Hilfe für Ehrenamtliche bei schwierigen Einsätzen

Die neu gegründete Stiftung des DRK-Kreisverbands Rems-Murr bildet Präventionskräfte als psychologische Stütze für die Einsatzkräfte aus.

Nach schwierigen Einsätzen wie zum Beispiel einer erfolglosen Reanimation benötigen die Helfer teils selbst psychische Unterstützung. Symbolfoto: Adobe Stock/benjaminnolte

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Nach schwierigen Einsätzen wie zum Beispiel einer erfolglosen Reanimation benötigen die Helfer teils selbst psychische Unterstützung. Symbolfoto: Adobe Stock/benjaminnolte

Rems-Murr. Da war dieser Einsatz, erinnert sich eine ehrenamtliche Einsatzkraft. Kinder hatten bei einem Spaziergang im Wald eine schreckliche Entdeckung gemacht. Ob er bei der Betreuung der Kinder helfen könne. Das war belastend, erinnert sich der Ehrenamtliche. Regelmäßig kann es für Mitglieder der DRK-Bereitschaften zu belastenden Einsätzen kommen, beispielsweise wenn eine Reanimation erfolglos verläuft. Dann ist oft auch ihre Seele betroffen. Die neu gegründete Stiftung des DRK-Kreisverbands Rems-Murr hat es erneut ermöglicht, Peerpräventionskräfte als wichtige psychologische Stütze für das Ehrenamt auszubilden.

Psychische Gesundheit der Einsatzkräfte soll gefördert werden

„Das Konzept „Peerprävention – Entlastung nach schwierigen Einsätzen“ hilft dabei, die psychische Gesundheit der Einsatzkräfte zu fördern“, sagt Alexandra Zoller, Lehrbeauftragte an der DRK-Landesschule Baden-Württemberg, die ehrenamtlich beim DRK in Kernen im Remstal aktiv ist. Es setzt auf Prävention, Begleitung vor Ort und Nachsorge und stärkt das DRK-Ehrenamt. Dank der Förderung der Stiftung des Deutschen Roten Kreuzes im Rems-Murr-Kreis hat der Kreisverband nun erneut Einsatzkräfte zu Peerkräften ausgebildet. Ziel ist es, dass es in jeder Bereitschaft ausgebildete Ansprechpartner gibt.

Alexandra Zoller weiß, dass beispielsweise Einsätze, bei denen Babys, Kinder oder Jugendliche betroffen sind, akute Belastungsreaktionen, posttraumatische Störungen und Ähnliches hervorrufen können. Sie leitete das Ausbildungswochenende in Waiblingen gemeinsam mit Heide Wieland.

Die Ausbildung ist Teil der psychosozialen Notfallversorgung, die für Einsatzkräfte und Betroffene unverzichtbar ist. Seit Jahren leisten ehrenamtliche Kriseninterventionshelfer des DRK in akuten psychischen Krisensituationen psychosoziale Akuthilfe für Betroffene, beispielsweise für Menschen, die nach einem Unfall Angehörige verloren haben. Auch beim Hochwasser und Starkregen im Juni waren sie aktiv. Sie sind da, hören zu, trösten, begleiten, informieren und vermitteln.

Die Ausbildung fördert Fertigkeiten, mit denen geschulte Einsatzkräfte in schwierigen Momenten für andere da sein können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden als Multiplikatoren, sogenannte Peers, auf Ebene der Ortsvereine geschult. Das Konzept umfasst präventive Maßnahmen. Dabei geht es um Aufklärungs-, Informations- und Trainingsmaßnahmen.

Bei schwierigen Einsätzen sollen die ehrenamtlichen Helfer bei Bedarf von vertrauten Peerkräften psychosozial begleitet werden. Die Nachsorge reicht von kurzen Gesprächen bis zur Vorbereitung von Einsatznachbesprechungen. „Ausgebildete Peerkräfte können bei sogenannten Tür- und Angel-Gesprächen kollegial und auf Augenhöhe helfen“, sagt Alexandra Zoller. Sie wissen, wie sie zuhören, reagieren und bei Bedarf weitere zusätzlich ausgebildete Fachkräfte vermitteln können, wenn dies angezeigt ist.

Dies einschätzen zu können ist ein weiterer Baustein der Ausbildung, ergänzt die Ausbilderin. Die angehenden Präventionskräfte lernen, wie sich Stress bei einem belastenden Einsatz auswirkt, wie sie Verhaltensweisen der Betroffenen einordnen und sie unterstützen können.

Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft und Unterstützung auf Augenhöhe

Die Stellung der Peerkräfte basiert auf dem Vertrauen innerhalb ihrer Gemeinschaft und auf ihrer fundierten Ausbildung. Ihre Unterstützung passiert auf Augenhöhe. „Unser Anliegen ist es, durch die Peerpräventionskräfte ein tragfähiges Auffangnetz im direkten Miteinander einzurichten“, sagt Alexandra Zoller. „Wir stärken die psychische Gesundheit der Einsatzkräfte. Die Einsatzkräfte-Nachsorge soll dazu beitragen, die Verwundbarkeit der Einsatzkräfte zu reduzieren und ihre Resilienz, ihre Widerstandsfähigkeit, zu erhöhen.“ Die Peerkräfte können nun innerhalb ihres Ortsvereins tätig werden und andere Helfer vorbereiten.

Die Unterstützung der Stiftung ermöglicht es, den Fokus auf die außergewöhnlichen Leistungen des Ehrenamts zu legen, betont DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler. Ihm ist es wichtig, dass junge oder neue Einsatzkräfte vorher erfahren, worauf sie sich einlassen und welche Situationen ihnen begegnen können. „Die Aufgabe von Peerkräften ist notwendig und verantwortungsvoll“, sagt Sven Knödler. Ausgebildete Peerkräfte wissen über mögliche psychische Belastungen im Einsatz Bescheid und kennen präventive Möglichkeiten. „Das Ziel der 2023 gegründeten Stiftung ist es, das Ehrenamt des DRK im Kreis zu unterstützen und Projekte zu ermöglichen“, ordnet Sven Knödler ein. „Wir danken der DRK-Stiftung, dass sie eines unserer Herzensthemen im Rems-Murr-Kreis in den Fokus rückt“, sagt Alexandra Zoller. pm

Die Stiftung

Stiftung 2023 wurde die Stiftung des Deutschen Roten Kreuzes im Rems-Murr-Kreis gegründet. Ziel ist es, das ehrenamtliche Engagement in den 26 Ortsvereinen und die kreisweite Arbeit des DRK für Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren langfristig zu fördern und sicherzustellen. Wer das DRK unterstützt, fördert die Sicherheit, den Bevölkerungsschutz und das soziale Netz im Rems-Murr-Kreis.

Weiteres Informationen auf www.stiftung-drk-rems-murr.de.

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Erstellt:
17. Februar 2025, 16:00 Uhr

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