Frank Besler kümmert sich um den Eschelhof in Sulzbach

Von Florian Muhl

Sulzbach an der Murr. Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Frank Besler und Renata Wenzler erstmals durch den Sulzbacher Wald gefahren und am Eschelhof angekommen sind und die Autotür öffneten, waren sie hin und weg. Der Anblick des einstigen Forsthauses sowie Schulhauses hat sie umgehauen. Beide haben sich auf Anhieb in das Fachwerkensemble verguckt und waren überwältigt, wie sie sagen.

Das ist jetzt genau 17 Monate her. Über einen Freund einer Helfergruppe hatten sie erfahren, dass für den Eschelhof ein neuer Pächter gesucht wird. Mit dieser Auskunft hatten sie sich Ende September 2021 auf den Weg gemacht, um sich das Wanderheim im Rahmen der Spendenwanderung anzuschauen. Vor Ort dann die kleine und erfreuliche Überraschung, dass es sich um einen Irrtum handelt. Nicht ein neuer Pächter wird gesucht, sondern ein neuer Hauswart. Frank Besler strahlte, denn das war genau das Richtige für ihn. Der 56-Jährige ist gelernter Maschinenbauschlosser, hat den Maschinenbautechniker draufgesattelt und war zuletzt dann bei einem mittelständischen Unternehmen in Ludwigsburg als Montageleiter unterwegs. Vor zwei Jahren hat der gebürtige Pfälzer einen Neuanfang gewagt, hat sich selbstständig gemacht, bietet seither Hausmeisterservice und Umzugshilfen an und ist zudem im Bereich Eventmanagement tätig.

Neue Frisur im Tausch gegen Spülmaschinentransport

Auch Renata Wenzler war begeistert. Von da an hängten sich beide ins Zeug, unterstützten den Verein einige Wochen lang ehrenamtlich und Besler bewarb sich für die Stelle des Hauswarts. Unter insgesamt vier Interessenten kam sein Konzept bei den Vereinsvorständen am besten an. Im Oktober erfolgte die Zusage, seit Juni hat der 56-Jährige die Stelle offiziell und wohnt auch seitdem in der Wohnung im ehemaligen Schulhaus im ersten Stock. Seine Lebensgefährtin, die im Klinikum Ludwigsburg im Labor arbeitet, wohnt noch in Kernen-Stetten, ihrer Kinder wegen. Ihre 15-jährige Tochter und ihr zehnjähriger Sohn gehen noch in Fellbach in die Schule.

Kurios, wie sich das Paar kennengelernt hat. In den Zeiten der Pandemie und des Lockdowns haben die beiden private und unentgeltliche Hilfsdienste einerseits selbst geboten und andererseits auch gerne in Anspruch genommen. Frank Besler muss lachen, als er davon erzählt: „Sie hatte mir Friseurdienste angeboten, weil es halt schwierig war, in der Zeit einen Friseur zu bekommen. Und ich hatte ihrer Freundin dafür eine Geschirrspülmaschine mit meinem Transporter befördert.“

„Wir kannten immer jemanden, der was konnte“

Renata Wenzler, die 1997 aus Polen nach Deutschland gekommen ist, erinnert sich auch gerne an diese Hilfsdienste: „Das war wie bei uns in Polen. Wir hatten keine Handwerker zu Hause. Wir kannten immer jemanden, der was konnte. Ich habe beispielsweise Kuchen gebacken und jemand anderes hat bei Tätigkeiten geholfen, die ich nicht allein machen konnte. Das war wie eine große Familie.“ Dann blickt die 50-Jährige ihren Mann an und strahlt: „So haben wir uns auch hier kennengelernt.“ Seit knapp zwei Jahren sind die beiden nun zusammen und verstehen sich prächtig.

Beide wollen das Schmuckstück Eschelhof auch künftig pflegen und den Ortsgruppen des Schwäbischen Albvereins mit Rat und Tat zur Seite stehen, nach dem Albvereinsmotto: eine Atmosphäre schaffen, die bei Wanderern ankommt. Eine gelungene Mischung aus Herzlichkeit, Kameradschaft, schwäbischer Gemütlichkeit und zünftigem Wanderleben. Und das alles zu einem bezahlbaren Preis. Besler schaut seine Lebensgefährtin an und sagt stolz: „Und Renata bringt ihr polnisches Temperament hier mit hinein.“

Attraktive Angebote für Familien und kulturell Interessierte

Frank Besler hat nun sein Leben auf drei Säulen aufgebaut, wobei seine „Hauptsäule“, wie er sagt, der Eschelhof ist. Zudem bietet er noch seinen Hausmeisterservice an und ist zudem in einem Bowlingcenter in Fellbach tätig. „Wir wollen unseren Gästen im Eschelhof ein schönes Erlebnis in historischem Ambiente und idyllischer Umgebung bieten, auch für Familienfeiern und Festlichkeiten“, sagt er. „Familien mit Kindern sind stets willkommen. Ihnen bieten wir Spielmöglichkeiten auf dem Spielplatz, Tischtennis und Tischkicker, eine Spielkiste mit Gesellschaftsspielen und sportlichen Spielen für draußen und drinnen. Zudem wird ein Bogenschütze Jugendlichen und Erwachsenen Bogenschießen anbieten.“

Der neue Hauswart will an Wochenenden und unter der Woche diverse Veranstaltungen organisieren: Auftritte musikalischer Gruppen, Comedyabende, Lesungen, Ausstellungen von Malerei und Holzarbeiten, überdies Waldwanderungen und Naturbegehungen mit Rast auf dem Eschelhof in Kooperation mit Ortsgruppen des Schwäbischen Albvereins und Forst BW.