Frühes Aufstehen schreckt sie nicht
Am heutigen Donnerstag feiern Lore Emma und Karl Gotthilf Wild aus Burgstall das Fest der goldenen Hochzeit. Beide Jubilare sind in landwirtschaftlichen Betrieben aufgewachsen, sie in Kirchberg an der Murr und er in Burgstall. Sie kennen sich bereits seit Kindheitstagen.

© Alexander Becher
Für die ehemaligen Vollerwerbslandwirte Lore und Karl Wild war vor 50 Jahren keine Zeit für eine Hochzeitsreise. Foto/Repro: Alexander Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Burgstetten. Vor 50 Jahren lag kein Schnee. Daran erinnert sich Lore Emma Wild aus Burgstall deshalb so gut, weil genau an diesem 12. Januar 1973 für sie ein ganz besonderer Tag war. Denn an diesem Tag wurde der Grundstein einer glücklichen Ehe gelegt, als sie und Karl Gotthilf Wild den Bund fürs Leben schlossen.
Bis es jedoch so weit war, dauerte es noch ein bisschen. „Gefunkt hat es später“, erzählt sie lachend. Waren sie und Karl Wild doch noch Kinder gewesen, als sie einander kennengelernt hatten. Ihr Kirchberger Nachbar hatte nämlich die Schwester ihres Zukünftigen geehelicht. Und so lief man sich immer wieder über den Weg, bis eben doch der Funke übersprang. Sie war 17, er 22, als klar war: „Es könnte passen.“
Auf einem Bauernhof in Kirchberg an der Murr wuchs die junge Lore Trautwein auf. Auch Karl Gotthilf Wild kannte das Leben des Landwirts von klein auf, er übernahm als junger Mann den Betrieb der Eltern in Burgstall. Wie passend, dass die junge Frau eine Lehre in der ländlichen Hauswirtschaft absolvierte.
Der Jubilar feiert immer einen Tag nach dem Hochzeitstag seinen Geburtstag
Nach einem auswärtigen Lehrjahr stand fest, dass nun geheiratet wird. Den Termin hatte sie ausgesucht, allerdings im Laufe der Jahre festgestellt: „Der war ein Fehler.“ Aber natürlich nicht wegen der Eheschließung an diesem schneelosen Wintertag, sondern weil der Gatte am 13. Januar Geburtstag hat und dieser im Kreis der großen Familie immer festlich begangen wurde. Der Hochzeitstag fristete ein eher bescheidenes Dasein daneben. „Aber dieses Jahr streike ich“, sagt Lore Wild schmunzelnd. Das Geburtstagsfest wird daher in den Sommer verlegt und man konzentriert sich heuer ganz auf das runde Hochzeitsjubiläum.
Die ersten 20 Jahre waren überwiegend durch den landwirtschaftlichen Betrieb geprägt. Um fünf Uhr ging der Wecker, um halb sechs war man im Stall, um das Milchvieh zu versorgen, bevor die beiden Kinder schließlich in die Schule mussten. Neben der Tierhaltung gab es noch die Äcker, die zu bewirtschaften waren. Viel Handarbeit war seinerzeit noch zu tun, die Arbeit ging nicht aus. Ein paar Tage wegfahren war damals während der Zeit als Vollerwerbslandwirte nicht drin. Nicht einmal eine Hochzeitsreise hatte es seinerzeit gegeben.
Doch das änderte sich 1993. Da begann Karl Wild im Bauhof der Gemeinde Burgstetten und die Familie konzentrierte sich landwirtschaftlich auf den Ackerbau. So blieb es bis zur Rente.
Ab dieser Zeit hatte man dann auch im Winter wegfahren können. Die erste Reise ging für drei Wochen nach Thailand; anlässlich der Silberhochzeit hatte man sich diesen ersten langen Urlaub gegönnt. In den folgenden Jahren ging es immer wieder hinaus in die weite Welt, etwa nach Kalifornien, in den Urwald Venezuelas, durch Zufall fand man sich sogar am Ort historischer Ereignisse wieder – zur Wahl Joseph Ratzingers zum Papst hielt sich das Ehepaar gerade in Rom auf.
Aktiv in der Feuerwehr und bei den Landfrauen
Zudem haben sich Lore und Karl Wild immer noch ehrenamtlich engagiert. Über 50 Jahre gehörte er der Freiwilligen Feuerwehr an, war sogar 15 Jahre lang Kommandant; sie war 35 Jahre lang im Vorstand der Landfrauen.
Auch mit dem Eintritt ins Rentenalter hat man die Landwirtschaft nicht ganz aufgegeben. Zwar sind die Äcker mittlerweile verpachtet, doch über 200 HochstammApfelbäume wollen gehegt und gepflegt werden. Mostäpfel werden auf der Streuobstwiese kultiviert. Daneben gibt es noch zwei Gärten mit Gemüse, um die sich die Wilds kümmern.
„Wenn man nichts mehr zu tun hat, dann baut man ab“, davon ist Lore Wild überzeugt. Und sie beide seien es gewohnt, früh aufzustehen und zu arbeiten. Das halte sie fit und außerdem wird es ihnen nicht langweilig. Als Beispiel nennt sie ihren Vater, der noch mit 90 Jahren Schwarzwälder Kirschtorte gebacken habe. Das Familienrezept pflegt sie nun weiter.
Schön ist es, dass die beiden Kinder mit ihren Familien in der Nähe wohnen. Die Enkelkinder kommen jeden Montag nach der Schule zu Besuch und werden bekocht.
Ab und zu gönnt sich das Ehepaar Wild auch ein wenig Ruhe. Dann sind sie draußen und beobachten die Vögel, welche die natürlich selbst gebauten Futterhäuser besuchen. Oder die Eichhörnchen, die sich an den Nussbäumen gütlich tun.

© Alexander Becher