Modellballonglühen in Sechselberg: Leuchtende Farben und fröhliche Gestalten
Das Modellballonglühen verzückt auch im zweiten Jahr nach dem Umzug von Althütte nach Sechselberg große und kleine Zuschauer. Initiator Christian Schulz freut sich bei der achten Auflage des Events über die große Resonanz sowohl bei den Aktiven als auch bei den Besuchern.

© Alexander Becher
Wegen des starken Windes wurde das Event vergangenes Jahr spontan vom Festplatz Althütte zum Sportplatz Sechselberg verlegt. Der Waldrand hier verspricht etwas mehr Schutz vor Böen.
Von Matthias Nothstein
Althütte. Frostige zwei Grad und Wind, zwar nicht viel, aber doch spürbar – die äußeren Bedingungen hätten beim Modellballonglühen in Sechselberg angenehmer sein können. Und trotzdem ließen sich am Samstagabend Heerscharen von Besuchern das Lichtspektakel nicht nehmen und pilgerten zum Sportplatz des TSV Sechselberg, wo kurz vor Einbruch der Dämmerung auf der Freifläche vor dem Sportlerheim 18 Modellballons in allen Farben und Formen leuchteten. Die große Resonanz ließ auch das Gesicht von Christian Schulz strahlen. Der Initiator des Modellballonglühens war mit dem Widerhall auf die achte Auflage des Treffens vollauf zufrieden. Und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal vonseiten der aktiven Teilnehmer, sie sind aus ganz Deutschland angereist, manche auch aus Österreich und der Schweiz. Aber auch vonseiten der Besucher, das umrahmende Modellballonfeschdle war ein großer Erfolg.
Modellballonglühen in Althütte
Der Höhepunkt des Modellballonfeschdles, welches in diesem Jahr zum achten Mal stattfand.
Das Tageslicht ist längst noch nicht ganz entschwunden, da fauchen die ersten Brenner los. Ein Ballon nach dem anderen wird aus den Transporttaschen gezogen und entfaltet nach wenigen Flammenstößen seine ganze Größe und Farbenpracht. Wobei Größe relativ ist. Im Vergleich mit den „manntragenden Heißluftballons“ sind die Modellballons klein. Und trotzdem irgendwie auch schon wieder groß. Drei Meter Durchmesser haben die kleinsten; der Ballon, der den Nager aus der Sendung mit der Maus darstellt, kommt geschätzt auf fast acht Meter Höhe. Eines aber eint sie alle, die Farbenpracht und die Fröhlichkeit, die alle ausstrahlen. In der Masse noch mehr und auch in der besonderen Atmosphäre des sich dem Ende zuneigenden Tages.
Hanna Schulz-Gehring ist mit ihrem Mann Philip und den Söhnen Frederik und Benjamin ganz vorne bei den Ballons. „Die Kinder finden das toll, die Miniballons so nah zu sehen, und es ist völlig ungefährlich im Vergleich zu dem Aufbau eines Großballons.“ Schulz-Gehring erfreut sich besonders an den bunten Ballons, „weil die im Dunkeln herrlich in den verschiedenen Farben leuchten“. Generell lobt sie, dass bei so einem Treffen wieder viele Menschen zusammenkommen und miteinander ins Gespräch kommen.
