Kommentar: Den Frieden herbeibomben

Kommentar: Den Frieden herbeibomben

Von Thomas Seibert

Israel will die Hisbollah-Miliz militärisch in die Knie zwingen und den Frieden an seiner Nordgrenze herbeibomben, um sich ganz auf den Kampf gegen die Hamas in Gaza konzentrieren zu können. Das ist eine gefährliche Strategie, weil sie voraussetzt, dass die Hisbollah und der Iran aus Angst vor einem großen Krieg stillhalten werden. Sollten Hisbollah-Chef Nasrallah und Irans Revolutionsführer Khamenei anders reagieren, wird es nicht bei den begrenzten gegenseitigen Angriffen über die israelisch-libanesische Grenze hinweg bleiben.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu setzt trotzdem alles auf diese Karte und will die Angriffe auf die Hisbollah im Libanon weiter verstärken. Der Westen schaut dabei zu, auch Israels Hauptpartner Amerika. Die US-Regierung versucht nur halbherzig, Netanjahu zur Zustimmung zu einer Feuerpause in Gaza und zur Zurückhaltung im Konflikt gegen die Hisbollah zu bewegen. Präsident Joe Biden scheut aus traditioneller Verbundenheit davor zurück, die Unterstützung des jüdischen Staates mit Geld und Waffen auszusetzen. Netanjahu weiß das und setzt sich deshalb über amerikanische Bedenken hinweg. Weder Kamala Harris noch Donald Trump würden als Nachfolger von Biden am pro-israelischen Kurs der USA viel ändern. Europa wird im Nahen Osten ohnehin nicht ernstgenommen. Die Entscheidung über Krieg und Frieden liegt bei Netanjahu und seinen Gegenspielern.

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Erstellt:
22. September 2024, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
23. September 2024, 22:00 Uhr

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