Landschaftsarchitekt schafft Ordnung auf dem Sulzbacher Friedhof
Drei Räume sollen für die letzte Ruhestätte in Sulzbach an der Murr entstehen. Geplant ist, Urnengräber von Erdgräbern zu trennen.
Von Ute Gruber
Sulzbach an der Murr. Es kommen Leben und Ordnung in den Sulzbacher Friedhof, zumindest nach den Plänen von Roland Steinbach. Der Landschaftsarchitekt aus Öhringen hat seine Konzeption für die weitere Entwicklung der letzten Ruhestätte der Sulzbacher Bürger in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt. „In den letzten 30 bis 40 Jahren hat sich viel verändert in der Bestattungskultur“, stellt Steinbach fest. War die Erdbestattung im Sarg vor 50 Jahren noch Standard und die Verbrennung des Leichnams und Aufbewahrung der Asche in einer Urne die Ausnahme, entwickelte sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Trend zur Feuerbestattung – in Sulzbach sind dies aktuell rund 80 Prozent der Begräbnisse.
Die Verbrennung hat zwar rein kostenmäßig betrachtet im Augenblick der Beisetzung kaum Vorteile, wohl aber dann, wenn man den praktischen Aufwand für die Grabpflege und teilweise auch dessen Miete über die folgenden Jahrzehnte betrachtet.
„Laut Baden-Württembergischem Bestattungsrecht muss die Liegezeit mindestens 15 Jahre betragen. In Sulzbach sind es je nach Sektion sogar 20 bis 30 Jahre.“ Diese lange Ruhepflicht der großen Erdgräber brachte die wachsende Gemeinde vor Jahrzehnten in die Bredouille, denn nach zwei Erweiterungen mit Gräberfeldern hangaufwärts war man an räumliche Grenzen gestoßen. Nur nach Osten hätte man sich noch ausdehnen können, allerdings wegen des schweren Bodens dort nur unter erheblichen Auflagen und enormen Kosten.
Vor Jahren schon hat der Gemeinderat die Zustände bemängelt
„Insofern hat uns der Trend zur Feuerbestattung gerettet“, erklärt Edelgard Löffler, die nach dem Tod des Bürgermeisters Dieter Zahn die Amtsgeschäfte leitet. Schon Urnenerdgräber sind deutlich kleiner als solche für Särge, erst recht aber der Standplatz von Urnenstelen, in welchen die Aschegefäße mehrerer Verstorbener platzeffizient hinter- und übereinander aufbewahrt werden können.
An mehreren gerade noch freien Stellen wurden daher vor Jahren solche Plätze geschaffen, etwas planlos allerdings, denn manche dieser Gräber liegen so nah an den Hauptwegen, dass sie bei großen Beerdigungen unfreiwillig und wenig pietätvoll betreten werden müssen.
Vor Jahren schon hat der Gemeinderat die Zustände bemängelt und nun soll nach den Vorstellungen des Landschaftsarchitekten Ordnung einkehren. Dieser teilt den Friedhof in drei Räume ein: Ganz oben, im neuesten Abschnitt, wo der Untergrund felsig und uneben ist und sich für tiefe Erdgräber ohnehin kaum eignet, sollen als sogenannte „Grüne Räume“ nur Urnengräber und dazu Stelen in lockerem Ensemble entlang der Wege entstehen. Rasenwege zwischen den Grabfeldern dienen als eiserne Reserve, die Bepflanzung soll naturnah und pflegeleicht sein. Auch die Kindergräber bleiben dort oben und der verstorbene Bürgermeister soll hier demnächst an prominenter Stelle seine letzte Ruhe finden.
Eine Etage tiefer sollen als Terrassen weiterhin Erdgräber angeboten werden, allerdings klar strukturiert und ebenerdig, mit den nötigen Baggergassen dazwischen für den Erdaushub. Derzeitige Urnengräber sollen hier allmählich wieder verschwinden. Und: „Die schönen Natursteinplatten sollten unbedingt erhalten werden!“
Zeitgeist trifft auf Tradition
Am spannendsten aber wird es im untersten Abschnitt, also grob zwischen katholischer Kirche und Aussegnungshalle. Denn in diesem ältesten Abschnitt, in dem zwischen freien Rasenflächen und unter alten Bäumen auch noch große Grabmäler über Gräbern wachen, in welchen Generationen alter Sulzbacher Familien bestattet sind, sollen die modernsten Formen der Bestattung Einzug erhalten: Baumgräber, Wiesengräber, Gemeinschaftsgrabanlagen – alles für Urnen. Hier trifft Zeitgeist auf Tradition und es soll als Park links und rechts des Durchgangswegs von den Kreuzäckern zur Ortsmitte ein Ort der Begegnung entstehen. Auf der Urnenwiese sollen Bänke und Blumenrabatten zum Verweilen einladen. Auch die Wasserstellen könnten ansprechend gestaltet werden.
Zudem soll eine neue Friedhofssatzung der Gemeinde, die bereits vor einem Jahr ausgearbeitet worden ist, den Veränderungen Rechnung tragen. Nach der alten Satzung seien zum Beispiel schwarze Grabsteine nicht erlaubt, erläutert Edelgard Löffler, was heute keinem mehr einleuchte. „Jeden schwarzen Grabstein mussten wir bisher im Gemeinderat einzeln genehmigen.“ Auch die Liegezeiten sollen ortsüblich auf 20 Jahre reduziert und verrottbare Urnen für Erdgräber vorgeschrieben werden.
Für 2024 geplant und bereits im Haushalt eingestellt sind als nächste Bauabschnitte die Anlage von Wegen und Gehölzen unterhalb der Aussegnungshalle sowie der Bau neuer Urnenstelen im oberen Teil des Friedhofs. Die Kostenschätzung für 2024 beläuft sich auf rund 160000 Euro und wurde vom Gremium einstimmig genehmigt; die weiteren Maßnahmen dürften weit teurer werden.