Mehr Container in Backnang für Altglas und Papier
Die Zahl der Recyclingcontainer steigt im Backnanger Stadtgebiet auf insgesamt 210. Neue Standorte gibt es im Aurelis-Areal, an der Oberen Bahnhofstraße oder an der Manfred-von-Ardenne-Allee. Gleichzeitig fallen aber intensiv genutzte Standorte weg, etwa beim Wasserturm.
Von Matthias Nothstein
Backnang. Die Menge jener Wertstoffe, die in Glas- oder Papiercontainern gesammelt werden, wächst im Stadtgebiet Backnang ständig an. Das hat mehrere Gründe. Neben der angestiegenen Einwohnerzahl ist es vor allem das geänderte Konsumverhalten der Menschen, das diesen Wertstoffberg wachsen lässt. Das heißt: Immer mehr Menschen bestellen sich Ware im Internet, der Verpackungsmüll und Kartonagen nehmen ständig zu. Insofern ist es nötig, dass noch mehr Recyclingcontainer als bisher im Stadtgebiet aufgestellt werden. Andernfalls drohen die Container überzuquellen. Und dann ist es nicht mehr weit bis dahin, dass aus dem Wertstoff plötzlich dreckiger Müll wird. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss hat daher in seiner jüngsten Sitzung den Plänen der Stadtverwaltung geschlossen zugestimmt, weitere Standorte für Container auszuweisen. Zumal auf der anderen Seite in der Vergangenheit einige hoch frequentierte Containerstandorte wegen städtebaulicher Neuordnungen weggefallen sind. Das waren zum einen die Container am Dresdener Ring auf Höhe des Wasserturms, wo aktuell die B14 vierstreifig ausgebaut und die Brücke neu gebaut wird. Aber auch in der Sulzbacher Straße und im Bereich Bleichwiese sowie auf der Maubacher Höhe mussten intensiv genutzte Anlagen wegen baulicher Veränderungen aufgeben werden.
Die neuen Standorte finden sich etwa in der Maubacher Straße auf Höhe des Aurelis-Areals. Dort werden bis zum Herbst dieses Jahres fünf Container neu aufgestellt, die Kosten belaufen sich auf ungefähr 20000 Euro. Des Weiteren kann in der Manfred-von-Ardenne-Allee ohne weitere bauliche Maßnahmen ein neuer Standort eingerichtet werden. Und in der Gartenstraße konnte die Stadt auf privater Fläche (Edeka) probeweise Container errichten, ebenso in der Oberen Bahnhofstraße, wo probeweise auf eigener Fläche Container Platz fanden.
In den Stadtteilen gibt es noch Diskussionsbedarf wegen der Standorte
Gisela Blumer, die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts, erläuterte den Ausschussmitgliedern ferner, dass es in den Stadtteilen laut den Ortsvorstehern durchaus Diskussionsbedarf gibt. Blumer: „Es gibt laut den Rückmeldungen sowohl in den fünf Stadtteilen als auch in Sachsenweiler Konflikte, die wir individuell betrachten müssen. Dabei geht es etwa um den ÖPNV, um Lärm und um die Nähe zu Gebäuden und zum Friedhof. Wir gehen noch auf die Ortsvorsteher zu, um Lösungen zu finden.“
Containerstandorte finden ist laut Blumer kein einfaches Thema. Vielmehr seien mehrere städtische Ämter gleichzeitig mit der Aufgabe beschäftigt. Die Amtsleiterin freute sich deshalb ganz besonders, dass es letztendlich aber doch gelungen sei, eine deutlich größere Anzahl an Containerplätzen von insgesamt 210 zu erreichen, „zum Teil sogar ganz ohne zusätzliche Kosten“.
Die Kartonageflut gehört eingedämmt
Weitere Themen
Es sei zu begrüßen, dass die Anzahl der Container ausgeweitet werde, sagte Ute Ulfert, „der Bedarf steigt und steigt“. Die Christdemokratin regte an, sich Lösungen zu überlegen, wie zum Beispiel die Kartonagenflut eingedämmt werden könnte. Ulfert: „Uns gehen sonst irgendwann die Stellplätze aus. Keiner will solch einen Container vor seinem Haus stehen haben.“ Die CDU-Stadträtin forderte neue Regeln, wie etwa dass Kartons zurückgenommen werden müssen. Heinz Franke (SPD) sprach sich dafür aus, die wilden Ablagerungen konsequenter zu sanktionieren. Gleichzeitig warb er dafür, die Müllberge trotzdem regelmäßig zu entsorgen, damit man niemandem einen Anreiz bietet. Franke: „Wenn erst einmal Müll rumliegt, wird es schnell immer mehr.“ Er lobte Bürger, die aus diesem Grund zum Beispiel in Heiningen von sich aus immer wieder den Abfall aufgeräumt hätten, „das ist ein Zeichen von wirklichem, bürgerlichem Engagement“. Die Vermüllung rund um die Container sei ein Thema, das laut Franke von den Leuten am häufigsten genannt werde, wenn es um Kritikpunkte am Erscheinungsbild der Stadt geht.
