In Backnang mit VR-Brille Tauchen gehen
Im Backnanger Wonnemar können Besucher künftig mit einer Brille schnorcheln gehen. Durch diese wird eine virtuelle Realität geschaffen, in der die Gäste im australischen Great Barrier Reef zwischen Korallen tauchen oder das Weltall erkunden können.BKZ-Volontärin Carolin Aichholz hat einen Selbstversuch gestartet und die VR-Brille getestet.
Von Carolin Aichholz
Backnang. Einfach mal mitten in Backnang zwischen farbenfrohen Fischen und Korallen abtauchen und die exotischen Tauchorte der Erde erkunden, das ist künftig im Wonnemar möglich. Mit einer Brille, die der Gast trägt, wird eine virtuelle Realität (VR) geschaffen, also eine computergenerierte Wirklichkeit, in der er sich mit einem 3-D-Bild und mit Ton bewegen kann.
In den Bädern in Backnang und in Wismar wurden diese VR-Brillen kürzlich eingeführt. Nun wird getestet, ob daran Interesse besteht und wie die Gäste diese Erfahrungen bewerten. Manager Alexander Happold stand der Vorreiterrolle zunächst skeptisch gegenüber: „Wir machen es uns zur Aufgabe, unseren Gästen eine tolle Zeit abseits von Bildschirmen und technischen Geräte zu bieten. Sie sollen abschalten und sich entspannen können.“ Seit etwa einem Monat sind die Brillen nun im Einsatz. Zunächst probierten die Mitarbeiter des Wonnemars diese neuen Gadgets und die Reaktionen darauf waren durchweg positiv, wie Teamleiterin Stephanie Guthardt bestätigt. Nun können sich endlich auch die Gäste auf eine Reise in unbekannte Gefilde einlassen.
Die Brille im Selbstversuch
Sich in einem Schwimmbecken mit einer Brille auf der Nase an einen anderen Ort beamen lassen? Klingt gewagt, aber auch sehr verlockend. Außerdem gibt es unangenehmere Orte zum Arbeiten als einen Schwimmtempel. Im Bad wird mir allerdings klar: Es sind Osterferien, lärmende und tobende Kinder haben bereits die Becken erobert. „Sie werden nichts mehr hören, sobald Sie mit der Brille im Wasser liegen“, beruhigt mich der Schwimmmeister. Ich bleibe skeptisch, diesen Lärm kann man sicher nur schwer übertönen, denke ich. Zumal die VR-Brille meine Ohren auch überhaupt nicht bedeckt.
Die Vorbereitungen sind schnell erledigt: Damit ich an der Oberfläche bleibe und schnorcheln kann, bekomme ich einen Gürtel umgeschnallt. Um nicht wegzutreiben, befestige ich eine Schnur am Haltegriff im Nichtschwimmerbecken. Dann muss ich nur noch die Brille aufsetzen, den Schnorchel in seine Position bringen, schon kann ich mich im wahrsten Sinne des Wortes treiben lassen. Den schwersten Job hat an diesem Tag unser Fotograf Alexander Becher. Der fotografiert quasi blind, er ist über Wasser, seine Kamera allerdings darunter. Er hat auch noch ein Motiv vor der Linse, das weder etwas sieht noch hört, denn ich bin schon in die Tiefen des Ozeans abgetaucht.
Ein Knopf ermöglicht die Auswahl verschiedener Programme
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Mir wurde nicht zu viel versprochen: Die lärmenden Hintergrundgeräusche des Hallenbads verschwinden, eine angenehme Melodie entspannt mich völlig. Dabei lässt sich die Brille sehr simpel bedienen, ein Knopf ermöglicht die Auswahl aus verschiedenen „Programmen“. Neben dem Great Barrier Reef kann ich sogar durchs Weltall „schweben“. Nicht das naheliegendste Gefühl während man im Wasser schwimmt, doch da ich keine Astronautin bin, kann ich die Realitätsnähe schwer beurteilen. Das Tauchen durchs Meer fühlt sich jedenfalls überraschend echt an, ich bin fasziniert von den vorbeischwimmenden Fischen, all den wiegenden Korallen und Pflanzen am Meeresgrund.
Überwältigt bewege ich meinen Kopf sicher viel zu oft hin und her, das Sichtfeld der Brille kommt kaum hinterher, so sehr versuche ich, jedes Detail zu erfassen. Einzig dass ich meine Hände nicht sehen kann, trübt das realitätsnahe Gefühl. Wirklich getaucht bin ich zwar noch nie, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Brille uns all die Eindrücke des Meeres zumindest etwas näherbringt. Ich genieße meine kurze Auszeit sehr und tauche tatsächlich in eine komplett andere Welt ab. Neun Euro sollen die Ausflüge kosten, die zwischen fünf und sechs Minuten dauern. Günstiger als ein Flug nach Australien ist es allemal und ausprobieren würde ich es jederzeit wieder. Für eine regelmäßige Nutzung wäre mir die „neue Dimension des Badespaßes“ persönlich aber doch zu teuer.
Eine noble Absicht als Ziel
Der Hersteller der Brille aus Kaiserslautern möchte mit dieser Innovation dem Planeten etwas Gutes tun. „Wir glauben, dass jeder Mensch das Wunder in den Meeren erleben soll. Nicht jeder kann jedoch dorthin reisen. Nicht jeder hat die finanziellen Möglichkeiten, mit eigenen Augen zu sehen, wie schützenswert und atemberaubend unsere Ozeane sind“, schreibt das Unternehmen SwimVR auf seiner Website. Den Ozean zu den Menschen bringen, ohne den Menschen zu sehr in die Natur eingreifen zu lassen, dieser Mission verschreiben sie sich.
Das Backnanger Wonnemar-Team ist jedenfalls überzeugt davon, den Gästen ein neues Highlight bieten zu können, das jungen und älteren Besuchern die Magie des Ozeans auf dem kürzestmöglichen Weg nahbar machen kann. Interessierte Besucher können bereits an der Kasse oder beim Schwimmbadbesuch die Mitarbeiter ansprechen und die Brille testen. Auch für Kinder ab acht Jahren ist die Brille geeignet.