Mehrere Investoren bekunden Interesse

Das Gebäude Schillerplatz 3 steht seit Jahren leer. In die schleppenden Verkaufsverhandlungen kommt nun frischer Wind. Die Stadt Backnang möchte mit einem speziellen Auswahlverfahren den geeignetsten Käufer finden. Mehr als der Kaufpreis soll das Konzept den Ausschlag geben.

Soll an einen Investor verkauft werden, der das denkmalgeschützte Gebäude sanieren kann: Haus Schillerplatz 3. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Soll an einen Investor verkauft werden, der das denkmalgeschützte Gebäude sanieren kann: Haus Schillerplatz 3. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Das Gebäude Schillerplatz 3, das früher unter anderem von verschiedenen Vereinen und Institutionen genutzt wurde, steht inzwischen seit zwei Jahren komplett leer. Doch in die schleppenden Verkaufsverhandlungen kommt nun wieder frischer Wind. Die Stadt Backnang als Eigentümer hat vor wenigen Wochen ein Investorenauswahlverfahren gestartet, dessen Resonanz dem Vernehmen nach sehr erfreulich sein soll.

In dem Verfahren müssen die Interessenten erläutern, wie sie sich die Sanierung vorstellen, welche Nutzung (Wohnungen oder Geschäftsräume) sie planen und welche Preisvorstellung sie haben. Eine städtische Bewertungskommission wird dann anhand eines Punktekatalogs ermitteln, welcher Bewerber die meisten Zähler erringt und damit auch den Zuschlag erhält. Backnangs Erster Bürgermeister Siegfried Janocha machte dieser Tage noch einmal deutlich, dass nicht der Kaufpreis allein den Ausschlag geben wird. Vielmehr soll jener Interessent den Zuschlag bekommen, der ein rundum gutes Konzept vorlegt.

Dieses Vorgehen hat die Investoren keinesfalls irritiert. Im Gegenteil, es stieß laut Janocha auf Wohlgefallen, was sich auch an der Zahl der Interessenten – die Rede ist von fünf – widerspiegelt. Das nun gestartete Investorenauswahlverfahren ist der erste Schritt. Sobald die verschiedenen Konzepte vorliegen und bewertet worden sind, wird eine Entscheidung getroffen. Das letzte Wort hat jedoch der Gemeinderat. Wieder drückt die Stadt aufs Tempo. So hofft Janocha, dass das Gebäude bis Ende des Jahres verkauft werden kann.

Im Jahr 2016 wurde allen Mietern ganz plötzlich gekündigt

Unter den früheren Mietern wird jedoch Kritik laut, dass einstens auch wegen ihres Auszugs aufs Tempo gedrückt wurde, sich dann aber jahrelang nichts getan habe. Vor allem Werner Bachert vom Vorstand des Backnanger Ortsvereins Deutscher Mieterbund übt heftige Kritik. So sei 2016 allen Mietern „ganz plötzlich gekündigt worden“. Bachert weiter: „Ärgerlich war auch, dass das ganze Verfahren samt den Gesprächen der Verwaltung mit den einzelnen Vereinen unter sehr fragwürdigen Bedingungen durchgeführt wurde. Auch die von der Stadt dem Mieterbund Backnang ausdrücklich zugesagte Unterstützung bei der Suche nach geeigneten neuen Räumlichkeiten hat eigentlich nie stattgefunden.“

Ein Vorwurf, dem Janocha klar widerspricht. Es sei keinesfalls so, dass die Mieter „von der Stadt rausgeschmissen“ worden wären. Vielmehr habe man die Suche nach neuen Räumlichkeiten unterstützt. Janocha ist zudem der Ansicht, dass sich eigentlich alle Mieter „verbessert“ hätten, was die neue Unterbringung angeht. Einen Aspekt räumt er jedoch unumwunden ein: „Man hätte wegen des Auszugs nicht so drängen müssen und das alles langsamer machen können, da gebe ich den Kritikern recht.“

Vor Jahren schon war immer wieder der Name eines Investors genannt worden. Die Verhandlungen mit ihm sind laut Janocha nicht gescheitert, „er ist immer noch im Rennen“. Der eigentliche Grund für die Verzögerung liegt laut Janocha darin begründet, dass zwischenzeitlich „eine große Lösung“ mit Einbeziehung der Nachbarschaft angedacht war. Diese Überlegungen sind inzwischen als gescheitert anzusehen, „das hat sich zerschlagen“, so Janocha.

