Kooperation zweier Schulen macht Lust aufs Weiterlernen

Die Eduard-Breuninger-Schule und die Gemeinschaftsschule im Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize) haben eine Kooperation beschlossen. Sie soll den Gemeinschaftsschülerinnen und -schülern den Übergang an die berufliche Schule erleichtern.

Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit: Wolfgang Waigel (von links) und Katrin Kugler von der Eduard-Breuninger-Schule sowie Sarah Thiesen und Ralf Bachmeier von der Gemeinschaftsschule am Bize. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit: Wolfgang Waigel (von links) und Katrin Kugler von der Eduard-Breuninger-Schule sowie Sarah Thiesen und Ralf Bachmeier von der Gemeinschaftsschule am Bize. Foto: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Backnang/Weissach im Tal. Wie und wo geht es nach der 10. Klasse weiter? Diese Frage beschäftigt viele Schülerinnen und Schüler an Gemeinschaftsschulen. Die Gemeinschaftsschule am Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize) und die Backnanger Eduard-Breuninger-Schule haben deshalb eine Zusammenarbeit beschlossen. Sie soll den Jugendlichen Lust aufs Weiterlernen machen und den Übergang an die berufliche Schule erleichtern.

Die Idee für die Kooperation hatte Sarah Thiesen. Sie war an der Gemeinschaftsschule in Leutenbach, bevor sie ans Bize kam. Dort bestand bereits eine Zusammenarbeit mit der Eduard-Breuninger-Schule. Thiesen regte an, das Projekt in Weissach im Tal ebenfalls umzusetzen. Denn sie wusste um den großen Nutzen, den eine solche Kooperation haben kann. „Es ist den Schülern ein ganz großes Anliegen, nicht nur eine Nummer zu sein, wenn sie an die weiterführende Schule kommen, sondern dort auch wahrgenommen zu werden“, sagt sie. Erreicht werden soll das unter anderem durch Infotage, an denen die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule sich einmal unverbindlich anschauen können, wie der Alltag an der weiterführenden Schule aussieht, und durch gegenseitige Hospitationen der Lehrkräfte, die erfahren sollen, wie es an der jeweils anderen Schule zugeht und was den Unterricht dort prägt.

Die zu vermittelnden Inhalte sollen aneinander angepasst werden

Das soll dazu führen, dass die Unterrichtsinhalte in der Gemeinschaftsschule an die der weiterführenden Schule angepasst werden können – damit die Schülerinnen und Schüler nach dem Wechsel nicht überfordert sind. „In Englisch zum Beispiel müssen die Zeiten sitzen, in Mathematik sollte bekannt sein, wie man Prozent- und Zinssätze berechnet“, führt Katrin Kugler aus, die an der Eduard-Breuninger-Schule für die Koordination der Kooperationen mit den Gemeinschaftsschulen zuständig ist.

Bestimmte Konzepte seien aber auch schon von den Gemeinschaftsschulen übernommen worden, berichtet Kugler. Etwa die sogenannten Coachinggespräche, die an den Gemeinschaftsschulen Standard sind. Diese sollen den individuellen Lernerfolg der Kinder fördern, indem gezielt geschaut wird, welche Ziele sie erreichen möchten und wo sie mehr Unterstützung brauchen.

Um die Zusammenarbeit zu forcieren, seien Kooperationsteams an beiden Schulen gebildet worden, sagt Wolfgang Waigel, Schulleiter der Eduard-Breuninger-Schule: „Es ist gut, wenn sich die Expertinnen und Experten regelmäßig austauschen.“ Was den Umfang der Kooperation betrifft, so sei man völlig flexibel und nicht an Vorgaben gebunden, sagt Katrin Kugler. „Je intensiver der Austausch ist, desto fruchtbarer und besser ist er natürlich.“ Doch es komme auch auf die Umstände an. „Während der Coronapandemie ist die Zusammenarbeit natürlich ein bisschen zurückgegangen.“ Jetzt soll sie wieder an Fahrt aufnehmen. Mindestens zwei Treffen sind pro Schuljahr geplant, um die jeweiligen Erwartungen, das Vorgehen und die Ziele abzustecken.

Eine gute Vorbereitung der Schüler sorgt später für eine geringere Abbruchquote

Dass sich die Anstrengung lohnt, zeigt ein Blick auf die Zahlen. „Rund 50 Prozent der Gemeinschaftsschüler gehen später auf eine weiterführende Schule“, weiß Ralf Bachmeier, Rektor der Gemeinschaftsschule am Bize. Je besser sie auf ihre neue Schule vorbereitet werden, desto geringer ist die Abbruchquote. Das Entscheidende sei daher nicht, dass sich durch die Zusammenarbeit mehr Schülerinnen und Schüler für die Eduard-Breuninger-Schule entscheiden, betont Schulleiter Waigel: „Sondern dass diejenigen, die zu uns kommen, die richtige Entscheidung für sich getroffen haben.“

Mehr Eltern und Schüler sollen von der Schule erfahren

Nicht zuletzt rückt die Kooperation die Existenz der weiterführenden Schulen an sich in den Fokus. „Vielen Schülern, aber auch Eltern ist es gar nicht bewusst, dass es uns gibt“, sagt Waigel. Aus diesem Grund besucht er regelmäßig schon Informationsveranstaltungen an Grundschulen. Er möchte den Eltern vermitteln, dass es für ihre Kinder auch später noch die Möglichkeit gibt, einen allgemeinbildenden Abschluss zu erlangen, wenn sie sich zuerst für eine Gemeinschaftsschule entscheiden.

„Und die Gemeinschaftsschulen werden in Zukunft immer attraktiver“, ist sich Ralf Bachmeier sicher: Allein, weil nicht so ein Druck wie beim achtjährigen Gymnasium (G8) herrsche. Im Umkehrschluss würden auch die beruflichen Schulen wichtiger.

Die Koordinationsteams der beiden Schulen wie auch die Schulleiter freuen sich nun auf die Zusammenarbeit. „Wir hatten alle ein unglaublich gutes Gefühl nach den ersten Treffen“, erzählt Katrin Kugler. „Wir sind auf einer Wellenlänge. Jetzt geht es darum, das Programm mit Leben zu füllen.“

Beteiligte Schulen und Infotag

Eduard-Breuninger-Schule Die Backnanger Eduard-Breuninger-Schule umfasst die kaufmännische Berufsschule, die zweijährige Berufsfachschule, drei Berufskollegs, das Wirtschaftsgymnasium und die Vorqualifizierung Arbeit und Beruf (Vabo). Alle Informationen dazu findet man auf der Webseite www.ebs-backnang.de.

Kooperationen Die Gemeinschaftsschule am Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize) ist die vierte Gemeinschaftsschule, mit der die Backnanger Eduard-Breuninger-Schule eine Zusammenarbeit vereinbart hat. Die erste Kooperationsvereinbarung wurde bereits 2015 beschlossen, und zwar mit der Mörikeschule Backnang. Es folgten die Murrhardter Walterichschule und die Gemeinschaftsschule Leutenbach. Der Kooperationsvertrag mit der Weissacher Gemeinschaftsschule ist im Dezember vergangenen Jahres unterzeichnet worden.

Infotag Am heutigen Samstag findet von 9.30 bis 13 Uhr ein Schulinformationstag am Beruflichen Schulzentrum Backnang statt. Sämtliche Informationen dazu erhält man online unter https://t1p.de/r39oh.

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Erstellt:
28. Januar 2023, 06:00 Uhr

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