Investor will das Wonnemar retten

Der Insolvenzverwalter hat einen Käufer für die angeschlagene Betreibergesellschaft gefunden. Der will alle 70 Mitarbeiter übernehmen und das Backnanger Erlebnisbad gleich nach Ende des Lockdowns wieder öffnen.

Blick in den Saunagarten des Wonnemar Backnang: Sobald die Regierung es erlaubt, sollen die Gäste hier wieder entspannen können.Foto: Interspa

Blick in den Saunagarten des Wonnemar Backnang: Sobald die Regierung es erlaubt, sollen die Gäste hier wieder entspannen können.Foto: Interspa

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Anfang der Woche sah es noch düster aus für die Betreibergesellschaft des Backnanger Erlebnisbades und ihre knapp 70 Mitarbeiter. Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung war gescheitert, deshalb leitete das Amtsgericht Stuttgart eine Regelinsolvenz ein und bestellte den Rechtsanwalt Jochen Sedlitz von der Stuttgarter Kanzlei Menold Bezler zum Insolvenzverwalter. Doch schon vier Tage später kann dieser einen Erfolg vermelden: Für wesentliche Teile der Interspa-Gruppe, darunter die Betreibergesellschaft in Backnang, habe man einen Investor gefunden. Dieser wolle alle Mitarbeiter übernehmen und das Bad weiterführen, teilt ein Sprecher mit. Sobald der Lockdown beendet sei, werde das Bad wieder öffnen. Auch der Name Wonnemar bleibt bestehen.

Um wen es sich bei dem Investor handelt, verrät der Insolvenzverwalter noch nicht. Man habe vorerst Stillschweigen vereinbart, es handle sich aber um ein Unternehmen aus Deutschland mit Branchenerfahrung. Mit einem Insolvenzplan, der einen Vergleich mit den Gläubigern enthält, soll die Sanierung in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Der Betriebsleiter des Backnanger Wonnemar, Ricardo Haas, erfuhr erst gestern von der Rettung: „Wir kennen zwar die Details noch nicht, sind aber natürlich sehr froh, dass es weitergeht.“ Die Sorge um den Arbeitsplatz hatte er bei seinen Mitarbeitern, die größtenteils in Kurzarbeit sind, deutlich gespürt. Nach dem Wechsel in die Regelinsolvenz war diese noch einmal gewachsen. Haas betont, dass das Unternehmen nicht schlecht gewirtschaftet habe, sondern der Lockdown und die ausbleibenden Staatshilfen der Grund für die Insolvenz waren: „Wäre das Geld früher geflossen, hätten wir diesen Schritt wahrscheinlich vermeiden können.“

Unternehmen bleibt erhalten, Gutscheine sind weiter gültig.

Für Freude sorgte die Nachricht gestern auch im Backnanger Rathaus: „Wir sind mehr als erleichtert“, sagte Erster Bürgermeister Siegfried Janocha. Die Stadt ist Eigentümerin des Bades und hat dieses seit seiner Eröffnung im Jahr 2012 an die Interspa verpachtet. „Wir sind mit dem Betreiber wirklich zufrieden und wollen gerne mit ihm weitermachen“, erklärte Janocha. Das ist nun möglich, denn durch den Verkauf an den Investor bleibt das Unternehmen als solches erhalten, alle Verträge bleiben bestehen. Auch für die Kunden habe das Vorteile: „Bereits gekaufte Gutscheine sind dadurch weiterhin gültig.“

Solange das Bad wegen des Lockdowns geschlossen bleibt, wird die Stadt dem Pächter aber weiter finanziell unter die Arme greifen. Aktuell übernimmt sie die Kosten, die trotz Schließung weiterhin anfallen, etwa für Strom, Heizung und Wasser – insgesamt rund 75000 Euro pro Monat. Und im Rathaus wäre man wohl auch gesprächsbereit, falls die Betreiber nach der Wiedereröffnung aufgrund von Hygieneregeln weniger Gäste einlassen dürften. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat dem Betreiber einen Sonderzuschuss wegen der reduzierten Gästezahl im Freibad gewährt. Normalerweise ist die städtische Bädergesellschaft lediglich für Instandhaltungen am Bad zuständig, alle laufenden Kosten übernimmt der Pächter, der dafür im Gegenzug die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern kassiert.

Die Interspa-Gruppe aus Stuttgart hat bisher neben dem Backnanger Bad noch fünf weitere betrieben. Vier davon übernimmt nun ebenfalls der neue Investor, in Ingolstadt will die Stadt das Bad künftig selbst betreiben und die Interspa-Mitarbeiter übernehmen. Dort gab es Schwierigkeiten bei der Generalsanierung, was die finanziellen Probleme noch verschärft hatte. An den Standorten in Sonthofen und Wismar sollen wie in Backnang alle Mitarbeiter übernommen werden. In Wismar ist an das Erlebnisbad auch ein Hotel angegliedert.

An zwei Standorten müssen die Mitarbeiter weiter zittern.

Weiter in Gefahr sind hingegen die Arbeitsplätze in Bad Liebenwerda und Marktheidenfeld. Im einen Fall steht eine Sanierung des Bades an, im anderen droht offenbar wegen Streitigkeiten mit der Stadt eine längere Schließung.

Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz ist mit der gefundenen Lösung dennoch zufrieden. „Ich bin sehr froh, dass es mit großen Anstrengungen gelungen ist, in diesen schwierigen Zeiten und einem komplexen Umfeld doch noch eine Lösung zu erreichen, welche einen wesentlichen Teil der Arbeitsplätze erhält“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Auch Volker Kurz, Interspa-Geschäftsführer und bisheriger Hauptgesellschafter des Unternehmens, zeigt sich erleichtert darüber, dass es für den Großteil der Mitarbeiter eine Perspektive gibt: „Ich gehe jetzt davon aus, dass sich die Situation insgesamt beruhigt und man die Wiedereröffnung vernünftig planen kann.“

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Erstellt:
5. Februar 2021, 20:20 Uhr

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