Keine gemeinsame Jugendarbeit im Weissacher Tal
Die beteiligten Bürgermeister bedauern, dass die Weissacher Gemeinderäte das Projekt nun doch ablehnen.

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Viele Kinder und Jugendliche aus dem Weissacher Tal besuchen das Bildungszentrum – es wäre ein möglicher Anknüpfungsort für ein interkommunales Jugendreferat gewesen. Archivfoto: Jörg Fiedler
Von Anja La Roche
Rems-Murr. Die Gemeinden Allmersbach im Tal, Weissach im Tal und Althütte hatten geplant, in Sachen Jugendarbeit stärker zusammenzuarbeiten. Dafür hatten sie ein Konzept für eine 50-Prozent-Stelle ausgearbeitet: eine Person, die gemeindeübergreifend die Jugendarbeit organisiert und so die Mitarbeiter in den Gemeinden entlastet und die verschiedenen Akteure miteinander vernetzt. Ursprünglich saß auch Auenwald mit im Boot, hatte allerdings schon recht früh im letzten Jahr den Vorschlag abgelehnt. Kürzlich haben die Weissacher Gemeinderäte das Projekt vollends aufs Eis gelegt. Ein Stimmungsbild des Bürgermeisters Daniel Bogner lieferte ein ernüchterndes Ergebnis: Nur zwei Räte würden dem Vorschlag zustimmen (wir berichteten). Die Ausarbeitung durch die Gemeindeverwaltungen und den Kreisjugendreferenten ist umsonst gewesen.
Die Weissacher Gemeinderäte kritisieren an dem Konzept vor allem, dass die Stelle nicht klar genug beschrieben wurde. Auch der Mehrwert des interkommunalen Jugendreferats für Weissach im Tal wird von einigen Räten bezweifelt. „Wir sollten lieber die Jugendarbeit vor Ort aufstocken“, sagte etwa Luciano Longobucco.
Das Projekt sollte an die guten Erfahrungen bei der interkommunalen Zusammenarbeit anknüpfen
Der Bürgermeister von Weissach im Tal ist nicht zufrieden mit dem Ergebnis der Abstimmung. „Ich persönlich finde es schade, dass das interkommunale Jugendreferat zumindest in absehbarer Zeit nicht kommen wird“, sagt Daniel Bogner. Eine gute Beratung durch den Landkreis und die Abstimmung mit den Jugendsozialarbeitern in den Kommunen hätten zu einem gut ausgearbeiteten Konzept geführt, „auch wenn es sicherlich das erste seiner Art hier in der näheren Umgebung gewesen wäre“. Bogner findet: „Das, was man vorab inhaltlich hat planen können, haben wir getan.“
Die Bürgermeister wollten mit dem Projekt zudem auf die bisher guten Erfahrungen bei der interkommunalen Zusammenarbeit anknüpfen, wie zum Beispiel bei den Zweckverbänden Bildungszentrum (Bize) und beim Hochwasserschutz. „Ich bedaure die Entscheidung des Weissacher Gemeinderates sehr“, sagt auch Bürgermeisterin Patrizia Rall (Allmersbach). „Da unsere Jugendlichen nicht an den Gemarkungsgrenzen halt machen und auch überwiegend das Bildungszentrum Weissacher Tal besuchen, gab es die Idee, die Jugendarbeit noch besser miteinander zu vernetzen und zu koordinieren.“ Alle Gemeinden hätten einen Mehrwert davon gehabt. Auch laut Rall ist die Stellenbeschreibung bereits konkret genug. „Daher fällt es mir ehrlich gesagt schwer, die Forderung nachzuvollziehen, eine konkretere Beschreibung der Stelle vorzulegen“, sagt sie.
Bürgermeister Reinhold Sczuka hat keine Hoffnung mehr, dass das Projekt noch klappen könnte
Althütte hat bislang noch kein eigenes Jugendreferat und hätte durch die Zusammenarbeit ein solches Angebot gewinnen können. Der Bürgermeister Reinhold Sczuka hat wegen der aktuellen Beschlusslage aber keine Hoffnung mehr, dass das Projekt noch klappen könnte. Schade, wie er findet, denn das Bize sei ein idealer Anknüpfungsort für eine gemeinsam koordinierte Jugendarbeit, „weil dort zirka 95 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind und erreicht werden könnten“, sagt er. „Jugendarbeit ist nie fertig und hat bei ehrlicher Betrachtung immer Schwachstellen, weil man nie alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen erreichen wird.“ Den Lernort Bildungszentrum dafür zu nutzen wäre eine Chance gewesen, so der Bürgermeister von Althütte.
Auch die Mitarbeiter im Landratsamt bedauern, dass das entwickelte Konzept durch die Ablehnung im Weissacher Gemeinderat nicht umgesetzt werden kann. „Das interkommunale Jugendreferat sollte ein neues, innovatives Instrument zur Steuerung der Angebote für Kinder und Jugendliche im Weissacher Tal ermöglichen.“ Die Entscheidung der Weissacher Gemeinderäte können auch sie nicht nachvollziehen. „Die Stellenbeschreibung war recht konkret, mit einem klaren Portfolio an Aufgaben und Zielen“, heißt es in einer Mitteilung.