Interboot
Experte: "Klimadiesel" für Bootsmotoren noch Nischenprodukt
Seit Mai wird sogenannter Klimadiesel an Zapfsäulen verkauft. Dass auch Boote mit dem neuen Kraftstoff fahren können, ist eher weniger bekannt. Die Wassersport-Messe widmet sich nun dem neuen Diesel.
Von dpa
Friedrichshafen - Kraftstoff aus gebrauchtem Pflanzenöl soll auch für Motorboote bekannter werden. Erste Tankstellen am Bodensee bieten den als "HVO" (Hydrotreated Vegetable Oil) bezeichneten Treibstoff etwa aus Frittenfett bereits an. Die Branche sieht aber noch ordentlich Luft nach oben, wie es von der am Mittwoch in Friedrichshafen beginnenden Wassersport-Messe Interboot hieß. Die Messe am Bodensee will mit ihrer diesjährigen Ausgabe den Bekanntheitsgrad von HVO erhöhen.
Noch sei der klimaschonende Treibstoff eher ein Nischenprodukt, erklärte Olaf Toedter vom Karlsruher Institut für Technologie KIT, der auf der Interboot einen Vortrag dazu halten will. Die bestehende Infrastruktur an den Tankstellen könne ohne Umrüstung genutzt werden. Der synthetische Treibstoff könne problemlos in Bestandsdieselmotoren eingesetzt werden. Der neue Kraftstoff aus wasserstoffbehandelten alten Pflanzenölen und Fettresten senke den CO2-Ausstoß von Dieselfahrzeugen um rund 90 Prozent.
Etwas teurer
Außerhalb von Deutschland sei der Treibstoff schon länger auf dem Markt. In Deutschland sei er seit Mai an den Tankstellen frei verfügbar. An etwa 700 Säulen bundesweit gebe es den Diesel schon. Er sei für alle Dieselmotoren geeignet, also auch für Motorboote.
Weil er etwas mehr koste, sei er schwerer zu bewerben. "Es gibt Preisunterschiede von fünf bis fünfzehn Cent zu herkömmlichen Diesel." Von der Interboot hieß es, dass eine staatliche Förderung im Sinne von Steuererleichterungen viele Nutzer vom Gebrauch überzeugen könne. Auf der Messe präsentieren sich bis Sonntag auch Hersteller des Treibstoffs. Zudem steht eine Podiumsdiskussion zum Thema klimaneutrale Bodenseeschifffahrt auf dem Programm. Im vergangenen Jahr zählte die Messe mehr als 41.000 Besucher.
Kritik von Umweltverbänden
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht den auch als "grünen Diesel" bezeichneten Kraftstoff kritisch. Die Nutzung von Agrokraftstoffen finde unter dem "massiven Einsatz" von fossilen Rohstoffen, Düngemitteln und Pestiziden statt und gehe dadurch mit einer enormen Belastung für Biodiversität und Klima einher, hatte die Organisation erst kürzlich mitgeteilt. Bereits im April hatten der Naturschutzbund Deutschland und die Umwelthilfe kritisiert, die Nutzung von Kraftstoffen aus sogenannten Abfall- und Reststoffen beim neuen Kraftstoff HVO100 gehe mit Schäden für Klima und Biodiversität einher.