Magische Momente in der Murrhardter Schulküche

In einem Kurs der VHS Murrhardt kochen und backen Kinder und Jugendliche Speisen aus der Welt von Harry Potter. Klebrig süßes Butterbier ist der Favorit – zum Glück kommt es ganz ohne Alkohol aus.

Am Ende des Kurses sind vier Gerichte aus der Welt von Harry Potter fertig. Lia, Lasse, Lea und Lisa Bräunig (vorne, von links) verkosten ihre Werke. Dozentin Eli Heugel hat sich für den Kurs in Schale geworfen. Fotos: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Am Ende des Kurses sind vier Gerichte aus der Welt von Harry Potter fertig. Lia, Lasse, Lea und Lisa Bräunig (vorne, von links) verkosten ihre Werke. Dozentin Eli Heugel hat sich für den Kurs in Schale geworfen. Fotos: Stefan Bossow

Von Lorena Greppo

Murrhardt. Hogwarts liegt an diesem Tag in Murrhardt und anstatt fleißiger Hauselfen werkeln heute nicht weniger emsige Kinder und Jugendliche in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern in der Küche der Walterichschule. Die VHS hatte zu einem Ausflug in die magische Welt der „Harry Potter“-Speisen eingeladen und 16 Teilnehmende sind dem Aufruf gefolgt. „Ich war ziemlich überrascht, dass der Kurs so voll geworden ist“, sagt Dozentin Eli Heugel erfreut. Mit der Idee hat das VHS-Team offenbar einen Nerv getroffen.

Kürbispasteten und Butterbier, Chili-Burger des Schreckens und essbare Heuler stehen auf dem Menü. Worauf sich die Harry-Potter-Fans am meisten freuen? Die häufigste Antwort lautet Butterbier. Das Kultgetränk aus der Bücherreihe enthält – anders als es der Name vermuten lässt – keinen Alkohol und kann daher bedenkenlos auch von der Schülerschaft in der magischen Welt getrunken werden. „Danach kann ich aber wahrscheinlich für einen Monat nichts Süßes mehr essen“, sagt Lea Bräunig angesichts der großen Mengen an Zucker, Sahne und Co., die das Getränk ausmachen. Die 13-Jährige nimmt mit ihrer Mutter Lisa am Kurs teil und ist ein großer Fan von Harry Potters Abenteuern. Sie hat alle Bücher gelesen – „mehrmals!“ – und weiß auch schon genau, welches der vier Schulhäuser ihr liebstes ist: Gryffindor. Da trifft es sich gut, dass Eli Heugel bei ihrer Verkleidung genau dieses Haus ausgewählt hat. Stilecht mit Umhang, rot-gold gestreiftem Schal, Krawatte und Zauberstab scheint sie der magischen Welt entsprungen zu sein. „Wenn man Kinder großgezogen hat, kennt man sich zwangsläufig damit aus“, erklärt sie lachend. Ihr Sohn sei ein Fan des Hauses Slytherin gewesen, weil er Draco Malfoy cool fand. Diese Information entlockt Lea ein „Oh nee“, schließlich handelt es sich um Harry Potters Widersacher.

Wenn die Chilisoße zu scharf ausfällt, hilft man sich gegenseitig aus

Dass viele eingefleischte Harry-Potter-Fans unter den Teilnehmenden sind, ist auf den ersten Blick erkennbar. Viele von ihnen tragen T-Shirts und Pullover mit Emblems der Reihe. Der achtjährige Robin hat sich sogar die Haare in Form eines Blitzes eingefärbt. Er ist in Begleitung seiner Oma Veronika Zeitler dabei. Für die beiden ist es nicht das erste Mal, dass sie gemeinsam kochen und backen. „Er hilft gerne in der Küche“, sagt sie über ihren Enkel. Als sie den Kurs im VHS-Programm sah, habe sie daher direkt an Robin gedacht. Nun messen beide Zutaten ab, kneten Teig und schneiden Gemüse.

Natürlich geht auch beim eingespieltesten Team nicht alles glatt. Die Chilisoße des Schreckens, die dem Burger das gewisse Etwas verleihen soll, hat bei einem Mutter-Sohn-Team dann doch ein bisschen zu viel Schrecken. Zum Glück wird untereinander geteilt. Dass zwei Jungs ohne Begleitung eines Erwachsenen teilnehmen, habe sie anfangs skeptisch gemacht, räumt Eli Heugel ein. „Aber für ihr Alter haben die eine Mordsgeduld“, stellt sie erfreut fest.

Veronika Zeitler und ihr Enkel Robin sind ein eingespieltes Team in der Küche.

