich jeder das Wasser zum Kaffeekochen, zum Zähneputzen und zum Obstwaschen. „Wenn wir mal zwei Stunden nicht im Bad waren und dann wieder die Tür öffnen, riecht’s da drinnen wie im Hallenbad“, beschreibt der Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will, den Chlorgeruch. Aber er habe auch eine für ihn ganz neue und wichtige Erkenntnis gewinnen können: „Mir ist zum ersten Mal bewusst geworden, welch hohes und kostbares Gut das Trinkwasser doch ist und dass es nicht unbedingt selbstverständlich ist, jederzeit rund um die Uhr einfach nur den Hahn aufdrehen zu müssen, um frisches Trinkwasser zu erhalten.“
Wiedersatz gibt sich ein wenig optimistisch, auch wenn sie gestern die neuesten Probenergebnisse mit weiteren Bakterienvorkommen auf den Tisch bekommen hat. „Wir haben die Verunreinigung eingrenzen können und wir haben auch eine Vermutung.“ In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob sich der Verdacht bestätigt.
Abkochen Zum Abtöten von Krankheitserregern muss Trinkwasser einmal kurz kräftig sprudelnd aufgekocht werden. Dies ist insbesondere in folgenden Fällen notwendig:
Trinken, Getränkezubereitung (zum Beispiel Eiswürfel)
Zubereiten von Lebensmitteln
Waschen von Obst, Gemüse und Salat
Medizinische Zwecke (zum Beispiel Wundreinigung, Nasenspülen)
Zähne putzen
Geschirrabwasch von Hand
Trinkwasser für empfindliche Haustiere
Kein Abkochen Für eine allgemeine Haushaltsreinigung, die Toilettenspülung, den Geschirrspüler, Duschen oder Wäschewaschen mit der Maschine ist das Abkochen des Wassers laut Gemeinde nicht nötig.
Alternative Bis zur vollständigen Beseitigung der Verunreinigung empfiehlt die Gemeinde, zum Trinken und als Säuglingsnahrung Mineralwasser zu verwenden.