Fleckaschau in Unterweissach: Starkes Comeback trotz des Regens
Nach der Durststrecke wegen Corona legt die 19. Auflage der Gewerbeschau mit 70 Unternehmen und Betrieben, die sich im Ort präsentieren, einen rekordverdächtigen Neustart hin. Natürlich hätte das Wetter besser sein können.
Von Christine Schick
Weissach im Tal. Wer sich am Sonntag auf den Weg zur Fleckaschau in Unterweissach macht, dem war schon klar, dass die Sache nicht ganz ohne kühles Nass von oben verlaufen würde. Insofern sind die allermeisten Gäste gut ausgerüstet. Große Schirme, Regenjacke, Überzug für den Kinderwagen und Gummistiefel für die Kleinen sind im Straßenbild vorherrschend. Die Aussteller – 70 Betriebe und Unternehmen – machen trotzdem das Beste draus.
Launiger Auftakt Mädchen und Jungen vom Weissacher Kinderhaus singen inklusive kleiner Tanzeinlagen mit ihren Erzieherinnen für die Eröffnungsgäste. Zudem sorgen die Weissacher Dorfmusikanten für handgemachte musikalische Umrahmung. „Nach der Zwangspause durch Corona ist die 19. Fleckaschau mit 70 Teilnehmerbetrieben ein sehr gutes Comeback“, sagt Bürgermeister Daniel Bogner. Er verweist auf die gute Tradition der Vieh- und Fleckaschau. Zwar sei der Rinderanteil nicht mehr so groß, aber umso wichtiger, das tolle Angebot zu zeigen und durch das Nutzen zu erhalten. Silke Müller-Zimmermann, die zum neu formierten Organisationsteam gehört und vor ihrem Teeladen zur Eröffnung geladen hat, sieht das genauso. In heutigen Zeiten sei es wichtig, möglichst selbstständig zu bleiben, und in Weissach bekomme man so gut wie alles.
Pferdestarke Dienstleistung Mit Jochen Bacher und seinen beiden Kaltblütern Michel und Hannes können die Gäste per Kutsche durch den Flecken und über die Schau reisen, was zudem noch den Vorteil hat, dass die mit einer Plane geschützt ist. Das haben sich Christa und Klaus Käser aus Oberweissach nicht entgehen lassen und gleich die Jungfernfahrt noch vor der Eröffnung gemacht. Die Pferde sind umtriebige Einsätze wie den Cannstatter Festumzug gewohnt, genauso wie die Arbeit in seinem Biobetrieb, dem Käsbühlhof, erzählt er. „Sie sind beim Holzrücken, Pflügen und Säen im Einsatz.“ Eine Praxis, die sich angesichts der Energiekrise und eines Bodens, der besser Wasser aufnehmen kann als wenn er maschinell bearbeitet ist, als vorteilhaft erwiesen hat. „Heute bin ich aber als reiner Dienstleister hier.“
Impressionen von der Fleckaschau 2023
70 Unternehmen und Betriebe haben sich am Sonntag in Unterweissach präsentiert. Damit legt die 19. Fleckaschau einen gelungenen Neustart hin - wenn auch bei ungünstigem Wetter.
Spiel und Spaß für den Nachwuchs Für Kinder hält die Schau einiges bereit. Immer wieder finden sich Glücksräder an Ständen oder in Räumen der Aussteller. Vor der Arztpraxis von Monika Lenz macht die Teddybärenklinik Station. Im Krankenwagen versorgen Sabine Lenz und Martina Nadler die Patienten. „Wir hatten schon einen Plüschaffen aus dem Kongo mit einem Bauchschuss und eine Puppe mit einem gebrochenen Arm“, erzählt Martina Nadler. Natürlich dürfen sich auch Jungen und Mädchen auch ohne verletzten Teddy umsehen. Bei der Kreissparkasse können Knirpse eine kleine Indoor-Bastelsession einlegen: Sparschweinchen bunt bemalen, Glücksrad spielen und Popcorn naschen.
