Jungwinzer will Preis nach Aspach holen
Der Aspacher Marco Holzwarth ist einer von vier Finalisten für den Jungwinzerpreis 2023. Um zu gewinnen, muss er nicht nur eine Jury beeindrucken, sondern auch bei einer Online-Abstimmung gut abschneiden. Der 21-Jährige will unter anderem mit seiner eigenen Linie überzeugen.
Von Kristin Doberer
Aspach. Das Rennen ist knapp um die Publikumsstimme beim Jungwinzerpreis 2023, mit großem Abstand zu ihren Konkurrenten kämpfen zwei Kandidaten gerade um die meisten Stimmen bei einer Umfrage auf Facebook. Immer wieder überholt einer den anderen, mal ist der Aspacher Jungwinzer Marco Holzwarth vorne (aktuell 929 Stimmen), dann wieder sein Konkurrent Michael Kinzinger (1075 Stimmen). Sie sind zwei von vier Finalisten für den Jungwinzerpreis 2023, der von der Zeitschrift „Rebe&Wein“ zusammen mit dem Weinbauverband Württemberg vergeben wird. Ausgezeichnet werden sollen Nachwuchswinzer bis zu einem Alter von 35 Jahren, die etwas Besonderes leisten.
Bei Marco Holzwarth gehört dazu sicher, dass er schon in jungen Jahren so einiges auf die Beine gestellt hat. Bereits mit 19 Jahren hat sich der heute 21-Jährige selbstständig gemacht und ein Lohnunternehmen gegründet, das komplett vom elterlichen Betrieb getrennt ist. Hier bietet er verschiedenste Leistungen rund um den Weinbau an, hat im Sommer sogar schon zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt. „Und das läuft bisher auch ganz gut“, berichtet Holzwarth. Besonders seit in eine Pflanzmaschine investiert wurde.
Nach seiner Ausbildung in der Schlosskellerei Affaltrach ist er vor etwa einem Jahr dann auch in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Hier hat Marco Holzwarth im Frühjahr seine erste eigene Weinlinie herausgebracht. „Die habe ich komplett selbst kreiert, meine Eltern haben mir da nicht reingeschwätzt“, meint er lachend. Bis hin zum farbenfrohen Etikett habe er bei der „Jungen Linie“ alles selbst entschieden. Und das mit einer deutlich jüngeren Zielgruppe im Kopf. „Wir hatten vorher eher halbtrockene und trockene Weine im Betrieb, und noch gar keine Cuvée-Weine“, erklärt er. Die eher lieblichen Weine sollen nun besonders junge Leute ansprechen. Zur Auswahl gibt es erst mal drei Cuvée-Weine: einen roten aus Lemberger und Merlot, einen weißen aus Sauvignon blanc und Riesling sowie einen rosé aus Spätburgunder und Schwarzriesling. Seine junge Linie komme bisher gut an, erzählt Holzwarth. Auch der Versuch, so eine jüngere Zielgruppe anzusprechen, sei zum Teil schon erfolgreich. „Man merkt das mittlerweile im Besen. Während sonst vor allem Ältere da waren, kommen abends immer mehr Jüngere in den Besen.“ Das sei aber nicht nur in Aspach der Fall, allgemein werde der Besenbesuch bei jungen Menschen wieder beliebter.
Die Weine für eine jüngere Zielgruppe kommen bisher gut an
Und auch bei den Veranstaltungen im Aspacher Weinberg im vergangenen Jahr hat sich Marco Holzwarth besondere Aktionen für seine jüngere Zielgruppe überlegt. Zum Beispiel beim leuchtenden Weinberg. Obwohl auch das Weingut seiner Familie einen Stand in den Weinbergen bespielt hat, hat er zusätzlich einen Jungwinzerstand angeboten, am Samstagabend hat sogar ein DJ für Partystimmung gesorgt. „Manche haben vorher etwas darüber gelacht, aber das wurde richtig gut angenommen“, sagt er. Etwa 1000 Rote Würste habe er mithilfe seiner Freunde und Bekannten, die ihm an dem Wochenende bei der Bewirtung geholfen haben, an dem Abend verkauft. Und auch an dem Stand wurde natürlich seine eigene Cuvée-Linie verkauft. „Die kam super an. Und nicht nur bei den Jüngeren“, berichtet er von den Rückmeldungen. Besucher aller Altersgruppen habe es zum Jungwinzerstand gezogen.