Gisela Blumer erinnerte daran, dass der Landkreis die Entsorgungsunternehmen beauftragt: „Wir stehen in keinen vertraglichen Beziehungen zu diesen und haben keinen Einfluss auf die Leerungsintervalle der einzelnen Standorte.“ Nur indirekt sei es dank der Unterstützung durch einige Kreisräte gelungen, die Intervalle zu verkürzen. Zudem machte sie keinen Hehl aus ihrer Überzeugung, dass sie das Duale System Deutschland durchaus kritisch sehe, und stellte sogar dessen Sinnhaftigkeit infrage.
Die Reinigung der Standorte erfolgt laut Blumer durch den Baubetriebshof, „dafür wurde extra ein Mülllaster angeschafft, der den ganzen Tag kreist“. Aber es sei wie im Hamsterrad: Wenn an einer Stelle sauber ist, ist die nächste schon wieder verdreckt.
37 Standorte Aktuell sind in Backnang an 37 Recyclingstandorten 75 Papiercontainer und 112 Glascontainer eingerichtet. Zusätzlich ist die Abgabe von Papier und Glas beim Recyclinghof in der Theodor-Körner-Straße und auf der Deponie in Backnang-Steinbach möglich.
Entwicklung Im Jahr 2013 gab es 38 Standorte mit 57 Papiercontainern und 108 Glascontainern. Die Stadt will die Zahl der Standorte auf 41 erweitern und dort 86 Papiercontainer und 124 Glascontainer aufstellen lassen. Amtsleiterin Gisela Blumer kündigte an, dass weitere Standorte geprüft werden, „aber dazu bedarf es weiterer Untersuchungen, was den Lärm angeht“.
Zuständigkeit Die Recyclingcontainer werden im Auftrag der Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) alle ein bis zwei Wochen von der Firma Alba geleert. Für die Reinigung und Überlassung der Standplätze erhält die Stadt Backnang von der AWRM einen jährlichen Betrag von über zwei Euro pro Einwohner, zuletzt 86600 Euro jährlich.
Reinigung Die wöchentliche Reinigung der Standorte übernimmt der städtische Baubetriebshof, nachdem die Paulinenpflege Winnenden 2021 die Reinigung aufgrund personeller Engpässe gekündigt hatte. Über das Jahr fallen Mehraufwendungen aufgrund von illegalen Müllablagerungen an.
Kontrollen Bei Verunreinigungen der Containerstandorte werden regelmäßig über den städtischen Vollzugsdienst alle Anstrengungen unternommen, die Verursacher zu ermitteln. Im Jahr 2023 gab es 62 Kontrollen. Die Ahndung erfolgt laut dem Abfallwirtschafts- und Abfallgesetz und dem Bußgeldkatalog Umwelt. Zuständig ist das Landratsamt Rems-Murr-Kreis. Vom Landratsamt wurden im Jahr 2023 insgesamt 18 Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Müllverstößen durchgeführt und Bußgelder erlassen.
Altkleidercontainer Die Stadt Backnang vergibt zum 1. Juli 2024 insgesamt 14 Standplätze für die Aufstellung von 20 Altkleidercontainern im Stadtgebiet im Bereich bestehender Wertstoffinseln an geeignete Bewerber im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens. Die Sondernutzung dieser 20 Standplätze wird befristet bis 2027. Die Bewerber müssen unter anderem eine Bestätigung über eine Betriebshaftpflichtversicherung vorlegen und verantwortliche Personen für die Container benennen können.
Sicherheit Da Siglinde Lohrmann (SPD) schon mehrfach beobachtet hatte, wie Menschen in Altkleidercontainer geklettert sind und sich selbst gefährdet haben, forderte sie, nur solche Container zuzulassen, bei denen dies baulich nicht möglich sei.