Der quietschgelbe Klassiker Das Entenrennen gehört auf der Fleckaschau einfach dazu. Mütter und Väter finden sich beim Team des SV Unterweissach ein, um sich für ihre Kinder ein Entchen zu besorgen. Ein Knirps kann seine Enttäuschung nicht ganz verbergen, als er hört, dass er das süße Plastiktier nicht behalten kann, sondern auf ein Rennen schicken soll. Das hat es in sich. Einige der Entchen geraten angesichts der rauschenden Weißach in einen Strudel und können sich kaum wieder freikämpfen.
Beratung und Infos Bürgermeister Daniel Bogner hebt bei der Eröffnung auf das ab, was die Betriebe vor Ort bieten – Fach- und Kundenberatung. Das können sich die Gäste bei der Schau in den verschiedensten Branchen abholen. Sei es bei Volker Benignus von der ASPA Gruppe in Backnang, der zu einem Projekt – mit 20 Wohneinheiten – direkt in Unterweissach Auskunft geben kann. Fragen zur wärmetechnischen Versorgung, sprich Alternativen zum Gas, spielen zurzeit eine große Rolle, berichtet er. Für die Energiegenossenschaft Weissacher Tal informiert Christoph Lösel. Eine Besucherin aus Cottenweiler erkundigt sich zum Angebot und den Bedingungen beim Wechsel des Stromanbieters. Man kann auch selbst etwas machen: Vor dem Stand zeigt das Team steckfertige Solarmodule. „Sie lassen sich am Balkon oder auf dem Vordach anbringen, manche stellen sie sich aber auch einfach in den Garten“, sagt er.
Schönes und Besonderes Beim verkaufsoffenen Sonntag lässt sich durch die Läden bummeln. Tina Porsche von „Einzigartig – Brautmoden“ zeigt ihre Auswahl an Hochzeitskleidern und hat schon ein paar Kandidatinnen im Laden begrüßt. Sie ist ein halbes Jahr vor Corona mit ihrem Geschäft gestartet und blickt auf eine lange Durststrecke. „Wir freuen uns doppelt, dass wir jetzt wieder durchstarten können.“ Bei Renate Grunert-Paul findet eine kleine Modenschau vor ihrem „Wollfugium“ statt. Zwei Freundinnen zeigen Selbstgestricktes von der edlen Stola bis zum Yogaanzug.
Lokale Leckereien Über die ganze Schau verteilt, kann man sich mit deftigen Klassikern und lokalen Leckereien versorgen. Bei Florian Trenz und Mandy Bünger von der Likörmanufaktur Granny G. haben angesichts des kühlen Nieselwetters auch heiße Cocktails im Angebot wie den Hot Wild Granny. Wer noch fahren muss, kann einen Hot Ipanema probieren, den Mandy Bünger als „alkoholfreien Caipi“ beschreibt. Bei Silke Müller-Zimmermann kann man sich mit heißem Tee – beispielsweise mit der Sorte „Ingwer Shot“, „Red Lover“ oder „Cornflakes Chaos“ – aufwärmen.
Handwerkskunst und Historie Im Heimatmuseum lässt sich Bürstenbinder Reinhold Rottenbiller über die Schulter schauen. „Das ohne Maschine zu machen, ist schon aufwendig“, sagt er. Eine Ziegenhaarbürste ist schon fertig, ein Handfeger gerade im Entstehen, zu dem er rund eine halbe Stunde benötigt. Im Museum kann man außerdem Filmsequenzen des Zeitzeugen-Projekts sehen.
Vorläufige Bilanz Jessica Huber vom Weissacher Tälesbräu, die auch im neuen Organisationsteam ist, sagt: „Trotz des teils miesen Wetters war sehr viel los.“ Natürlich sei es angesichts des Regens und der kühlen Temperaturen schon etwas schwierig gewesen. Bisher habe man so gut wie immer warme bis heiße Fleckaschautage gehabt. Nach ihren Beobachtungen waren gestern sehr viel Einheimische auf der Schau unterwegs, bei Sonnenschein wären noch mehr Auswärtige dazugekommen. Sie selbst kann nicht klagen: „Bei uns war die Hölle los.“ Und sie freut sich, dass 70 Betriebe mit im Boot waren, unter ihnen auch viele neue, oftmals vor dem Hintergrund eines Generationswechsels. Jetzt heißt es am Ball zu bleiben. „Wir möchten einen neuen Gewerbeverein gründen“, sagt sie.