Kommentar: Braucht Mercedes eine Kurskorrektur?
Kommentar: Braucht Mercedes eine Kurskorrektur?
Von Klaus Köster
Jahrelang schwamm der Stuttgarter Mercedes-Konzern auf der Erfolgswelle – dank Ola Källenius’ Strategie, mit luxuriösen, renditestarken Top-Fahrzeugen eine zahlungskräftige, globale Kundschaft zu erreichen. Doch mit dem Fokus auf eine so kleine Zielgruppe verhält sich Mercedes wie ein Anleger, der eine aussichtsreiche Aktie identifiziert hat und in seinem Depot hoch gewichtet. Erfüllt die Aktie die Erwartungen, steht er auf der Siegerseite – im umgekehrten Fall ist er den Turbulenzen viel stärker ausgesetzt als ein Anleger mit breiterer Aufstellung.
Inzwischen treten die Risiken der Strategie deutlich zutage. Denn die Zielgruppe schwächelt nachhaltig – vor allem im Markt China, auf den Mercedes den Fokus legt. Das Luxussegment ist bei Mercedes nun das schwächste. Um die Anleger bei der Stange zu halten, greift der Konzern zu Ankündigungen und Vertröstungen: Chinesischen Konkurrenten werde die Luft ausgehen – „uns nicht“. Und über allem das Bekenntnis: An der Strategie wird nicht gerüttelt.
So gut es ist, wenn das Management nicht bei jedem Windhauch an seinem Weg zweifelt – von einem Windhauch kann keine Rede mehr sein. So gut die Ingenieure von Mercedes auch arbeiten: Zentrale Pfeiler der Strategie sind nicht mehr in der Realität verankert. Tun die Märkte dem Management nicht bald den Gefallen, sich an die Strategie anzupassen, wird der Konzern an einer Neuausrichtung nicht vorbeikommen.