Grundsteinlegung für die neue Backnanger Sporthalle
Auf der Maubacher Höhe hat der Bau der neuen vierteiligen Sporthalle begonnen. Obwohl das Projekt viel teurer wird als geplant, ist die Vorfreude bei den Beteiligten groß. Es ist ein Meilenstein für die Sportstadt Backnang
Von Kornelius Fritz
Backnang. Für den eigentlich obligatorischen Spatenstich mit Oberbürgermeister und Ehrengästen blieb Anfang Mai keine Zeit. Zwischen dem Ende der Abrissarbeiten und dem Startschuss für den Bau der neuen Sporthalle auf der Maubacher Höhe lag damals nur ein Wochenende. Deshalb wurde der offizielle Festakt gestern in Form einer feierlichen Grundsteinlegung nachgeholt. Das hatte auch den Vorteil, dass sich die Gäste bereits einen ersten Eindruck von der neuen Halle machen konnten. Deren künftige Ausmaße sind anhand der Fundamente schon deutlich zu erkennen, erste Betonwände ragen bereits in die Höhe.
Beim Bau setzt die Stadt auf einen Generalunternehmer, der das komplette Projekt von der Planung bis zur Schlüsselübergabe abwickelt. Die Firma Goldbeck, die sich in einem Bieterverfahren durchgesetzt hat, gehört zu den Branchenriesen. Das Unternehmen mit Niederlassungen in ganz Europa ist laut „Wirtschaftswoche“ das viertgrößte Bauunternehmen Deutschlands und beschäftigt rund 11000 Mitarbeiter. „Man spürt, dass das ein seriöser Partner ist, der fair mit uns umgeht“, lobt Baubürgermeister Stefan Setzer.
Bis Oktober solle der Rohbau stehen, kündigte Dieter Gerke, Niederlassungsleiter bei Goldbeck in Stuttgart, gestern an. Das flotte Tempo, das die Arbeiter an den Tag legen, ist auch nötig, denn der Generalunternehmer hat sich vertraglich verpflichtet, die Sporthalle bis August 2024 fertigzustellen, damit Vereine und Schulen sie nach den Sommerferien nutzen können. Dort ist die Vorfreude schon groß: „Seit mehr als zehn Jahren warten wir sehnsüchtig auf diesen Moment“, sagt der Rektor der Max-Eyth-Realschule, Timm Ruckaberle.
Zusammenarbeit mit einem Generalunternehmer
Die neue vierteilige Sporthalle, die die marode Karl-Euerle-Halle ersetzen wird, ist laut OB Maximilian Friedrich „das größte Investitionsprojekt in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Stadt“. Die Gesamtkosten werden aktuell mit 19,5 Millionen Euro angegeben, wobei diese Summe wohl noch steigen wird. Denn der Generalunternehmer darf der Stadt Preissteigerungen in den ersten sechs Monaten nach Auftragsvergabe noch nachberechnen. Anschließend trägt er das Kostenrisiko dann selbst.
3,6 Millionen Euro fließen als Zuschüsse von Bund und Land, wobei das Warten auf ebendiese Zuschüsse viel Zeit gekostet hat, in der die Baupreise weiter gestiegen sind. Zum Vergleich: Als der Gemeinderat im Dezember 2016 den Grundsatzbeschluss zum Hallenneubau fasste, wurden die Kosten noch auf elf Millionen Euro geschätzt.
Die Entscheidung für den Neubau hält Stefan Setzer trotzdem nach wie vor für richtig: „Eine Sanierung der alten Halle hätte die grundsätzlichen Probleme nicht gelöst“, sagt der Erste Bürgermeister. Stattdessen bekomme Backnang nun eine Halle, die nicht nur moderne Standards erfüllt, sondern auch größer ist als die alte und somit zusätzliche Kapazitäten bietet.
Nur ein strenger Winter könnte den Zeitplan gefährden
Durch die Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer erhofft sich die Stadt eine hohe Verlässlichkeit bei Preis und Terminen. „Da wir die meisten Stahl- und Betonfertigteile in unseren eigenen Werken produzieren, können wir die Kosten besser abschätzen“, sagt Hasan Garic, Projektleiter bei Goldbeck. Bei den verschiedenen Gewerken greift der Generalunternehmer auf ein Netz an Partnerfirmen aus der Region zurück. Ein privates Unternehmen sei dabei wesentlich flexibler als die Stadt, erklärt Stefan Setzer. Sollte zum Beispiel ein Subunternehmer während der Bauzeit in Insolvenz gehen oder aus anderen Gründen ausfallen, kann Goldbeck kurzfristig eine andere Firma beauftragen. Die Stadt hingegen müsste den Auftrag erst neu ausschreiben, was den Baufortschritt verzögern würde.
Hasan Garic ist deshalb zuversichtlich, dass die neue Sporthalle pünktlich fertig wird: „Der Zeitplan ist sportlich, aber machbar“, sagt der Projektleiter. Das Einzige, was zu Verzögerungen führen könnte, wäre ein sehr kalter Winter, aber die waren zuletzt ja eher eine Ausnahme.
Vereine sind mit der aktuellen Planung noch nicht zufrieden
Neben den Schulen werden auch die Vereine von der neuen Halle profitieren. Unter anderem soll sie Heimspielstätte für die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang (HCOB) werden, die den Aufstieg in die Zweite Bundesliga anpeilen. Mit bis zu 1400 Plätzen sind die Zuschauerkapazitäten deutlich höher als in der alten Karl-Euerle-Halle oder in der Gemeindehalle in Oppenweiler. OB Maximilian Friedrich sprach deshalb bei der Grundsteinlegung auch von einem „Meilenstein für die Vereine“.
Deren Vertreter wollen in den Jubel allerdings noch nicht so richtig einstimmen. „Wir fühlen uns nicht immer rechtzeitig und umfassend in das Projekt eingebunden“, kritisiert Rainer Mögle, der Vorsitzende der TSG Backnang 1846. Rainer Böhle, der die Turnabteilung leitet und sich beim HCOB engagiert, konkretisiert dies auf Nachfrage noch: „Es gibt einige Punkte, die noch nicht gut gelöst sind“, sagt er zur aktuellen Planung. So ist etwa der Eingangsbereich nach Ansicht der Vereine zu eng, außerdem fehle es an Lagerfläche. Insgesamt haben die Vereine laut Böhle eine Liste mit 15 bis 20 Verbesserungsvorschlägen erstellt und hoffen, dass diese noch berücksichtigt werden. OB Maximilian Friedrich warb bei der Grundsteinlegung aber schon einmal um Verständnis dafür, „dass wir nicht alle Wünsche erfüllen können“.
Karl-Euerle-Halle Nach ihrer Eröffnung im Jahr 1971 hieß die alte Halle lediglich Sporthalle auf der Maubacher Höhe. Erst nach dem Tod des langjährigen Ersten Bürgermeisters im Jahr 1980 wurde sie Karl-Euerle-Halle getauft.
Umbenennung Geht es nach der Stadtverwaltung, soll die künftige Halle einen anderen Namen bekommen. Angedacht ist, die Namensrechte zeitlich befristet an einen Sponsor zu verkaufen. Entscheiden muss darüber aber der Gemeinderat.