Den Jungwinzerpreis zu gewinnen, das würde ihn natürlich freuen und in seinem Weg bestätigen. Aber auch für Aspach als Weinbaugebiet wäre das eine gute Nachricht. „Wir gehören nicht so richtig zum Remstal und auch nicht zum Weinbaugebiet im Bottwartal. Für Aspach, das ja eher als kleines Weinbaugebiet gilt, wäre es doch super, wenn nicht nur die Württemberger Weinkönigin hier wohnt, sondern wenn auch der Jungwinzerpreis nach Aspach geht“, sagt Marco Holzwarth. Außerdem sei das natürlich auch eine Möglichkeit, bekannter zu werden und den Titel für die Vermarktung zu nutzen. So bekommt der Jungwinzerpreisträger die Möglichkeit, sich ein Jahr lang auf verschiedenen Veranstaltungen zu präsentieren, wie zum Beispiel die Baden-Württemberg Classics oder die Weinshow Württemberg.
Dafür muss er aber nicht nur auf Social Media überzeugen. Denn die Abstimmung auf Facebook ist nur die erste Runde auf dem Weg zum Titel als Jungwinzer 2023. Wer diese Abstimmung gewinnt, hat später lediglich eine Jurystimme – quasi die Publikumsstimme – auf seiner Seite. Aber auch eine Fachjury müssen die Jungwinzer noch von ihren Konzepten überzeugen. Die Jury besteht aus Fachleuten aus der Branche, hier müssen die Finalisten sich und ihre Produkte im Rahmen einer Jurysitzung im Februar persönlich präsentieren und Juryfragen beantworten. Richtig aufgeregt ist Marco Holzwarth aber noch nicht. „Ich kann eigentlich ganz gut schwätzen“, meint er lachend. „Und den Betrieb präsentiere ich ohnehin ganz gern.“
Parallel zum weiteren Wettbewerbsverlauf werden die eingereichten Weine der Finalisten geprüft und beurteilt. Diese Bewertung fließt in die abschließende Entscheidung mit ein. Seine Konkurrenz hat er sich natürlich auch schon etwas angeschaut. „Zum Teil sind welche auch ganz ähnlich aufgestellt, das wird auf jeden Fall interessant“, meint er.
Unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft
Unabhängig von dem Jungwinzerpreis hat der 21-Jährige schon weitere Ziele für den Betrieb vor Augen. Sein Lohnunternehmen würde er gerne noch weiter ausbauen, zum Beispiel mit weiteren Geräten, und auch für den heimischen Betrieb gibt es viele Ideen. „Ein großes Ziel ist es, unseren Weinbau komplett glyphosatfrei umzustellen.“ Dafür habe man im vergangenen Jahr in ein neues Gerät investiert, mit dem das Unkraut auch in steileren Lagen ohne zusätzliche Arbeitsschritte und ohne die Reben zu beschädigen abgemäht werden kann.
Aber obwohl ihm seine Eltern viel freie Hand lassen, wie der Jungwinzer erzählt, gibt es durchaus auch unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft. „Ich würde unsere Anbaufläche in Aspach gerne noch weiter ausbauen“, meint er. Aber jede neue Rebfläche sei natürlich immer mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden, die der Familienbetrieb stemmen muss. Klar ist für ihn aber, dass er noch eine weitere „Junge Linie“ herausbringen möchte, die er wieder komplett selbst in die Hand nimmt, „diesmal mit halbtrockenen Weinen“.
Veranstalter Der Weinbauverband Württemberg sucht zusammen mit der Fachzeitschrift Rebe&Wein den Jungwinzerpreisträger. Bewerben können sich Nachwuchswinzer, Gruppierungen und Kooperationen im Weinbau bis zu einem Alter von 35 Jahren.
Kriterien Der Jungwinzerpreis wird anhand der Beurteilung folgender Kriterien vergeben: Zukunftsfähigkeit, Weinqualität, Zielgruppenansprache, Social-Media-Konzept, Einzigartigkeit und Begründung für den eigenen Sieg.
Abstimmen Jeder der vier Finalisten präsentiert sich und seine Produkte in einem Video auf der Facebook-Seite der Zeitschrift Rebe&Wein. Per Like kann man bis zum 21. Januar für seinen Favoriten unter www.facebook.com/RebeundWein abstimmen.