Margarete und Panos Konstantin haben beherzt allen Widrigkeiten getrotzt
50 goldene Jahre – am heutigen Donnerstag feiern Margarete und Panos Konstantin aus Erbstetten ihre goldene Hochzeit.
Von Simone Schneider-Seebeck
Burgstetten. Manchmal hilft der Zufall nach. Denn was wäre gewesen, wenn sich die Universität Stuttgart in der Stadtmitte nicht den Geisteswissenschaften geöffnet hätte? Margarete Konstantin hätte ihr Studium der Romanistik, Anglistik und Germanistik woanders begonnen und wäre ihrem Panos niemals in der Cafeteria begegnet.
Dort traf sich gerne eine Gruppe junger Griechen, die es zum Studium nach Stuttgart gezogen hatte. Irgendwie kam es, dass sich die junge Studienanfängerin Margarete Konstantin dazugesellte. „Das war eine angenehme Clique“, erinnert sie sich. Sie erklärte sich bereit, dem Maschinenbaustudenten Panos Konstantin beim Schreiben seiner Diplomarbeit zu helfen. 50 Mark sollte sie sich dadurch verdienen. Doch statt Geld bekam sie die große Liebe.
Für ihn lernte sie als Gaststudentin in Tübingen Neugriechisch. Und als 1971 sein Pass nicht verlängert wurde und Panos Konstantin nach Griechenland musste, um seinen Wehrdienst zu leisten, war das für die junge Fellbacherin bei Weitem kein Grund, die Beziehung zu beenden. Alle drei Monate reiste sie nach Griechenland – und das in Zeiten der Militärdiktatur. 1972 verlobte sich das junge Paar in Kavala (Nordgriechenland). Im Oktober 1973 endete der Wehrdienst, doch aufgrund der Zypernkrise wurden alle wehrfähigen Griechen in die Armee eingezogen. Mit dem letzten Zug gelang es Panos Konstantin, zurück nach Deutschland zu kommen. Bis er sich, angekommen in Stuttgart, bei seiner Verlobten melden konnte, vergingen bange Tage.
Die Arbeitssuche gestaltete sich für den jungen Mann zunächst schwierig, denn ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Arbeit, ohne Arbeit keine Aufenthaltsgenehmigung. Daher wollte Margarete Konstantin schnellstmöglich das Aufgebot bestellen. Doch auf dem Fellbacher Standesamt stieß sie – gelinde gesagt – auf Unverständnis. Warum sie denn nicht einen Deutschen heiraten könne? Doch auch von dieser Borniertheit ließ sie sich nicht abschrecken. Bereits als Schülerin hatte sie für das Fellbacher Rathaus als Französischübersetzerin gute Dienste geleistet. Und nachdem sie sich ob des Verhaltens auf dem Standesamt beim damaligen Oberbürgermeister beschwerte, ging es ganz schnell mit dem Aufgebot. Und so konnte am 1. Februar 1974 die standesamtliche Trauung stattfinden.
Standesamtliche Trauung gilt nicht als rechtmäßig
Am 28. Dezember folgte die kirchliche Trauung in der griechisch-orthodoxen Kirche in Stuttgart. Denn damals galt eine standesamtliche Trauung in Griechenland nicht als rechtmäßige Eheschließung. „Der Ritus war sehr beeindruckend“, schwärmt Margarete Konstantin noch heute. Und eine Erinnerung an diesen Tag haben sie noch aufbewahrt, einen Kranz, den der Trauzeuge während der Zeremonie abwechselnd auf die Köpfe von Braut und Bräutigam setzt.
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Im Jahr darauf wurde der erste Sohn geboren, 1978 folgte der Umzug nach Athen, wo der zweite Sohn zur Welt kam. Nach zwei Jahren ging es zurück nach Deutschland. Für die Firma, bei der Panos Konstantin jahrzehntelang als Konsultant tätig war, kam er fast überall in der Welt herum. Sie konnte ihn ab und zu begleiten.
Häufig reiste die Familie, zu der 1983 noch eine Tochter dazukam, nach Griechenland, begleitet von Margarete Konstantins Mutter, die es sich bis ins hohe Alter hinein nicht nehmen ließ, mitzureisen.
Internationalität ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens des Ehepaars. Für sie etwa die Verbundenheit zu Frankreich: Bis heute hat sie Kontakte aus der Zeit des Schüleraustauschs. Auch mit Bulgarien fühlen sie sich verbunden, denn seine Eltern, griechischstämmig, hatten bis in die 1920er-Jahre in einer griechischen Enklave in Bulgarien am Schwarzen Meer gelebt, bis sie nach Griechenland umsiedelten. Eine Nichte lebt in Irland, eine Neffe in Santo Domingo, ein weiterer Neffe ist mit einer Bolivianerin verheiratet. Und für die Kinder eines ehemaligen Masterstudenten aus Indien sind sie die „German Grandparents“. Während seiner Tätigkeit als Maschinenbauingenieur hat Panos Konstantin zahlreiche Studenten aus aller Welt betreut. „Wir haben unsere Weihnachtswünsche in acht Sprachen verschickt“, erzählt sie.
Auch in der Rente wird es dem Paar nicht langweilig. Panos Konstantin hat mit seiner Frau bereits mehrere technische Bücher geschrieben, die auch als Lehrwerke im Bereich Energiewirtschaft Verwendung finden. Drei Manuskripte stehen gerade kurz vor der Fertigstellung. Und auch ein historisches Werk über die Geschichte der griechischen Gemeinden an der bulgarischen Schwarzmeerküste ist bereits erschienen – auf Griechisch und auf Deutsch.
Fünf Enkel bereichern mittlerweile ihr Leben, um die sie sich ebenfalls mehrmals in der Woche kümmern. Seit 1982 lebt die Familie in einer eigenen Doppelhaushälfte in Erbstetten. „Es geht uns gut“, sagen beide. „Wir freuen uns an dem, was geht, und trauern nicht dem nach, was nicht geht.“