Großaspacher Nahwärmenetz soll wachsen

Kurz vor der Ausschreibung der Arbeiten gibt ein Vertreter der Süwag im Aspacher Gemeinderat einen Überblick über die Pläne.

Fast 90 Prozent der Wärmeversorgung in Aspach stammt von der Biogasanlage von Putenmäster Micha Baumgärtner. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Fast 90 Prozent der Wärmeversorgung in Aspach stammt von der Biogasanlage von Putenmäster Micha Baumgärtner. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Aspach. Andreas Föll von der Süwag Grüne Energien und Wasser hatte für den Aspacher Gemeinderat gute Nachrichten dabei: Netze mit so geringen CO2-Emmissionswerten wie das Nahwärmenetz in Großaspach könne man lange suchen. Mit 43,8 Gramm pro Kilowattstunde liege man weit unter dem Durchschnitt. Erreicht wird dieser geringe Wert, weil die Wärme zu fast 90 Prozent von der Biogasanlage von Putenmäster Micha Baumgärtner stammt. Dort werden aus dem Mist der Tiere und Pflanzen Strom erzeugt, die Abwärme versorgt bislang 81 Gebäude in Großaspach. Im Winter wird durch Gas etwas hinzugeheizt. 1200 Tonnen CO2 könnten so im Jahr eingespart werden, so Föll: „Das sind mehr als ein Dutzend große Heizöl-Tanklastzüge.“

Das Netz soll nun erweitert werden. Schon im vergangenen Jahr hat die Süwag hierfür Kontakt mit potenziellen Kunden aufgenommen und Aufträge gesammelt (wir berichteten). Ausgehend davon wurde erarbeitet, in welchen Straßen ein Ausbau Sinn macht. Den Stand der Dinge legte Föll nun den Gemeinderäten vor. Der Leitungsbau umfasse die Wilhelmstraße, Karlstraße, einen kurzen Abschnitt der Strümpfelbacher Straße, Freihof, Mairichweg, Biegel (in Teilen), Hermann-Schadt-Straße und Größeweg bis hin zur Heizzentrale an der Schule. Auch das neue Baugebiet Stegmühlenweg ist vorgesehen, fügte Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff an.

Zu den bestehenden 4,4 Kilometern Trassenlänge kämen so zwei Kilometer hinzu, 50 neue Anschlüsse würden generiert. Während im bestehenden Nahwärmenetz 2021 4,6 Millionen Kilowattstunden Wärme benötigt wurden, geht die Süwag für das Erweiterungsgebiet von 2,5 Millionen aus. Als Baubeginn wird der Juli dieses Jahres angepeilt, die Bauzeit betrage etwa ein Jahr. Noch könne die Ausschreibung aber nicht starten, denn „der Vertrag für die Schule steht noch aus“. Dieser sei essenziell.

„Dadurch ändert sich die Zusammensetzung“, machte Föll klar. Denn die Leistung der Biogasanlage könne nicht beliebig gesteigert werden. An der Schule solle ein neues, effizienteres Blockheizkraftwerk installiert werden, das übergangsweise Erdgas nutzt. Da der Anteil der Wärme aus erneuerbaren Energien sowie Kraft-Wärme-Kopplung weiterhin über 75 Prozent liege, würden Anschlüsse an das Netz noch immer mit einer hohen Quote gefördert. Mittelfristig sei angedacht, die erneuerbaren Energiequellen weiter auszubauen. Föll nannte hierzu etwa eine Holzhackschnitzel- oder Holzpelletanlage, eine Großwärmepumpe oder Solarthermie als Möglichkeiten. Das sei interessant, wenn ein weiterer Ausbau anstehe. Und den wolle die Süwag auf jeden Fall vorantreiben. „Wir stehen voll und ganz hinter diesem Projekt, es ist zukunftsweisend“, so Föll. Das zeige sich auch beim Blick auf die Energiepreise: Die Nahwärmekunden hatten aktuell sogar eine Preissenkung erlebt. Mit 6,61 Cent pro Kilowattstunde liegt man sogar unter dem Startpreis von 2014 (7,3 Cent pro Kilowattstunde).

Blockheizkraftwerk sorgt für Skepsis

Dass aber nun erst einmal wieder auf Gas gesetzt wird beim Blockheizkraftwerk an der Conrad-Weiser-Schule, wollte einigen Gemeinderäten nicht einleuchten. „Kann man da nicht gleich von vorneherein Holzhackschnitzel verwenden?“, fragte etwa Wolfgang Schopf, Fraktionsvorsitzender der SPD/Aspacher Demokraten. Besonders angesichts der unsicheren Gasversorgung durch den Ukrainekrieg halte er dies für den besseren Weg. Auch Markus Kälber (Freie Wählervereinigung) führte an, dass dies für Aspach als waldreiche Kommune eine gute Alternative sei. Fraktionskollege Daniel Jacobi stimmte zu: „Ein Neueinbau von Erdgastechnologie wirkt für mich nicht sinnvoll.“ Erdgas sei nur ein Brückentechnologie, räumte Föll ein. „Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das aber Stand heute die vorderste Lösung.“ Zudem werde bei der Gasversorgung eine Vergrünung vorangetrieben, durch Biomethan oder Wasserstoff. Was die Investitionen angeht, sei eine Holzhackschnitzelanlage „eine ganz andere Hausnummer“. Man sei in der Nutzung auch nicht so flexibel wie mit Gas. Und der Platzbedarf sei um ein Vielfaches größer.

Daniel Jacobi widerstrebte auch, dass das bestehende Blockheizkraftwerk, für welches erst jüngst ein neuer Motor beschafft wurde, nun obsolet sein soll. „Wir schmeißen eine funktionierende Anlage raus, um sie durch eine andere, ähnliche zu ersetzen“, brachte er es auf den Punkt. Föll wiederum verwies auf die Notwendigkeit dessen: „Das alte Blockheizkraftwerk ist nicht mehr wirtschaftlich betreibbar“, erklärte er. Uwe Kugler aus dem Bauamt bestätigte: „Das ist inzwischen fast ein Geschäft, bei dem wir drauflegen.“ Zur Strategie der Süwag sagte Föll: „Wir sind bestrebt, andere Lösungen zu finden und die Dekarbonisierung des Netzes voranzutreiben.“ Allerdings müsse dies wirtschaftlich sein. Der voraussichtliche Umstieg von Gas zu Holz oder Solarthermie erfolge in Großaspach im Zuge der nächsten Erweiterung. „Dann hat man auch eine ganz andere Grundlage dafür.“

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Erstellt:
16. April 2022, 06:00 Uhr

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