Werner Bachert hat jedoch grundsätzliche Bedenken, dass das Gebäude verkauft werden soll. In einer Stellungnahme schreibt der Funktionär: „Mit Interesse, aber auch mit leichter Verbitterung und Verärgerung beobachtet der Mieterbund Backnang die aktuellen Bemühungen der Stadt Backnang, das Gebäude Schillerplatz 3 zu verkaufen.“ Bachert erinnert sich nämlich noch daran, dass das Haus „1997 nach Auszug des Sozialamtes vom damaligen Kämmerer Manfred Wohlfarth weitsichtig als ein Haus für Vereine“ vorgesehen war. Ein Zweck, den das Haus über Jahre hinaus auch erfüllte. Nun wirft Bachert der Stadt vor, dass der eigentliche Grund für den Verkauf sei, dass man „seitens der Stadt wohl nicht bereit war, notwendige Investitionen durchführen zu lassen, nachdem man über Jahre hinweg versäumt hatte, das Gebäude instand zu halten“.

Die Stadt selbst hat nie geplant, das inzwischen leer stehende Gebäude für eigene Zwecke zu nutzen. Erster Bürgermeister Janocha sagte dazu: „Wir haben derzeit keinen Bedarf, zumal das Gebäude für unsere Zwecke nicht geeignet ist.“ Gleichzeitig verteidigte Janocha die jüngste Erweiterung des städtischen Raumprogramms, wonach die Abteilung Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) in der Postgasse 5 angesiedelt werden soll. Die Umbauten an dem Gebäude laufen derzeit auf Hochtouren. Für die Entscheidung, sich in dem bisherigen Ärztehaus hinter der Adlerapotheke auszubreiten, sprach nicht nur die Nähe zum historischen Rathaus, sondern auch die Tatsache, dass alle Anschlüsse wie etwa Glasfaserleitungen bereits vorhanden sind.

Janocha möchte das Projekt nun schnell über die Bühne bringen, „denn der Leerstand ist für die Innenstadt nicht gut“. Dass das Gebäude für Investoren interessanter ist als für die Stadt, hängt jedoch auch damit zusammen, dass private Bauherren steuerliche Sonderabschreibungen für die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden geltend machen können. „Privatmänner können dies, wir nicht.“ Und Janocha sagt abschließend: „Uns gefällt es auch nicht, wenn das Gebäude zu einem Schandfleck wird. Deshalb ist es unser Anliegen, dass es so schnell wie möglich saniert wird.“

Kommentar
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Die einstigen Mieter

Auszug Die einstigen Mieter des Gebäudes Schillerplatz 3 sind allesamt ausgezogen, einige bereits seit mehreren Jahren:

Die Lebenshilfe hat schon im Jahr 2015 in der Bahnhofstraße in der sogenannten Alten Post neue Räume bezogen.

Die beiden SPD-Politiker Gernot Gruber (MdL) und Christian Lange (MdB) weihten ihr gemeinsames Bürgerbüro und das Büro des Ortsvereins am Burgplatz 8 Anfang 2018 ein.

Auch der Kreisverband des VdK ist längst umgezogen, die neue Adresse lautet Sulzbacher Straße 140.

Der Deutsche Mieterbund ist vor zweieinhalb Jahren in die sogenannte Villa Rutsch in der Erbstetter Straße 28 umgezogen.

Die Backnanger Seniorenwerkstatt ist im Mai 2019 in das städtische Gebäude Wassergasse 2 umgezogen, dort sind auch das Büro des städtischen Waldkindergartens und die PC-Werkstatt Backnang untergebracht.

Grundsatzbeschluss Der Gemeinderat hatte 2016 den Grundsatzbeschluss gefasst, dass das Gebäude Schillerplatz 3 veräußert werden soll. Laut dem damaligen Wirtschaftsförderer Ralf Binder hatte es immer wieder Kaufinteressenten gegeben.

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Erstellt:
6. August 2021, 06:00 Uhr

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