HCOB-Spielerinnen drücken die Daumen für Ungarn und Toni Kroos

Die Lukács-Schwestern Reka (43), Judit (41) und Viktoria (30) leben schon seit vielen Jahren in Deutschland. Beim EM-Spiel gegen Deutschland halten die Handballerinnen vom HC Oppenweiler/Backnang und von der HSG Marbach/Rielingshausen aber eher zur alten Heimat.

Die Lukács-Schwestern Viktoria, Judit und Reka (von links) sind eher in der Handballhalle zu Hause. Doch am Spiel bei der Fußball-EM zwischen Deutschland und ihrer alten Heimat Ungarn kommen auch sie natürlich nicht vorbei. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Lukács-Schwestern Viktoria, Judit und Reka (von links) sind eher in der Handballhalle zu Hause. Doch am Spiel bei der Fußball-EM zwischen Deutschland und ihrer alten Heimat Ungarn kommen auch sie natürlich nicht vorbei. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lars Laucke

Nach dem mehr als gelungenen Auftakt mit dem 5:1 gegen Schottland steht für die deutsche Fußballnationalmannschaft heute am frühen Abend das zweite EM-Spiel gegen Ungarn auf dem Programm – und das auch noch in Stuttgart. Während die Region und das ganze Land wohl nahezu geschlossen hinter der Nagelsmann-Elf stehen, gibt es doch ein paar Menschen, deren Herz eher beziehungsweise auch für die Ungarn schlägt. Zu diesen gehören zum Beispiel die drei Lukács-Schwestern Reka, Judit und Viktoria. In Handballkreisen sind die drei hier in der Region bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Denn die drei gebürtigen Ungarinnen leben mittlerweile schon sehr lange in Deutschland und spielen beziehungsweise spielten für den HC Oppenweiler/Backnang.

Enge Angehörige haben sie in Ungarn nicht mehr

Judit Lukács, mit 41 Jahren die Mittlere der drei Schwestern, kam vor mittlerweile 16 Jahren als Erste nach Deutschland und spielte in der Zweiten Bundesliga für Waiblingen und Bietigheim. Seit einigen Jahren ist sie beim HCOB, erst als Spielertrainerin der Frauenmannschaft, mittlerweile nur noch als Trainerin, wobei sie in der zweiten Mannschaft immer noch auf dem Feld steht. Sie hat seit geraumer Zeit neben dem ungarischen auch einen deutschen Pass und die Bindungen an ihr Geburtsland sind nicht mehr sehr stark. „Wir haben keine engen Angehörigen mehr in Ungarn, die Eltern und Großeltern sind alle gestorben. Aber ich zeige meinem Partner Tobi gerne das Land. Er war daher schon mal dort und es ist auch geplant, noch mal gemeinsam Ungarn zu erkunden“, erzählt Judit Lukács.

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Bei ihrer gut ein Jahr älteren Schwester Reka Katona-Lukács, die vor rund zehn Jahren nach Deutschland kam, ist die Bindung noch etwas ausgeprägter. Nicht wegen der kürzeren Zeit, die sie hier ist, sondern vor allem, weil ihr Mann ebenfalls Ungar ist. „Wir fahren im Allgemeinen einmal pro Jahr nach Ungarn. Wir haben dort noch Freunde, mit denen wir bis heute Kontakt haben. Die Schwester meines Mannes besuchen wir auch und sie besuchen uns in der Regel einmal im Jahr.“ Ähnlich sieht es bei Viktoria Lukács aus, mit 30 Jahren das „Nesthäkchen“ der Familie, die gemeinsam mit der ältesten Schwester nach Deutschland kam. Ihr Verlobter Dani ist ebenfalls Ungar und hat dort noch Familie. „Die besuchen wir regelmäßig und sie kommen auch öfters zu uns zu Besuch.“

Den Showdown zwischen den Fußballern aus der alten und der neuen Heimat werden heute aber nicht alle Schwestern am Bildschirm verfolgen. Reka Katona-Lukács, die mittlerweile bei der HSG Marbach/Rielingshausen aktiv ist, muss verzichten: „Ich habe Jugendtraining und danach leider selbst Training während des Spiels. Das Leben dreht sich bei uns halt immer um Handball – auch während einer Fußball-EM“, sagt sie lachend. Ganz klar ist aber: „Ich drücke die Daumen der ungarischen Mannschaft.“

Die Jüngste der Schwestern hofft vor allem auf ein spannendes Spiel

Viktoria Lukács wird die Partie zu Hause mit ihrem Verlobten anschauen. Die Sympathien sind bei ihr verteilt: „Ehrlich gesagt, was Fußball betrifft bin ich weder für Deutschland noch für Ungarn. Ich möchte ein spannendes Spiel sehen und dann freut es mich – egal wer gewinnt.“ Etwas komplizierter ist die Gemütslage bei Judit Lukács, und das nicht nur, weil sie als einzige mit einem Deutschen liiert ist, mit dem sie zusammen das Spiel verfolgen wird. „Tobi ist natürlich für Deutschland. Ich bin für Ungarn“, sagt sie, schränkt dann aber ein: „Und für Toni Kroos. Deshalb ist es auch in Ordnung, wenn die Deutschen gewinnen – was sie meiner Meinung nach sowieso tun werden.“ Bei ihr herrscht also eine Mischung aus Patriotismus, Realismus und Sympathie für den deutschen Superstar. „Weil Toni Kroos ja nur noch die EM-Trophäe in seiner Sammlung fehlt, würde ich natürlich die Europameisterschaft auch Deutschland gönnen.“ Doch so unterschiedlich die drei Schwestern das Spiel auch betrachten, ist eines klar: Einen Familienstreit wird es nicht auslösen – wer auch immer heute Abend gewinnt.

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Erstellt:
19. Juni 2024, 11:30 Uhr

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