Die Hälfte der Teilnehmer hat ihren Modellballon selbst genäht
Wolfgang Leibfritz aus Lichtenstein bei Reutlingen steuert zwei Ballons zu der Illumination bei, einen gekauften und einen selbst genähten. Für Letzteren hat der Industriemechaniker viele Stunden an einer Nähmaschine zugebracht. Seine Frau Petra ergänzt mit einem Schmunzeln: „Ich glaube, die Hälfte der Teilnehmer hat ihren Ballon selber gefertigt, so kommen Männer zum Nähen.“ Das Paar bereichert seit der Premiere 2014 die Veranstaltung in Althütte. Die beiden waren dieses Jahr mit ihren Ballons schon in Toblach in Südtirol bei den drei Zinnen. Auf der einen Seite sind die Modellballonfahrer alles Einzelkämpfer, die ihrem Hobby frönen, auf der anderen Seite sagt Petra Leibfritz: „Wir sind aber auch eine große Familie. Man kennt sich untereinander, es ist eine gute Gemeinschaft mit angenehmen Menschen, die sich bei diesen Treffen über alles Mögliche austauschen.“

© Alexander Becher
Die Ballonfahrer sind eine verschworene Gemeinschaft, jeder hilft jedem. Fotos: Alexander Becher
Christian Schulz fühlt sich in seinem Engagement als Organisator besonders deshalb bestätigt, weil erneut viele Kinder vor Ort sind, „und dafür machen wir es ja“. Auch er sagt, dass die kleinen Ballons für Kinder nicht so bedrohlich erscheinen wie die manntragenden, die gerne 20 Meter und mehr hoch sind und bei denen die Brenner viel lauter fauchen. Die kleinen Ballons hingegen darf etwa schon sein Enkel selbst per Fernsteuerung lenken, zumal die Gefährte mit einer 20 Meter langen Leine gesichert sind. Am Samstag jedoch verhindern Windgeschwindigkeiten mit Böen von 25 bis 30 Stundenkilometern diesen Spaß.
Das gegenseitige Helfen der Teilnehmer beim Aufbau und Abbau macht auf Schulz einen tiefen Eindruck, „wir sind eine verschworene Gemeinschaft“. Deshalb lautet seine Antwort auf die Frage, wie oft es solche Treffen gibt: „Zu selten.“ In ganz Deutschland weiß er nur von zwei solchen Zusammenkünften, neben seinem eigenen Event findet noch eines in Brigachtal bei Villingen statt. Dort sitzt der Hersteller der Gasbrenner und Ballonkörbe. Wegen der kleinen Aufstellfläche liegt in Sechselberg das Limit bei 20 Teilnehmern, „ich musste auch ein paar Absagen schreiben“, sagt Schulz. Er lobt die Gemeinde, die ihn sehr unterstützt, und den Veranstalter. Das ist aus versicherungsrechtlichen Gründen der baden-württembergische Luftfahrtverband, der die Gaskosten übernimmt.
Gäste räumten das Speisenangebot des TSV Sechselberg restlos ab
Als Schulz im Vorjahr das Event wegen des starken Windes der Not gehorchend nach Sechselberg verlegt hatte, konnte so spontan keine Verpflegung angeboten werden. Aber die Verantwortlichen des TSV versprachen, bei einer Wiederholung die Bewirtung zu übernehmen. Sie haben Wort gehalten und mit Waffeln, Würstchen und Kinderpunsch für alle kleinen Leckermäulchen etwas geboten. Wegen der eisigen Temperaturen waren auch Gulasch und Glühwein bei den Erwachsenen heiß begehrt. So sehr, dass alles ausging. Torsten Tänzer von der TSV-Fußballabteilung räumte ein, sein Team sei geradezu überrannt worden: „Das war unsere Bewirtungspremiere, aus der wir lernen. Nächstes Jahr planen wir mehr ein.“
2014, als das Ballonglühen erstmals stattfand, hätte Schulz die Veranstaltung gerne in Backnang angesiedelt, alleine schon aufgrund von Backnangs Partnerschaft mit Annonay, der Geburtsstadt der Gebrüder Montgolfier, die als Erfinder des Heißluftballons gelten. Aber damals gab es einige Bedenkenträger in der Stadt, wobei Schulz an erster Stelle den damaligen Oberbürgermeister Frank Nopper nennt. Inzwischen hat er wieder Hoffnung, dass das beliebte Event vielleicht doch einmal in die Stadt umziehen könnte. Das Interesse bei den Bürgern dürfte sicher vorhanden sein.