© Stefan Bossow

Veronika Zeitler und ihr Enkel Robin sind ein eingespieltes Team in der Küche.

Die Oberroterin gibt regelmäßig Kurse zu gesunder Ernährung. Magische Mahlzeiten sind neu in ihrem Repertoire. „Ich musste erst mal googeln, was es alles gibt“, gibt sie zu. Glücklicherweise sei das Internet voller Rezepte – manche für Gerichte, die in den Büchern genannt werden, andere mit Anspielungen auf die Buchtitel. Zu guten Rezepten, findet die Dozentin, gehören auch immer Fotos der Gerichte. „Es soll ja auch ansprechend sein“, sagt sie.

Nach nur einer guten Stunde ist die Küche bereits erfüllt von den Gerüchen der verschiedenen Speisen. Jedes Team hat eine eigene Herangehensweise, sodass auf manchen Arbeitsflächen Teig ausgewellt wird, während andere Kinder die Fleischmasse für die Burgerpattys vermengen. Bei Bräunigs wandern die essbaren Heuler schon in den Ofen. In der Harry-Potter-Welt sind Heuler Briefe, die ihren Inhalt mit lauter Stimme herausschreiben. In Murrhardt handelt es sich hingegen um ein Blätterteiggebäck, das stilecht wie ein Umschlag gefaltet und mit einem Gesicht aus bunter, essbarer Zuckerschrift gestaltet wird.

Daniela Fischer und ihr Sohn Lasse (8) machen sich derweil an die Butterscotchsoße für das Butterbier. Sie haben sich zusammen mit Nadja Eisenmann und ihrer Tochter Lia (9) angemeldet. Die beiden Frauen haben mit ihren älteren Kindern auch schon gemeinsame Kochkurse besucht, nun sind die Jüngeren dran. „Die lesen alle Harry Potter“, sagt Nadja Eisenmann. Aber helfen die beiden auch sonst mal zu Hause in der Küche mit? „Na klar“, antworten beide wie aus der Pistole geschossen. „Ich kann sogar schon richtig viel allein machen“, berichtet Lia stolz.

Was übrig bleibt, darf mit nach Hause genommen werden

Eli Heugel macht Runde um Runde durch die Küche, hilft bei der Suche nach den richtigen Utensilien, gibt Tipps für das Formen der Kürbispasteten oder den Einsatz der verschiedenen Gewürze. Zu keinem Zeitpunkt verfällt hier irgendwer in Hektik, die Stimmung ist gelöst und jedes Problemchen wird gelöst. Kurz nach 12 Uhr beginnen die ersten Teams bereits damit, ihre Teller anzurichten. Was nicht direkt verputzt werden soll, wird in Alufolie gewickelt und mit nach Hause genommen. Vor allem bei den Kürbispasteten hat es die Dozentin mit der Menge im Rezept ein wenig zu gut gemeint und auch von den Heulern wurden mehr gebacken, als gegessen werden können. Beschwerden gibt’s deswegen keine, die sind später sicher noch genauso gut.

Was vor Ort gegessen wird, wandert kurz darauf in den Nebenraum, wo Eli Heugel einen großen Tisch feierlich eingedeckt hat. Spinnweben-Tischdecke, Harry-Potter-Servietten und Pralinen in Form des goldenen Schnatzes (ein Sportgerät im beliebten Magiersport Quidditch) runden die ganze Sache ab. Und endlich dürfen die 16 fleißigen Küchenhelfer ihr magisches Menü in vollen Zügen genießen.

Süße Kürbispasteten

Teig 300 Gramm Mehl, 2 EL Zucker und etwas Salz in einer Schüssel mischen. 150 Gramm kalte Butter und 90 Gramm Pflanzenfett in Stücke schneiden und darauf verteilen. Alles gut mischen, mit etwas Wasser besprenkeln und glatt kneten. Anschließend in Frischhaltefolie eingewickelt mindestens eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Füllung 400 Gramm Kürbispüree, 100 Gramm Zucker, etwas Muskatnuss und etwas Zimt vermengen.

Zubereitung Den Teig etwa 3 Millimeter dick ausrollen und sechs Kreise mit etwa 15 Zentimeter Durchmesser ausschneiden. In der Mitte der Teigstücke 2–3 EL Füllung geben. Den Rand mit kaltem Wasser bestreichen und den Teig über der Füllung zusammenfalten. Die Enden mit einer Gabel eindrücken. Optional kann mit dem Messer ein Blitz eingeritzt werden. Bei 200 Grad Ober-/ Unterhitze für 30 Minuten backen.

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Erstellt:
2. November 2023, 06:00 Uhr

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