Kira Geiss aus Unterweissach ist die neue Miss Germany

Die 20-Jährige aus Weissach im Tal überzeugt die Jury mit ihrem Engagement in der Jugendarbeit.

Kira Geiss hat die Jury überzeugt. Foto: Imago/Star-Media

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Kira Geiss hat die Jury überzeugt. Foto: Imago/Star-Media

Von Lorena Greppo

Weissach im Tal. Als die Moderatorinnen ihren Namen ausrufen, scheint Kira Geiss fast schon geschockt zu sein. Sie schlägt die Hände vors Gesicht, im Nachhinein sagt sie: „Im ersten Moment dachte ich nur: Wie geht Atmen?“ Zu den Gospelhymne „Joyful, joyful“ (zu deutsch: freudig, freudig) schreitet die frisch gewählte Miss Germany nach vorn und muss ein paar Mal tief einatmen, während sie ihre Schärpe umgelegt und den „Female Leader Award“ überreicht bekommt. Erst einige Augenblicke später stößt sie einen Freudenschrei aus und ballt die Fäuste. Sie hat gewonnen und sich in einem Wettbewerb durchgesetzt, bei dem sich 15000 Frauen deutschlandweit beworben hatten. Der Titel ist mit einer Siegprämie von 25000 Euro verbunden.

In den Interviews direkt nach ihrer Wahl, strahlt die junge Frau und beschreibt ihren Gemütszustand als „aufgeregt, erleichtert, es ist pure Euphorie“. Sie sei gespannt darauf, was in den nächsten Tagen auf sie zukomme. Besonders habe sie gefreut, dass ihre Familie im Publikum saß und die Wahl live mitverfolgt hat. Am Folgetag dann sagt Kira Geiss, dass sie das Ganze erst habe fassen können, als sie nachts im Bett gelegen habe. „Da ist mir bewusst geworden, was passiert ist, ich habe das alles nochmal Revue passieren lassen.“

Überzeugt hat die Jury ihr Engagement in der Jugendarbeit. Die 20-Jährige, die derzeit die Evangelische Missionsschule in Unterweissach besucht, überzeugte mit einem Plädoyer für die Förderung Jugendlicher. „Ich bin der Meinung, dass unsere Demokratie den Anspruch haben sollte, junge Menschen zu fördern, so wie ich gefördert wurde“, sagte sie auf der Bühne. Denn mit 16 Jahren habe sie einen Freundeskreis gehabt, in welchem Alkohol und Drogen einige große Rolle gespielt haben. Den Weg aus diesen Kreisen habe sie durch einen Jugendkreis gefunden, ein Mentor habe ihr geholfen. Über die Teilnahme an einer kirchlichen Jugendfreizeit in der Schweiz hat Kira Geiss auch ihren christlichen Glauben gefunden.

Geplant ist eine bundesweite Plattform für Jugendliche

Im vergangenen September zog die junge Frau, die in Wilhelmsdorf bei Ravensburg aufgewachsen ist, in eine der Wohngemeinschaften der Weissacher Missionsschule. Die angehende Religions- und Gemeindepädagogin sieht ihre Zukunft in der Jugendarbeit. Mithilfe des Miss-Germany-Wettbewerbs möchte sie eine deutschlandweite Jugendplattform gründen. „Wenn wir anfangen, in unsere Zukunft zu investieren, müssen wir auch anfangen, in unsere Jugend zu investieren“, begründet Geiss diesen Schritt. In Magdeburg, berichtet sie, habe sie eine Jugendgemeinde mitgegründet. Da sie zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung auch noch dort lebte, trat Kira Geiss übrigens auch offiziell für Sachsen-Anhalt an.

Dass sie überhaupt zur Kandidatin wurde, hat mit dem Wandel zu tun, welchen der Wettbewerb durchlaufen hat. Vorbei sind die Zeiten, als es nur um das Äußere ging und die Bewerberinnen im Bikini posieren mussten. Vielmehr geht es darum, Frauen neue Möglichkeiten zu bieten, in der Gesellschaft etwas voranzubringen. Das Aussehen spielt dabei keine Rolle. Persönlichkeit und die „Missionen“ der Teilnehmerinnen sollen im Vordergrund stehen. Die Frauen setzen sich beispielsweise von gewaltfreier Geburtshilfe über finanzielle Unabhängigkeit von Frauen bis hin zum Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Die Macher des Formats legen außerdem großen Wert auf Diversität – so war beispielsweise mit Saskia von Bargen auch eine Transfrau im Finale der zehn verbliebenen Kandidatinnen. Jurorin Ruth Moschner hob hervor: „Ich finde, es könnte noch viel mehr solche Veranstaltungen geben. Wir Frauen sind in der Überzahl, aber wir haben so wenig Bühne.“

Die Wahl zur Miss Germany ist auch nicht, wie früher, mit eine Modelvertrag und Fotoshootings verbunden. Vielmehr soll es der Siegerin ermöglicht werden, ein Netzwerk zu Unternehmen, Investoren, Politik sowie Medien aufzubauen und so ihr Anliegen zu positionieren. Ein Jahr lang wird sie vom Miss-Germany-Management unterstützt. In Einzelgesprächen mit der Geschäftsleitung hab man detailliert über die gemeinsame Vision geredet.

Kira Geiss möchte etwa in Unternehmen berichten, was die sogenannte Gen Z – also die Generation junger Menschen, zwischen Ende der 1990er-Jahre und etwa 2010 geboren wurden – braucht. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich zu vernetzen, ihr volles Potenzial zu entfalten und dabei Gemeinschaft zu erleben. Geiss sagte auf der Miss-Germany-Bühne: „Ich stehe heute hier um zu zeigen, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen können.“

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Erstellt:
5. März 2023, 10:58 Uhr

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