In der Krise ein Architekturbüro eröffnet
Mutmacher-Geschichten: Hinter Omas Studio in Erbstetten stecken Alexander Arnold und Mike Oberste-Brink. Die studierten Handwerker bezeichnen sich als Kopfarbeiter und Anpacker. Das Jungunternehmerduo blickt optimistisch in die Zukunft.
Von Florian Muhl
BURGSTETTEN. Erst die Coronakrise, jetzt ganz aktuell zusätzlich noch die explodierenden Preise für Holzwerkstoffe und andere Baumaterialien. Alexander Arnold und Mike Oberste-Brink müssen wahrlich kämpfen. Die beiden Jungunternehmer sind es gewohnt, anzupacken. Aber derzeit müssen sie noch härter ran. Trotzdem, die Gründer der Omas Studio GmbH&Co.KG mit Sitz in Erbstetten, die sich mit der Innenraumplanung und Konzeption von Gebäuden beschäftigen, vom kleinsten Raum bis zur großen Halle, lassen sich nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil. Sie haben das Lachen nicht verlernt und blicken voller Optimismus in die Zukunft. In schwierigen Zeiten hat das Duo jetzt noch ein Architekturbüro gegründet. „Am liebsten würden wir ein Haus bauen und die Inneneinrichtung gleich mit“, sagt Alexander Arnold. Aber das sind noch Wunschträume.
„Wir sind eine Schreinerei, aber nicht im klassischen Sinn“, beginnt Oberste-Brink zu erklären, was Omas Studio überhaupt macht und zu bieten hat. „Wir haben die Produktion ziemlich eingedämmt, weil es heutzutage viele Dienstleister gibt, die auch für Schreinereien mit hoher Qualität produzieren. Und weil wir nicht nur Schreiner sind, sondern auch Architekten, und uns auch viel mit Innenraumkonzeption beschäftigen, haben wir ein Zwischending aus Planung, also eigener Konzeption, und Umsetzung“, so der 34-Jährige weiter. Das, was die beiden zuvor mithilfe von 3-D-Programmen am Monitor geplant haben, wollen sie vor Ort auf der Baustelle auch selbst umsetzen beziehungsweise betreuen. Warum? „Wir haben einfach gemerkt, dass dann die Qualität höher ist“, sagt Oberste-Brink.
In der Berufsschule kennengelernt, dann aus den Augen verloren und durch Zufall wiedergetroffen.
Die beiden Geschäftsführer hatten sich schon früh kennengelernt, vor 17 Jahren, hatten sich dann aber wieder aus den Augen verloren. Beide erlernten sie in jungen Jahren den Beruf des Schreiners, Arnold in Schorndorf und Oberste-Brink bei der Firma Albert Holz in Burgstall. Zur Berufsschule in Waiblingen sind sie dann aber in dieselbe Klasse gegangen. Es folgte die Meisterschule. Die hat der eine, Arnold, in Schwäbisch Hall besucht, der andere in Karlsruhe. Kontakt hatten sie damals keinen mehr.
Mit dem Meistertitel in der Tasche verspürten sie beide noch den Drang, ohne sich dabei abzusprechen, noch eine Zusatzausbildung draufzusatteln, den staatlich geprüften Form- und Raumgestalter. Dafür gibt’s in Deutschland genau zwei Schulen. Dass sich beide für Garmisch-Partenkirchen entschieden haben, und das auch noch zur selben Zeit, war purer Zufall. Ein großes Hallo war das, als sie sich am ersten Tag im Foyer trafen. Nach diesen zwei Jahren beschlossen beide, noch an der Kunstakademie in Stuttgart Architektur zu studieren, und zwar den Bachelor- und den Masterstudiengang.
In dieser Zeit haben sie beide in einem Stuttgarter Designmöbel-Innenausrichter als Werkstudent gearbeitet. Zuständig waren sie für die Produktentwicklung und Innenraumgestaltung sowie fürs Projektmanagement und die Ausführungsplanung, waren sich aber auch nicht zu schade, den Job „Mädchen für alles“ zu übernehmen, wie Arnold schmunzelnd hinzufügt. Zwei weitere Jahre nach dem Masterabschluss waren die beiden noch halbtags in dem Möbelladen beschäftigt, gründeten aber schon direkt „aus dem Studium heraus“ im Jahr 2015 Omas Studio.
Wieso eigentlich Omas Studio? „Das ist ein Kunstprodukt aus unseren beiden Namen“, erläutert Arnold, der bis 2017 noch Alexander Schotten hieß. Vor vier Jahren, im Alter von 35 Jahren, sei er von seiner Pflegemutter adoptiert worden. So setzt sich der Name Omas aus den Initialen von Oberste-Brink Mike Alexander Schotten zusammen. Oberste-Brink, der in Backnang aufgewachsen ist und die Tausschule mit dem Hauptschulabschluss verlassen hat, dann in Waiblingen an der zweijährigen Berufsfachschule den Realschulabschluss gemacht hat, ist mit Recht stolz darauf, was er nach der Hauptschule noch alles erreicht hat. „Man muss wirklich wollen und an sich glauben“, will er jungen Leuten und Jugendlichen Mut machen.
Schöne und interessante Projekte konnten Arnold und Oberste-Brink bereits gemeinsam verwirklichen. So haben sie beispielsweise den Innenausbau des Wollladens Wollin im Biegel in Backnang umgesetzt, vom ersten Raumkonzept bis hin zur Fertigstellung. Oder sie haben den neuen Messeauftritt für die Firma Elpo gestaltet. Und auch das Raumkonzept für das Energie-Start-Up Oxygen Technologies geschaffen.
Jetzt wollen die Unternehmer noch mal durchstarten. Jetzt, wo sie die Architektenkammer im vergangenen Jahr in die Architektenrolle eingetragen hat. Jetzt wollen sie auch Gebäude planen und gestalten und haben zu diesem Zweck ihr Architekturbüro eingerichtet, das sich derzeit in der Gründungsphase befindet. So haben sich die beiden „Omas“, wie sie sich selbst nennen, ein weiteres Standbein geschaffen. Die Planung eines Wohnhauses im Auenwalder Ortsteil Däfern ist einer ihrer ersten Aufträge, weitere sind bereits greifbar nahe.
In der Serie Mutmacher-Geschichten berichten wir über Menschen, die ihr Glück gefunden haben, die schwierige Situationen gemeistert und ihre Träume verwirklicht haben. Damit setzen wir einen Gegenpol zu all den negativen Nachrichten, die jeden Tag in der Zeitung stehen.