Der Faschingsverein Burgstetten besteht seit 66 Jahren. Beim gestrigen Jubiläumsumzug boten 81 Gruppen mit rund 2300 Narren den zahlreichen Zuschauern ein buntes Spektakel.
Von Annette Hohnerlein
Burgstetten. „Das ist einer der ersten Umzüge im Rems-Murr-Kreis, da muss man einfach dabei sein“, schreit Ingrid Bauer gegen die laute Partymusik an. Sie steht mit ihren beiden Freundinnen Sabine de Filippo und Annette Raschko an der Umzugsstrecke; die drei haben Sektgläser in der Hand und sind bester Stimmung. „Wir kommen schon seit 20 Jahren hierher“, erklärt Ingrid Bauer und greift sich eine Hexe, um ein Selfie mit ihr zu machen.
Jubiläumsumzug des Faschingvereins Burgstetten
Der Faschingsverein Burgstetten besteht seit 66 Jahren. Anlässlich des närrischen Geburtstags gab es einen Umzug durch Erbstetten mit 81 Gruppen und rund 2300 Narren.
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Unzählige Zuschauer säumen dicht gedrängt die Straßen in Erbstetten: Familien mit ihren Knirpsen, teils noch im Kinderwagen oder auf Papas Schultern sitzend, Teenagergruppen, Alt und Jung, verkleidet oder in Zivil: ganz Burgstetten und noch dazu halb Backnang scheint auf den Beinen zu sein. Und es wird einiges für Augen und Ohren geboten. Guggenmusiker und Fanfarenzüge geben ihr Bestes, um die Stimmung anzuheizen und den Winter zu vertreiben, Gardemädchen schwingen im Takt ihre Beine, Prinzenpaare und Elferräte mit ihren charakteristischen gezackten Mützen winken den Zuschauern zu.
Der Narrenruf „Spatzen Helau“ ertönt
Ein besonderes Spektakel sind die vielen Maskengruppen, allen voran die Murrtalspatzen des Gastgebers, dem Faschingsverein Burgstetten, mit dem Narrenruf „Spatzen Helau“. Die grimmigen Kerle der Teufelswächter Sundheim sorgen mit ihren langen Hörnern und zotteligen Kostümen für erschrockene Blicke bei den jüngsten Zuschauern, die schaurigen Hexen der Sendelfenga Sumpfhexa formieren sich zu einer kunstvollen Pyramide; dagegen kommen die Mitglieder der Cannstatter Nachtwächter als ältere Herren mit Schnauzbart eher freundlich daher. Silvia Betzler von der Narrenzunft Plochinger Waldhornhexa erklärt, dass die Masken ihres Vereins von einem Holzschnitzer im Schwarzwald hergestellt werden. Rund 300 Euro kostet ein solches Unikat, das komplett in Handarbeit gefertigt wird.
Familie Rist ist mit ihren beiden Söhnen aus Backnang gekommen. Der vierjährige Simon ist als Feuerwehrmann verkleidet, Manuel, sieben Jahre, hat sich ein Drachenkostüm aus der familieneigenen Faschingskiste ausgesucht. Da es trotz des sonnigen Wetters ziemlich kalt ist, haben Jana und Thorsten Rist ihre beiden Jungs dick eingepackt: Thermoleggings, Softshellhose und Fleecejacke sorgen für Wärme unter den Kostümen. Manuel erklärt, keine Angst vor den wilden Hexen zu haben, Simon gibt zu: „Ein bisschen.“
Engagement mit vollen Straßen belohnt
Einen solchen Umzug zu organisieren, ist für den Faschingsverein Burgstetten mit seinen 121 Mitgliedern ein Kraftakt. Zwei Sprecherwagen, mehrere Verpflegungsstationen und Musikanlagen entlang der Umzugsstrecke, das Narrendorf bei der Festhalle, bei dem sich die Narren mit Speisen und Getränken stärken können: All das bedeutet für die Verantwortlichen viel Arbeit. Aber Zunftmeister Alexander Sturm versichert: „Es ist der größte Lohn, wenn die Straßen voll sind.“ Vor dem Umzug fand in der Gemeindehalle Erbstetten der Zunftmeisterempfang statt, bei dem die Präsidentin des Faschingsvereins, Daniela Schäfer, Zunftmeisterin Leah Sandeck und Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz die Gastvereine begrüßten. Alexander Sturm berichtet stolz: „Man hat mir gesagt: Ihr in Burgstetten habt die besten Zuschauer, die wir jemals erlebt haben.“ So etwas spricht sich herum, der Burgstettener Spatzenumzug hat ein weites Einzugsgebiet. Aus Kehl, Tübingen, Reutlingen, dem Raum Heilbronn, dem Schwarzwald und von der Schwäbischen Alb reisten die Vereine an. Bereits im August war die Veranstaltung ausgebucht.
Der Faschingsverein Burgstetten begann als kleine Gruppe innerhalb der katholischen Kirche in Burgstall, im Jahr 1957 folgte dann die Vereinsgründung. Es gibt Elemente des rheinischen Karnevals wie Präsidentin, Garden und Elferrat, gleichzeitig ist die Maskengruppe der Murrtalspatzen ein Element der schwäbisch-alemannischen Fasnet.
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